PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe
das Pferd bis an
den Rand des Kreises. Jeder, der sich näherte, blickte in die
leuchtenden Augen des Wolfes und in den aufgerissenen Rachen. Asser
führte das andere Reittier weg. Ich vergewisserte mich, daß
keine großen Steine am Boden lagen, trat einen mit dem Fuß
aus dem Staub und blieb stehen.
»Wie lange soll ich kämpfen?« fragte ich Thupa,
der mich schweigend musterte. Er war unschlüssig, was er tun
sollte, das war deutlich zu erkennen.
»Bis zum Sieg«, sagte er.
Uroga und ich standen uns gegenüber. Ich duckte mich und
wußte, daß es hier um meinen Plan ging, um das Schiff und
die Heimkehr nach ARKON. Ich mußte gewinnen, und ich konnte nur
gewinnen, indem ich Klugheit und List gegen rohe Gewalt setzte.
»Wann fangen wir an?« fragte Uroga. Er gehorchte Thupa
widerspruchslos.
»Fangt an!«
Thupa rammte seinen Kommandostab gegen den Boden. Es krachte
dumpf.
Wir standen da. Uroga tastete mich mit Blicken ab, und ich
versuchte, seine Schwächen und Stärken zu sondieren. Er
bewegte sich langsam, aber mit konstanten und ruhigen Bewegungen. Ich
ging in die Knie, spreizte die Arme vom Körper weg und erwartete
seinen Angriff. Plötzlich, wie ein Geschoß, stürzte
Uroga vorwärts. Ich erwartete ihn, wich seitlich aus und setzte
einen Beinhebel an. Der Jäger stolperte, ich warf mich auf
seinen Rücken und setzte den Vierten Zug Dagor an. Der Körper
war für diesen Griff zu schwer. Uroga schüttelte sich,
sprang hoch und ließ sich auf den Rücken fallen. Ich
schlug auf, fühlte einen brennenden Schmerz in Lunge und Magen
und riß den Arm des Jägers herum. Dann schmetterte ich mit
äußerster Kraft die geballte Faust gegen seine Schläfe.
Uroga heulte auf wie ein Tier und warf sich herum. Er blutete aus dem
Ohr. Ich wich aus, fintete und schlug zu. Ein Handkantenschlag traf
den Jäger seitlich am Hals.
Er traf mit der flachen Hand meine Schulter und wirbelte mich
herum.
Ich überschlug mich, sah, wie er zu einem Sprung ansetzte und
wartete. Als er sich in der Luft befand, riß ich die Beine hoch
und trat zu. Uroga krachte zurück auf den Boden, und ich stürzte
mich auf ihn. Zwei Schläge in die Herzgrube lähmten ihn,
ein weiterer Hieb mit der Handkante machte ihn bewußtlos. Ich
stand auf und wischte den Schweiß von der Stirn. Dann zog ich
mein Messer, warf mich über Uroga und setzte es an seine Kehle.
Die Schreie aus den Reihen der anderen Jäger hörte ich
nicht; in meinen Ohren rauschte das Blut. Ich wartete geduldig, bis
der Jäger wieder zu sich kam. Dann öffnete er seine Augen,
sah in mein Gesicht und spürte den Druck des Messers an seinem
Hals.
»Ich werde töten«, sagte ich laut.
Thupa stand nur einige Meter von uns entfernt. Er betrachtete uns
ausdruckslos.
»Wer hat verloren?« fragte ich laut. »Uroga oder
ich?«
»Uroga«, sagte Thupa laut und deutlich.
»Glaubst du mir jetzt?«
Er nickte. Ich drückte etwas stärker zu, und Uroga
gurgelte heiser vor Schmerz und Wut. Oder war es Todesangst? Ich
setzte mich auf, noch immer das Messer an seiner Kehle und blickte
Thupa an. »Ich werde an deinen Feuern sitzen?« fragte
ich, so daß es sämtliche Jäger hören konnten.
»Du sitzt an unseren Feuern«, sagte Thupa jetzt.
Ich nahm das Messer weg, steckte es zurück und streckte die
Hand aus. Uroga schüttelte ungläubig den Kopf, ergriff die
Hand, und ich zog ihn hoch. Der Jäger blutete aus der Nase und
aus dem Ohr, über die Wange zog sich ein Kratzer, und einige
seiner Knochen würden noch Tage schmerzen. Uroga kam auf die
Füße, schüttelte noch einmal den Kopf und keuchte.
Dann sah ich die Bewegung seines Armes und duckte mich. Ein Schlag,
der mich hätte töten können, ging über mich
hinweg. Ich holte aus, blockierte einen weiteren Schlag und griff mit
einem Siebenten Schlag Dagor an. Uroga blickte mich erstaunt an, die
Luft pfiff aus seinen Lungen, und er fiel, sich merkwürdig
drehend, in sich zusammen. Sein Kopf schlug gegen einen Stein.
»Eure Feuer verbrennen, wenn man sich zu ihnen setzt«,
sagte ich und ging auf Thupa zu.
»Bin ich jetzt auf genommen?«
Der Schwinger des Kommandostabes breitete beide Arme aus und
winkte mir. Ich ging näher, und er legte mit unnachahmlicher
Würde die Hände auf meine Schultern.
»Adlaan, der Bruder des Wolfes, ist Jäger in unserem
Stamm«, schrie er laut. »Er wird eine Hütte bauen,
ein Feuer anzünden, ein Ren jagen und ein Weib nehmen, alles in
dieser Folge. Willkommen, Bruder des Wolfes!«
Ich senkte den Kopf. Ich
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