PR TB 061 Der Planetenkönig
Agbro hatte alle Unterlagen
zurückgelassen, die dem Sieger von Rechts wegen zustanden, und
aus ihnen entnahm Stoke, daß der Fürst an der Belagerung
von Tulli mit insgesamt sechseinhalbtausend Mann regulären
Truppen und knapp dreihundert Adeligen teilgenommen hatte. Etwa die
Hälfte der Adeligen fungierten als Offiziere und standen damit
ebenso wie die gemeinen Truppen unter dem Befehl des neuen Fürsten.
Einhundertundachtundvierzig Grafen, Barone und Ritter waren Agbro
freiwillig gefolgt und standen zu ihm in einem weitaus weniger exakt
definierten Abhängigkeitsverhältnis. Etwa fünfzig von
diesen hatten sich hier im Zeltlager befunden und waren verschwunden,
ohne sich Abschied zu erbitten. Stoke nahm sich vor, auch die
restlichen in Frieden ziehen zu lassen, bis er Zeit hatte, die Frage
ihrer Verpflichtungen dem Fürsten gegenüber zu regeln.
In einer kurzen Unterredung mit dem Grafen Puo, einem überaus
sympathischen jungen Mann, der als Agbros Truppenkommandeur fungiert
hatte, legte Stoke fest, daß die gesamte Streitmacht sofort in
Marsch zu setzen sei und das Territorium des Herzogtums Tulli auf dem
schnellsten Wege zu verlassen habe. Puo reagierte, als habe er nichts
anderes erwartet, und versprach, er werde den Befehl so rasch wie
möglich an die Regimentskommandeure weiterleiten und für
seine unverzügliche Ausführung sorgen.
Zwei Stunden später erhielt Stoke die Meldung, daß
seine eigenen Truppen bereits im Abzug begriffen seien, während
die übrigen Fürsten und Grafen damit begonnen hatten, ihre
Lager abzubrechen. Die Belagerung von Tulli war zusammengebrochen,
nachdem der mächtigste Teilnehmer durch den unglaublichsten
Zweikampf in der Geschichte von An'An ausgeschaltet worden war.
Stoke ließ sich von Puo fünf verläßliche
Leute empfehlen und schickte sie mit einer verschlüsselten
Botschaft und den schnellsten Fahrzeugen, über die Agbros Troß
verfügte, nach Maro-Noe. Die Botschaft besagte einfach, daß
der Kampf um das Fürstentum Agbro gewonnen sei, und fünf
Leute schickte Stoke deswegen, weil er befürchtete, daß
der eine oder andere der Männer sich unterwegs auf seinen
Treueeid an den vorherigen Fürsten Agbro entsinnen und die
Meldung lieber vernichten als sie ihrem Empfänger aushändigen
würde. Der Empfänger, natürlich, war König Hiro.
Gegen Mittag erwies sich Stokes Vorsicht als überflüssig.
Der Funksperriegel, der bislang auch den Äther über Tulli
hermetisch von der Außenwelt abgetrennt hatte, zerbrach.
Offenbar hatte die Nachricht vom Fall des Fürsten Agbro auch die
südwestliche Kante des Belagerungsringes erreicht, wo die
Störsender stationiert worden waren. Stoke setzte dieselbe
Meldung, die er den fünf Boten mitgegeben hatte, per Funk nach
Maro-Noe ab und erhielt wenige Minuten darauf die Bestätigung,
daß sie richtig empfangen worden war.
Um drei Uhr erschien im Lager eine Abordnung des Herzogs von Tulli
mit Fahrzeugen und überbrachte dem neuen Fürsten eine
Einladung zum Palast. Stoke beließ den weiteren Abbruch des
Lagers in den Händen des Grafen Puo, auf den er sich verlassen
zu können glaubte, und folgte der Aufforderung unverzüglich.
Er hatte sich aus den mitgebrachten Vorräten inzwischen
gekleidet, wie es der Würde eines Fürsten entsprach und
fühlte sich, als er in einem stattlichen Fahrzeug auf Tulli-Noe
zuglitt, zum erstenmal seit langer Zeit mit sich selbst zufrieden und
an der Spitze aller Dinge.
Der Herzog empfing ihn mit soviel Prunk, wie er in der kurzen Zeit
hatte organisieren können. Ohne vor der Öffentlichkeit die
Maske fallen zu lassen, erklärte er sich über den
ungeheuren Wagemut, mit dem der vorherige Reiche Derringer von Aritui
es unternommen hätte, den frechen Belagerer zum Zweikampf
herauszufordern und ihn in einem einmaligen Kampf zu besiegen. Er
erklärte zugleich seine tiefe Dankbarkeit für diesen
Wagemut, da ihm selbst dadurch aus einer äußerst
schwierigen Lage geholfen worden sei, obwohl, wie er sich zu betonen
beeilte, der neue Fürst Agbro den Schritt nicht um seinetwillen
getan habe, sondern weil ihm der Gedanke einer dauernden Behinderung
des Handels zwischen Tulli-Noe und Aritui zutiefst zuwider gewesen
sei.
In einer Erwiderung wehrte Stoke alles Lob ab, erklärte sich
jedoch angetan von den Bezeigungen der Dankbarkeit und gab zu
verstehen, daß er in seinem neuen Fürstentum, umgeben von
starrköpfigen Unisten, alle Hilfe brauchen werde, die man ihm
nur angedeihen lassen könne.
Dem Empfang folgte
Weitere Kostenlose Bücher