PR TB 071 Sturm Uber Babylon
Tagen
unternommen werden müssen, aber sechzehntausend oder mehr
Menschen konnten eine Menge Dinge schaffen. lachdun-chur berichtete
stolz, wie er die Handwerker aus den Vorstädten in den
Arbeitsprozeß eingegliedert hatte. Sie stellten Pfeile her,
schmiedeten Kupfer, gössen Bronze und schleppten Steine und
ballistische Waffen auf die Mauern und in die Türme. Die
Landbevölkerung war auf die einzelnen Häuser verteilt
worden. In den leeren Pferdeställen des Königs standen die
Kühe,
meckerten die Ziegen, blökten die Schafe, und Fackelträger
liefen durch die Gassen.
„Wann werden sie angreifen, Kishurra?"
Kishurra sah mich an, das Kinn in die Handfläche gelegt. Dann
blickte er hinaus zu den Sternen und murmelte:
„Nach meiner Erfahrung vergehen drei, vier Tage ..."
Wir waren sehr froh, als am nächsten Morgen nach einem
flüchtigen Gefecht vor den Tortürmen dreitausend Männer
kamen. Sie waren ausnahmslos beritten und Teile der Elitetruppen der
tributpflichtigen Städte. Wir ließen sie ein, bewirteten
sie königlich und verteilten sie an die Mauern.
Und als der Wolf zurückkam, wußten wir Genaueres.
Zimrilim von Mari, am Oberlauf des Kupferflusses, hatte
neunundzwanzigtausend Mann zusammengezogen.
Es schien, als könne nur noch einer helfen MARDUK!
Die fünf Tage vor dem ersten Angriff verbrachten wir alle
fast ständig auf den Mauern. Ich verbrauchte fast mein gesamtes
Gepäck, um zwei Reihen von
Schnüren entlang gewisser Mauerstellen zu ziehen und alle
zehn Meter eine selbst hergestellte Bombe zu befestigen. Ich sah
meine Waffen durch und hörte, daß sich auch der Priester
eine deutliche Unruhe bemächtigt hatte. Jarhhunte bekam ich
allerdings nicht zu Gesicht.
Am sechsten Tag sahen wir die Heerzüge, die von Osten her auf
Babylon zukamen.
Daganya, ganz in schwarzes Wildleder gekleidet, in einer
Männerhose, Stiefeln und Gürteln einer unwirklichen Gestalt
gleichsehend, gab mir das beschriftete Pergament und sagte:
„Zeit für die Geier, Shar-Atlan, großer Jäger."
Ich stimmte zu und schickte drei Boten zu den vereinbarten
Männern.
Als das Heer anrückte, schwangen sich mit schweren
Flügelschlägen neunzehn schwarzf lüglige Geier mit
weißen Halskrausen in die Luft. Sie kamen aus den vier
Ecktürmen der ummauerten Stadt. Sie waren hungrig und wütend,
und in der aufsteigenden Warmluft des Morgens zogen sie Kreise,
glitten immer höher und schrien mißtö
nend. Dann entdeckten sie die Abfälle im Lager der beiden
Heeresgruppen und schwebten darauf zu. Ich konnte durch mein Fernglas
beobachten, wie die Züge in Unordnung gerieten. Es war ein böses
Zeichen und die Hauptleute trieben ihre Männer mit den
Lanzenspitzen wieder vorwärts.
„Boote und Flöße auf dem Flußarm!"
Der Ruf setzte sich über die Mauerkronen hinweg fort.
Achtundvierzig starke Strickleitern rollten über die gesamte
Tiefe der Mauern ab und landeten unten in dem kleinen Park; die
Verbindungstüren waren vermauert und unkenntlich gemacht worden.
Auf jeder Leiter kletterten fünf ausgesuchte Männer
hinunter. Hebebäume mit einfachen Flaschenzügen schoben
sich oben über die Mauerkronen. Fünf Stück, dann
weitere drei. Ich kletterte als dritter Mann eine Leiter hinunter und
verschwand in der Deckung.
Mein Kommando wurde weitergegeben:
„Wurfmaschinen spannen!"
Je zwei Hebel, die starke Seile aus Tiersehnen und Frauenhaar
auslösten, waren mit einem Seil verbunden. Zweifache
Untersetzungen aus harthölzernen Zahnrädern wurden durch je
vier Männer gedreht und zogen die Sehnen nach hinten. Balken aus
Palmenholz wurden eingelegt, von denen je zwei mit einer dicken
Bronzekette verbunden waren.
Die Strickleitern wurden eilends aufgezogen, als sie nicht mehr
gebraucht
wurden. Oben verschwanden die Köpfe der Schützen hinter
den Zinnen. Wir lauerten hinter den Binsen und Büschen.
Sie kamen.
Boote und Flöße. In den Booten waren Männer mit
Schleuderankern und schweren, hölzernen Bögen. Brennende
Ölbehälter standen bereit, um durch primitive Schleudern
über die Mauer geworfen zu werden, und am Heck eines jeden
Bootes stand ein Mann, der einen mächtigen, mit Steinen
beschwerten Anker hochstemmte. Die Boote wollten hier ankern und die
Mauer berennen wie, das war noch nicht ganz klar.
Die ersten Boote glitten durch die Steinsäulen hindurch,
wurden von der Strömung fortgezogen, legten drei
Kilometer zurück und ankerten dann. Flöße folgten,
mit Barrieren versehen, die man mit nassem Lehm
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