PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
Einwand, aber ein
Mitglied des Familienrates kam ihm zuvor.
Der Mann war kahlköpfig und hatte ein durch Narben
entstelltes Gesicht, in dem nur noch die kalten Augen zu leben
schienen. Sein Oberkörper war in einen dicken Pelz gehüllt,
um seinen Hals hing eine Kette aus Knochen.
»Still«, sagte er zu Michael. »Es gibt keine
Entschuldigung für deine Intrige. Du hast dich bereits auf
Cryxtant an Lymina herangemacht - Garweil berichtete uns davon. Jetzt
bist du auch noch hergekommen, um Lyminas Geist mit deinen
Liebesschwüren zu vergiften. Der Tod ist eine angemessene
Strafe. Aber bevor wir dich dem Welsch vorwerfen, möchten wir
noch einen Punkt klären.«
Der Alte mit der Knochenkette lehnte sich zurück. Sein
Nachbar, ein Mann mit einer künstlichen Nase, synthetischen
Ohrmuscheln und einem Hinterkopf aus Metall, beugte sich vor und nahm
den Faden auf.
»Die Antwort auf die Frage, warum du Lymina nachstellst, ist
für uns von großer Wichtigkeit«, erklärte er.
»Wir wissen, daß Lymina nicht ganz richtig im Kopf ist.
Wir wissen ferner, daß sie seltsame Ansichten über Moral
und Ethik hat. Das sind Eigenschaften, die jeden Mann abschrecken.
Wenn dennoch jemand Interesse für sie zeigt, muß das
andere Gründe haben. Warum stellst du ihr also nach?«
Michael sah die lange ersehnte Gelegenheit gekommen, den Irrtum
aufzuklären.
»Aber ich stelle ihr gar nicht nach«, sagte er
schnell. »Im Gegenteil, ich denke gar nicht daran.«
Weiter kam er nicht. Ein drittes Mitglied des Familienrates
unterbrach ihn. Es war ein kleiner, verwachsener Mann, der nur einen
Lendenschurz trug, dafür aber einen natürlichen Pelz besaß:
Er war am ganzen Körper behaart wie ein Gorilla.
»Wir wollen keine Ausflüchte hören, sondern die
Wahrheit!« rief er und hieb seine zottige Pranke auf den Tisch.
Sein Gesicht bekam einen schlauen Ausdruck, als er fortfuhr: »Wäre
es nicht möglich, daß jemand an dich herangetreten ist und
dich überredete, dich ein wenig um Lymina zu kümmern?
Vielleicht hat man dir eine hübsche Summe angeboten, die dich
vergessen ließ, daß Lymina geistesgestört ist. Es
kann aber auch sein, daß du der Meinung bist, es wäre
besser, wenn die Hoorns und die Boscyks keinen Frieden schließen?
Meinst du nicht vielleicht, daß wir uns weiterhin die Schädel
einschlagen sollten, damit dann ihr von Olympia als strahlende Retter
erscheinen könnt? Jetzt frage ich präzise und erwarte eine
klare Antwort: Bist du ein Agent der Freihändler und hast du
Lymina um den Finger gewickelt, damit die Hochzeit zwischen ihr und
Filp Boscyk nicht stattfinden kann?«
»Ich habe doch schon gesagt.«, versuchte Michael zu
erklären, aber er wurde von Garweil Hoorn niedergeschrien.
»Wir erwarten eine klare Antwort!«
Jetzt riß Michael die Geduld. Er stellte sich vor dem
bärtigen Riesen hin und
blickte durchdringend zu ihm auf, während er mit vollem
Stimmvolumen brüllte:
»Mir ist Lymina vollkommen gleichgültig. Nicht ich habe
mich an sie, sondern sie hat sich an mich herangemacht. Ich wollte
auf Cryxtant nichts anderes von ihr als Auskünfte über
Erquin Hoorn. Und aus dem gleichen Grund bin ich auf diesen Planeten
gekommen. Ich will nur Informationen über Erquin Hoorn!«
Für einige Sekundenbruchteile trat Stille ein, die Mitglieder
des Familienrates sahen einander an.
Schließlich sagte einer mit Strahlungsnarben im Gesicht:
»Welches Interesse solltest du an Erquin Hoorn haben?«
»Ich muß eine Dissertation über ihn schreiben«,
erklärte Michael, der nun neue Hoffnung zu schöpfen begann.
Er hatte den Familienrat der Hoorns neugierig gemacht, das war schon
viel wert.
Der Alte mit der Knochenkette murmelte zweifelnd: »Eine
Dissertation über unseren Stammvater? Bei aller Hochachtung und
Wertschätzung - aber das klingt doch unwahrscheinlich.«
Michael machte den Mund auf, aber es gelang ihm wieder nicht, zu
Wort zu kommen. Garweil Hoorn war schneller.
Sein Zeigefinger bohrte sich wieder wie eine Lanze in Michaels
Brust. »Du lügst. Wenn du nämlich nur gekommen wärst,
um uns um Informationen über den seligen Hoorn zu bitten, dann
hätte es Lymina gewußt. Klar?«
»Sie konnte es nicht wissen«, erklärte Michael.
»Denn als ich mich auf Cryxtant mit ihr unterhielt, hatte ich
noch keine Ahnung, daß ich hierher kommen würde. Ja, ich
wußte noch nicht einmal, daß es eine Welt namens Hoorns
Paradies gibt.«
»Lymina könnte dir die Koordinaten gegeben haben«,
warf Garweil ein. »Und du
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