PR TB 113 Die Söhne Sols
legen.
Der Roboter arbeitete pausenlos.
Positronik an Roboter: Das Baby braucht frische Luft. Du mußt
jeden Tag drei Stunden mit ihm spazierenfliegen.
Der Roboter verließ mit dem Baby auf den Armen die
Stahllitkuppel und flog im Tal umher.
Woche um Woche verging.
Das Baby wuchs.
Dann wurde es krank. Der Roboter ging zur Positronik und teilte
ihr mit, daß die Körpertemperatur des Säuglings
stieg. Die Positronik verlangte weitere Daten. Nachdem sie sie
erhalten hatte, stellte sie die Diagnose und befahl dem Roboter, dem
Säugling Antibiotika zu verabreichen.
Das Baby wollte nicht mehr essen. Es spie alles heraus, was ihm
die Maschine in den Mund schob.
Der Roboter berichtete der Positronik von seinen Schwierigkeiten.
Die Positronik war ratlos.
Du mußt es immer wieder versuchen! befahl sie dem Roboter.
Das Baby wurde immer kränker. Seine Kräfte ließen
nach. Das Fieber stieg.
Die Positronik ordnete die Verabreichung fieberstillender Mittel
an.
Nach ein paar Tagen begann das Kind wieder zu essen.
Es kam eine Zeit, in der das Kind jedesmal lachte, wenn der
Roboter auftauchte.
Es lachte und stieß gurrende Laute aus. Als der Roboter
jedoch nicht darauf reagierte, hörte das Baby auf zu lachen.
Du mußt mit ihm sprechen! befahl die Positronik während
einer Koppelung. Einfache, mehrsilbige Worte.
Der Roboter begann mit dem Kind zu sprechen.
Der Kleine wurde jetzt sehr oft krank. Der Roboter und die
Positronik stellten im Informationsaustausch fest, daß dem Kind
irgend etwas Entscheidendes fehlte. Aber sosehr sie sich auch
bemühten, das Befinden des Kindes zu verbessern - es gelang
ihnen nicht.
Purpose DeStaglaav wuchs jetzt langsamer, aber er starb nicht.
Die Roboter zogen ihn mit großer Sorgfalt auf. Als er ein
Jahr alt war, konnte er innerhalb der Kuppel herumlaufen und einfache
Worte sprechen.
*
Die Tür der Stahllitkuppel stand offen. Der Roboter war zur
Absturzstelle geflogen, um zwischen den Trümmern nach
Gegenständen zu suchen, die die Positronik benötigte.
Purpose DeStaglaav lag auf dem Boden und bewegte zwei Kugeln in
den Händen, die er von dem Roboter erhalten hatte. Eine Kugel
glitt aus seinen Fingern und rollte in Richtung der offenen Tür
davon. Das Kind kroch auf allen vieren hinter ihr her. Vor dem
Ausgang hielt es an und blickte hinaus. Es war später
Nachmittag. Einer der großen Falter flog vorbei. Das Kind sah
ihn und krabbelte aus der Kuppel.
Die Positronik beobachtete den Vorgang mit ihren
Ortungsinstrumenten. Da sie stumm war, konnte sie das Kind nicht
zurückrufen. Sie konnte auch nicht in Informationsaustausch mit
dem Roboter treten, solange dieser nicht an sie gekoppelt war. Die
Möglichkeit eines Funkverkehrs bestand nicht.
Die Positronik „sah", wie Purpose DeStaglaav die Kuppel
verließ.
Sie wußte, daß das Kind zu klein war, um sich vor den
überall lauernden Gefahren zu schützen. Aber sie konnte
nichts tun. Sie mußte auf den Roboter warten.
Es war ein Fehler, die Tür der Kuppel geöffnet zu
lassen, solange der Roboter nicht anwesend war. Diese Erkenntnis war
wichtig, aber sie war nicht rechtzeitig gekommen.
Vor der Kuppel richtete Purpose sich auf. Er stand ein wenig
schwankend da, denn bisher war er nur auf dem glatten Boden im
Kuppelinnern herumgelaufen. Hier im Freien hatte ihn der Roboter
immer getragen.
Purposes Blicke fanden den Falter, der ein paar Meter von ihm
entfernt auf einer Blüte schaukelte. Das Kind stieß einen
Jauchzer aus und tappte auf die Blüte zu. Bevor es sie
erreichte, flog das Insekt davon.
Purpose wollte ihm nachlaufen, geriet ins Stolpern und fiel auf
das Gesicht. Er begann zu weinen. Eine Zeitlang saß er im Gras
und schluchzte. Dann setzte er die Erkundung der Umgebung fort.
Vorsichtiger geworden, kroch er jetzt auf allen vieren durchs Gras.
Schließlich erreichte er die Stelle, wo das Land steil zum See
hin abfiel.
Das Kind war sich über die Tücken eines Steilhangs nicht
im klaren. Es krabbelte weiter und verlor das Gleichgewicht. Dann
überschlug es sich und rollte den Hang hinab - genau auf das
Wasser zu.
Es gab ein platschendes Geräusch, als Purpose im Wasser
aufschlug. Er atmete Wasser ein und begann zu husten. Seine Hände
griffen nach einem Busch, der über das Ufer ragte. Er krallte
sich fest. Seine Kleider saugten sich voll Wasser. Er schrie
erbärmlich.
Nach einer Weile kam der Roboter vom Krater zurück. Er
stellte fest, daß der Junge verschwunden war, und stellte den
Kontakt zur Positronik her.
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