PR TB 116 Söldner Fur Rom
verdunkelten
das Bild. Dort ein auskeilendes Pferd. Daneben ein Legionär, der
einem Angreifer das Schwert in den Hals stieß. Dahinter ein
Feldstein, der auf einem Schild zerbarst und den Legionär vier
Meter rückwärts schleuderte. Flavius, der sein Pferd mitten
durch einen Haufen Angreifer zwang, die einen Legionär töten
wollten. Der alte Zenturio schlug rechts und links vom Pferdehals auf
die Köpfe der Männer. Überall Schreie und Jammern,
Flüche und heiser gekeuchte Ausrufe. Ich sprengte nach rechts
hinüber und ritt einen Angreifer zusammen, der eben mit einem
Speer gegen einen Legionär vorging, der einen anderen Mann aus
dem Hinterhalt abwehrte. Mein Schwert zerschnitt den Speer, und mit
dem Schild schmetterte ich den Mann zu Boden.
Flavius kam heran. Er riß einem Mann den Speer aus der Hand
und warf ihn hoch. Dann schlug er den Angreifer mit dem Schild
nieder. Er fing den Speer, der sich gedreht hatte, wieder auf und
schleuderte ihn mit aller Macht von sich. Das Geschoß nagelte
einen weiteren Mann fast an den Boden.
Dann brachen zwei Legionäre aus dem Haufen aus, ritten nach
vorn und fingen einen der Angreifer. Nur noch an zwei Stellen wurde
gekämpft. Dann nur noch an einer - und als ich meinen ersten
Pfeil verschossen hatte, war der Kampf beendet. Zwei Fuhrwerke voller
Marmorplatten kamen hinter der Biegung hervor, und der Lenker hielt
schreiend seine Ochsen an.
„Du hattest recht!" sagte Zenturio Flavius, löste
das Kinnband des Helmes und wischte sich den Schweiß aus dem
Gesicht. „Dieser Hund. Dieser Abschaum der Dämonen! Ich
werde ..."
Ich sagte scharf:
„Du wirst mit mir zusammen nachsehen, was für
Verletzungen unsere Männer davongetragen haben."
Einige Reiter setzten den flüchtenden Tieren nach und fingen
sie ein. Ich stieg ab und ging durch den Haufen der Toten und
Verwundeten. Der ganze Kampf hatte so lange gedauert, wie man
braucht, um zwei Becher Wein auszutrinken. Die Pferde beruhigten
sich. Auf uns allen lag eine feine Staubschicht, die bitter auf der
Zunge schmeckte und den Gaumen verklebte. Spuckend und hustend gingen
die Männer zu den Pferden.
Ich begann zu zählen. Niemand von unseren Männern war
tot, aber ich sah eine Menge Blut und aufgeschürfte Stellen. Wir
würden auf dem Schiff genug Zeit haben, die Wunden zu versorgen.
„Niemand ist getötet worden!" sagte Flavius neben
mir.
„Deswegen haben wir Tage und Wochen immer wieder geübt,
mein Freund", entgegnete ich. Ich blieb neben dem Pferd stehen,
als die Legionäre einen Flüchtenden heranschleppten. Sie
schleiften den Mann an den Haaren und am Stoff des Kittels durch
Dreck und Steine des Weges heran und ließen ihn los. Er fiel
direkt vor meine Füße. Ich kauerte mich nieder, zog den
Dolch und drehte den Angreifer mit einer einzigen Kraftanstrengung
herum.
„Sprich! Wenn dein Augenlicht etwas wert ist - sprich!"
sagte ich leise. Er merkte die tödliche Drohung in meiner
Stimme.
„Ja - ja!" gurgelte er und schluckte mehrmals.
„Ihr seid bezahlt worden, uns zu überfallen und zu
töten?"
„Ja."
„Von wem?"
„Ich weiß es nicht, Herr. Verschont mich. Ich habe
Kinder und ..."
„Wer gab euch das Gold, wer nannte euch den Platz?"
„Ein Buckliger im gelben Gewand! Er sprach mit jedem von
uns. Einzeln, Zenturio! Glaube es!"
„Du kennst Marcus Vinicius, den Mann an Neros Seite?"
„Ja!"
Ich überlegte kurz, dann holte ich aus meinem Gürtel ein
großes Goldstück heraus. Ich hielt es dem
halbverhungerten, verwundeten Mann vor die Augen, nahm aber den Dolch
nicht von seiner Nasenwurzel.
„Du gehst zu ihm. Du sagst ihm, Askhan Arcon, der Zenturio
des Nero, habe mit dir gesprochen. Gib ihm dieses Goldstück.
Zeige es ihm, denn es trägt meinen Kopf und meinen Namen! Sage
Vinicius, daß ich ihn für diesen Überfall eigenhändig
erdrosseln werde!"
„Ja. Ich werde rennen, bis zum Palast!"
„Das hat dein Leben gerettet!"
Ich nahm den Dolch von seinem angstverzerrten Gesicht, warf das
Goldstück neben ihn hin und stand auf.
„Weiter, Männer. Auf dem Schiff haben wir Zeit für
alles!"
Der Zug hatte sich wieder geordnet. Flavius hatte dafür
gesorgt, und als erfahrener Kämpfer im Dienst Roms waren die
Männer Disziplin gewohnt. Ich schwang mich in den Sattel und
hielt nur kurz bei dem Volksauflauf an, der sich neben dem ersten
Fuhrwerk versammelt hatte.
„Ihr geht nach Rom?"
„Ja, natürlich! Was gab es? Wer seid ihr? Wer hat euch
überfallen? Warum?"
Die Fragen prasselten auf mich
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