PR TB 126 Brennpunkt Wega
daß sie an manchen Stellen
so dicht nebeneinanderlagen, daß sie sehrwohl als Brücken
benutzt werden konnten.
Naumaa sah ihn erwartungsvoll an. Sie schien aufseine Reaktion zu
warten.
„Genial!” bekannte er mit gerade dem richtigen Maß
an Überschwang, das Naumaas Stolz zufiiedenstellte. „Ich
hätte hier zehnmal vorbeikommen können, ohne jemals zu
merken, daß hier Menschen wohnen.”
Ohne die Finger zu Hilfe zu nehmen, stieß das Mädchen
kurz hintereinander drei schrille Pfiffe aus. Sie hatten verschiedene
Tonhöhen und dienten offenbar als eine Art Kennwort; denn wenige
Augenblicke später raschelte es oben im Laubwerk, und an dem
Stamm des am nächsten stehenden Baumes glitt eine Art
Strickleiter herab. Mark und das Mädchen schwangen sich hinauf.
In etwa vierzig Metern Höhe gelangte Mark durch eine Öffnung,
die sich durch ein aus Korbgeflecht bestehendes Luk verschließen
ließ, auf eine Plattform, aufder sich ein kleines, aus. dünnen
Stämmen gefertigtes Rundhäuschen mit flachem Dach eihob.
Unter dem Eingang stand ein Mann, derden Fremden mißtrauisch
musterte und eben nach seinerWaffe greifen zu wollen schien, als auch
Naumaa durch die Öffnung auftauchte.
„Ein Freund, Ulakall!” rief sie dem Mißtrauischen
zu „Du brauchst nicht besorgt zu sein.”
Ulakall entspannte sich. ET machte eine Handbewegung in Richtung
einer Lianenbrücke, die Mark Richter ohne Zögern betrat.
Die Pflanzen waten so gespannt, daß vier oder fünf dicke
Stränge den Boden der Brücke bildeten, während rund
ein Dutzend dünnerer Lianen als Geländer dienten. Das
Gebilde schwankte unten Richters Gewicht heftig hin und her, und bei
dem Gedanken an die vierzig Meter, die unter ihm lagen,, 1 fühlte
sich der Detektiv nicht sonderlich wohl. Er gelangte jedoch heil auf
eine zweite, größere Plattform, auf der sich mehrere
Rundhütten erhoben Unter jeder Öffnung stand, ein Nahino
oder eine Nahina und musterte den fremden Gast mit unverhohlener
Neugierde. Einer der Männer, ein alter Nahmo von kleiner, fast
zerbrechlich wirkender Gestalt, schien Naumaas Großvater zu
sein. Sie stürzte auf ihn zu und umarmte ihm Schließlich
deutete sie auf Mark und winkte ihn herbei.
_„Das hier, Khasan-Kaipu”, sagte sie zu dem Alten, ^t
mein Freund. Ich fand ihn unten am Fluß-und ich glaube, er
braucht Hilfe”
In Ermangelung eingehender Kenntnis der Begrüßungsformeln
der Nahini verneigte sich Richterundsagte!
9 Man nennt mich Mark. Ich bin in der Tat in Not und
freue mich darüber, daß ich zu euch habe kommen dürfen.”
Der Alte lächelte freundlich.
„Mich nennt man Elzor Khasan” antwortete er. „Ich
heiße dich willkommen. Wenn es in unserer Macht steht, werden
wir dir gerne helfen. Wir haben einander noch nie gegenübergestanden;
aber ich kenne dich wohlr
Kallip führte das zweite Gespräch von dem Haus eines
Mannes aus, der dem Borq von Ran verpflichtet war und ihm seinen
Bildsprech-Anschluß daher gerne zur Verfügung gestellt
hatte. Die Reaktion auf der Gegenseite war dieselbe. Der Unbekannte
behauptete, von Spaßmachern hereingelegt worden zu sein und
nicht zu Wissen, was es mit dem Wortlaut des merkwürdigen
Reklamespots auf sich hatte. Kallip war nicht weniger geschickt als
sein Herr und hielt den Mann solange hin bis Barth seine Messung
abgeschlossen hatte.
Wenige Minuten später wußten sie, wo der Empfänger
des Unbekannten stand. Es handelte sich um eine etwas ärmliche
Wohngegend im Osten der Stadt. Homer Barths Peilung war genau bis auf
eine radiale Unsicherheiten plus-minus fünf Metern. Kallip wurde
beauftragt, genaues kartographisches Material zu beschaffen. Als er
es brachte, hatten sie keine Schwierigkeit, das Gebäude zu
ermittelnL in dem der Unbekannte wohnte. Es handelte sich, wie die
Karte auswies, um ein kleines, einstöckiges Gebäude. Eliu
Ranoor machte sich sofort auf den Weg.
Kurz vor sechzehn Uhr war er an Ort und Stelle. Er parkte sein
Fahrzeug am Rand der Straße, stieg aus und drückte den
Meldeknopf an einem kleinen, anspruchslosen Steinpfosten, der die
Grenze des Grundstücks markierte. Die Tür des Hauses
öffnete sich, und ein kleiner, alter Ferrone, auf den die
Beschreibung, die Kallip im Olphateen Court bekommen hatte,
vorzüglich paßte, trat auf den Besucher zu. Er erkannte
ihn unverzüglich, und ein Ausdruck von Angst und Widerwillen
erschien auf seinem Gesicht. Nichtsdestoweniger verneigte er sich,
wie es sich gehörte, und grüßte:
„Willkommen in meinem
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