PR TB 158 Die Frauen Von Avalian
sah, wie Elaines Augen blitzten.
„Guten Morgen, Gottheit", sagte ich spöttisch und
setzte mich auf einen gepolsterten Hocker.
„Guten Morgen, Halbgott", erwiderte sie belustigt.
„Hast du gut allein geschlafen?"
„Was ist los?" fragte ich rundherum. „Was ist
passiert?"
„Nicht viel", antwortete sie, griff nach einem Glas,
das mit einer rötlichen Flüssigkeit gefüllt war, und
trank. „Ich habe lediglich erfahren, daß du die schöne
Doyana intim berührt hast."
„Intim berührt!" rief ich empört. „Ich
habe sie geküßt. Weiter nichts. Danach ist sie schon
weggelaufen. Das dumme Ding."
Elaine lachte.
„Ich habe davon gehört", erklärte sie.
„Leider muß ich dir sagen, daß du die Grenzen des
Anstands weit überschritten hast. Dein Verhalten war
schockierend. Jedenfalls für die Frauen dieser Welt. Deinem
selbsterwählten Status als Gott hast du damit jedenfalls schwer
geschadet."
„Sagtest du deshalb Halbgott zu mir?" erkundigte ich
mich unbehaglich.
Elaine nickte vergnügt.
„Verdammt, das ist kein Grund zu Freude, Elaine. Ganz im
Gegenteil", sagte ich nüchtern. „Hier in Avalian
sieht alles friedlich und paradiesisch aus. Aber das könnte sich
sehr schnell ändern."
„Wenn du weiterhin so kapitale Fehler machst, könnte es
in der Tat kritisch werden", gab sie zu, lächelte dabei
jedoch, als hätte ich ihr gerade etwas Nettes gesagt.
Eines jener jämmerlichen Wesen, die ich bereits in meinem
Haus gesehen hatte, hüpfte durch den Raum, nahm Speisereste vom
Tisch und eilte damit davon. Ich blickte ihm nach. Mir tat diese
Kreatur leid.
„Erbärmliches Wesen", sagte ich.
„Das finde ich auch", stimmte Elaine lachend zu.
„Warum lachst du?" fragte ich betroffen. „Über
so etwas sollte man sich nicht amüsieren."
„Das tue ich auch nicht, Halbgott", erwiderte sie. „Ich
amüsiere mich über dich!"
Ich schluckte mühsam und erhob mich. Jetzt reichte es mir.
„Ich glaube, ich sollte dir mal das Fell versohlen",
sagte ich ärgerlich. „Aufmüpfige Frauen konnte ich
noch nie leiden."
„Du solltest vorsichtiger sein, Galto", erwiderte sie.
„Wenn du unhöflich oder gar grob zu mir bist, könnte
das eine Katastrophe für dich bedeuten."
„Warum denn?" Ich lachte ihr ins Gesicht. „Nur
weil da draußen lauter Weiber herumstehen? Mit denen werde ich
fertig. Notfalls mobilisiere ich die Männer dieser Welt.
Irgendwo müssen sie ja sein."
„Sie sind nicht irgendwo, Galto", sagte sie sanft. „Sie
sind hier unter uns."
„Hier? Das glaube ich dir nicht. Niemals."
„Du hast gerade einen Mann von dieser Welt gesehen",
erklärte sie. „Oder ist dir dieses erbärmliche Wesen
nicht aufgefallen, das eben durch diesen Raum gekrochen ist?"
Ich war zu bestürzt, um darauf antworten zu können.
Meine Gedanken überschlugen sich. Natürlich hatte ich mir
längst Gedanken über die möglichen Zustände auf
dieser Welt gemacht. Ich hatte bereits vermutet, daß wir auf
einer Welt der Amazonen gelandet waren. Der Gedanke, daß die
Männer hier eine untergeordnete Rolle spielten, war naheliegend
gewesen, nachdem Doyana so eigenartig reagiert hatte. Was Elaine
jedoch behauptete, erschien mir absolut unglaubhaft.
Ich lachte gequält.
„Du phantasierst", sagte ich.
Sie trank ihr Glas aus und blickte mich ernst an. Langsam
schüttelte sie den Kopf.
„Nein, du Frauenheld", sagte sie. „Du bildest dir
ein, mit Charme und männlicher Aufgeblasenheit könnest du
den Helden spielen und dich köstlich amüsieren. Deine
einzige Sorge ist, daß es dir hier auf Avalian aus sexueller
Übersättigung langweilig werden könnte. Die
eifersüchtigen Ehemänner fehlen dir, die deine
Liebesabenteuer ein bißchen spannender und interessanter
machen."
„Nun hör aber auf', protestierte ich.
„Hier ist alles anders", fuhr sie unerbittlich fort.
„Männer existieren praktisch überhaupt nicht mehr."
„Sie sind zur Fortpflanzung notwendig", wandte ich ein,
fühlte aber selbst, wie schwach mein Argument war.
„Man kann völlig auf sie verzichten", erläuterte
Elaine genüßlich. „Auf dieser äußerst
fortschrittlichen Welt hat man einen Entdeckungsstand erreicht, bei
dem ..."
„Männer abzuschaffen, ist kein Fortschritt", rief
ich wütend.
„ .. .bei dem man auf Männer verzichten kann. Ich habe
mittlerweile von Doyana erfahren, daß die Fortpflanzung hier
auf bioelektrischem Wege eingeleitet wird. Es kommt nur darauf an,
die Zellteilung in Gang zu setzen. Und das macht man hier
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