PR TB 182 Held Der Todeswelt
gewitzt genug, um ihren Paralysator schon zu ziehen, als die scheinbar wesenlose Stimme sie ins Hyperloch gelockt hatte. Deshalb lag er schußbereit in ihrer Hand, als Ottos Warnung kam. Als die beiden Gestalten in einem Seitengang der Höhle auftauchten, drückte sie ab, denn sie vertraute Ottos Urteil bedenkenlos.
Sie traf die beiden Fremden mit einem breitgefächerten Strahl und sah, wie sie mit konvulsivischen Zuckungen zusammenbrachen.
"Kommen noch mehr?" fragte sie Otto, aber das Pelzwesen stand nur am ganzen Körper zitternd da und gab keine Antwort. "Nun beruhige dich wieder, Otto, die Gefahr ist gebannt."
Sie ging zu den beiden Gestalten und, den Paralysator immer noch schußbereit, drehte eine von ihnen mit der Stiefelspitze auf den Rücken. Der Körper war leicht, sie schätzte ihn auf weniger als achtzig Pfund.
Das Wesen zu ihren Füßen war verblüffend menschenähnlich. Es hatte zwei Arme und zwei Beine, einen schlanken Körper und einen Kopf mit einer Physiognomie, die man ruhig als "Gesicht" bezeichnen konnte. Nur war die Haut aschfarben, die Augen standen schräg wie bei einem Asiaten, die Nase hatte einen stark ausgeprägten Höcker, der Mund war vförmig, was die Fremden selbst in der Bewußtlosigkeit diabolisch grinsen ließ. Annemy hob das drahtige und geringelte Haar an einer Stelle und stellte fest, daß der Fremde nach oben hin spitz zulaufende Ohren besaß.
Seine grazilen Hände hatten fünf Finger, die jedoch mehrgelenkiger als die von Menschen waren.
"Könnte es sich bei diesen Wesen um Aspiden handeln, jenes Volk, dem auch dieser mysteriöse Tomber angehört?" erkundigte sich Annemy.
"Was weiß ich", sagte Otto zitternd. "Das ist doch alles unwichtig. Machen wir lieber, daß wir von hier fortkommen. Fungi hat Tomber einmal auch einen Mephisto genannt, aber ich habe nicht getwilzt, was er damit meinte."
"Aber ich weiß es", sagte Annemy und erhob sich. "Er hat damit zweifellos gemeint, daß Tomber eine Teufelsfratze hat. Demnach gehören diese beiden Wesen dem gleichen Volk an. Es sind Aspiden."
"Fliehen wir", jammerte Otto. "Das sind Barbaren.
Sie werden uns auffressen..."
Otto begann wieder so zu zittern, daß er nicht weitersprechen konnte. Er ergriff Annemys Hand und zog sie zu einer Nebenhöhle.
"Was regt dich denn so auf?" wunderte sich Annemy, die das Pelzwesen noch nie so ängstlich gesehen hatte.
Otto beruhigte sich erst ein wenig, nachdem sie sich kreuz und quer durch das Höhlensystem einen Weg gesucht und zwischen sich und ihren Ausgangspunkt einige Distanz gebracht hatten.
"Ich habe die Gedanken der beiden Aspiden getwilzt, bevor sie endgültig paralysiert waren", berichtete Otto aufgeregt. "Das letzte, woran sie dachten, war, daß sie mich fressen wollten. Das sind Kannibalen, Annemy!"
"Kannibalen wären sie nur dann, wenn sie ihre eigenen Artgenossen auffräßen", berichtigte ihn Annemy.
"Da du jedoch keine Ähnlichkeit mit einem Aspiden hast, ja, nicht einmal humanoid bist, kannst du von ihrem Wunsch, dich zu verspeisen, nicht gleich auf Kannibalismus schließen."
"Ich weiß, was ich weiß", sagte Otto berharrlich. "Du hast die Gedanken dieser Wesen nicht getwilzt. Aus ihnen sprach unbändige Gier, die dachten an nichts anderes als daran, wie sie ihren Heißhunger stillen konnten. Für mich war es ein Schock, als mich die hungrigen Gedanken aus unzähligen Gehirnen trafen. Und als mich die beiden erblickten und mich schon in der Pfanne schmoren sahen.."
"Ich kann verstehen, daß du schockiert warst, Otto", redete Annemy dem Pelzwesen zu. "Aber du solltest vorsichtiger mit deinen Vorurteilen sein. Wir wissen noch zu wenig über dieses Volk. Zuerst müssen wir uns einen Überblick verschaffen und überhaupt einmal erst herausfinden, wo wir sind. Verwende deinen Twilz, um uns solche Informationen zu beschaffen."
"Nie!" rief Otto entsetzt. "Ich werde mich hüten, noch einmal die abstoßenden Gedanken der Aspiden zu twilzen."
"Dann versuche wenigstens herauszufinden, ob man uns verfolgt", redete Annemy ihm zu.
"Hier sind wir in Sicherheit", behauptete Otto. "Ich twilze weit und breit keine Aspiden. Sie meiden dieses Gebiet."
"Wieso?"
"Diese Höhlen sind eine Sperrzone", antwortete das Pelzwesen widerwillig. "Sie gehören zu einem der Verteidigungsringe und sind völlig vermint und stecken voller Fallen... Herrje! Da habe ich uns aber in eine unangenehme Lage gebracht."
Annemy vertauschte ihren Paralysator gegen den Strahler und blickte sich in der Höhle
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