PR TB 182 Held Der Todeswelt
um, in der sie Rast gemacht hatten. Aber sie sah nirgends Anzeichen von Verteidigungsanlagen.
Bis jetzt hatte sie es als selbstverständlich angenommen, daß das Hyperloch eine Verbindung zu einem subplanetaren Höhlensystem von Rustoner herstellte.
Die Schwerkraft war, soweit sie das gefühlsmäßig abschätzen konnte, die gleiche, und die Bodenformationen, die in den Höhlen zutage traten, sprachen auch nicht gegen ihre Annahme. Selbst die Anwesenheit von Fremden war nicht unbedingt ein Beweis dafür, daß sie nicht mehr auf Rustoner waren.
Annemy war von der Voraussetzung ausgegangen, daß die Aspiden auf Rustoner einen Stützpunkt unterhielten, von wo aus sie mit Fungi Kontakt aufgenommen hatten.
Aber nun war sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher. Das Hyperloch mit dem Transmittereffekt konnte sie genausogut zu einer anderen Welt abgestrahlt haben. Dieser Gedanke ließ sie leicht frösteln. Wo waren sie wirklich? Wenn Otto mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigen würde, wüßte sie vermutlich längst mehr. Aber da Otto nicht nur sensibel, sondern auch sehr launisch war und nur twilzte, wann und wie es ihm paßte, war er keine große Hilfe.
Immerhin hatte er wenigstens herausbekommen, daß sie sich in einer Art militärischer Sperrzone befanden.
"Am besten, du rührst dich nicht mehr von der Stelle, damit du nicht auf eine Mine trittst", ermahnte Annemy das Pelztier. "Denn sonst könnten dich die Aspiden nur noch als Ragout verkochen."
"Ich finde solche makabren Scherze nicht komisch", sagte Otto angewidert und drehte ihr den Rücken zu.
Annemy hob die Linke und machte einige Einstellungen an ihrem Armbandgerät, um die Ortungstaster zu aktivieren. Sie mußte die Fallen, von denen Otto gesprochen hatte, finden, damit sie ihnen ausweichen konnten. Kaum hatte sie das Armbandgerät eingeschaltet, als die winzigen Instrumente auf der Anzeige auch schon anschlugen und in sämtlichen Bereichen in die roten Gefahrenzonen abfielen.
"Otto, twilze uns fort!" befahl Annemy, die sofort erkannte, daß sie mit der Aktivierung ihrer Ortungsgeräte auch die Verteidigungsanlage mobilisiert hatte.
Von den Höhlenwänden breitete sich plötzlich ein grünliches Leuchten aus, das sie einhüllte und das rasch intensiver wurde.
Annemy spürte auf ihrem Rücken ein unverhofftes Gewicht und stellte fest, daß es sich um Otto handelte, der auf sie gesprungen war und sich nun verzweifelt an sie klammerte.
Im nächsten Moment verschwand die in grünes Licht getauchte Höhle und wurde von undurchdringlicher Finsternis abgelöst. Die Luft war nicht so feucht wie in der Höhle, und Annemy spürte statt des rauhen und unebenen Bodens einen glatten und weichen Belag unter den Füßen.
"Wohin hast du uns gebracht?" fragte Annemy.
"Ich weiß es nicht", gestand Otto. "Es war keine Zeit, ein bestimmtes Ziel auszusuchen. Als ich Gedanken von Menschen empfing, bin ich bedenkenlos hierhergetwilzt. Welcher Ort das auch immer ist, wenigstens sind wir hier unter Menschen."
Annemy ließ ihre Taschenlampe viermal in verschiedene Richtungen aufblitzen, und jedesmal bot sich ihr der gleiche, wenig erbauliche Anblick: glatte, metallisch wirkende Wände, die fugenlos miteinander verschweißt schienen.
"Was bedeutet das?" fragte Otto naiv.
"Wir sind dort, wohin die Aspiden vermutlich auch die anderen hingebracht haben, die durch das Hyperloch kamen", antwortete Annemy mit bitterem Spott.
"Nämlich im Gefängnis."
"Das ist ja furchtbar!" rief Otto und begann wieder am ganzen Körper zu zittern. "Vermutlich wollen sie ihre Opfer hier mästen, um später mehr von ihnen zu haben. Ich werde mich zu einem Felsen twilzen, um ihnen den Appetit zu verderben."
Er meinte das in vollem Ernst, und bevor Annemy das richtig begriff, hatte sich das Pelzwesen in einen Felsbrocken verwandelt. Alles Bitten und Betteln und Drohen nutzte Annemy nichts. Otto machte seinen Entschluß nicht mehr rückgängig und blieb hart, hart wie Fels.
In einem Punkt hatte sich Otto ganz gewaltig geirrt:
Die Aspiden wollten sie ganz gewiß nicht mästen.
Irgendwann schien man dahintergekommen zu sein, daß auch diese Zelle besetzt war und schaltete die Beleuchtung ein: eine schwache Funzel, die nicht einmal die Leuchtkraft einer Weihnachtskerze hatte.
Bald darauf, glitt in einer Wand eine Klappe auf, und an einem langen Stiel wurde eine Schüssel hereingereicht, in der sich eine flaumige Speise türmte. Annemy nahm die Schüssel wortlos an sich, wartete, bis die
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