PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
liebsten wäre ich gegangen, aber
ich durfte jetzt keinerlei Gemütsregung zeigen. Ein Arkonide,
der sich entsetzte, wenn Barbarenblut floß, war auch in dieser
Zeit kaum denkbar.
Urlinna behandelte uns als Ehrengäste. Wir durften an der
Brüstung Platz nehmen. Von dort aus hatten wir einen
vorzüglichen Überblick.
Ich schätzte, daß sich fast ein Drittel der Bewohner
Hylans im Stadion eingefunden hatte - knapp dreißigtausend
Menschen, die erwartungsvoll auf den gelben Sand herabsahen.
Ich hatte Mühe, meine Erinnerungen zu unterdrücken. Die
Impulse des fotografischen Gedächtnisses kamen mit schmerzhafter
Stärke. Ich hatte damals zuviel erlebt, erfahren, erlitten. Wer
einmal unten in der Arena gestanden hatte, wessen Leben einmal von
der Laune eines geisteskranken Tyrannen oder einer nicht minder
blutgierigen Meute von Großstadtparasiten abgehangen hatte, der
vergaß solche Erfahrungen nicht.
Urlinna hob die ringgeschmückte Rechte. Die Spiele konnten
beginnen. Ich sah, daß Jana bleich wurde.
„Reißen Sie sich zusammen!" zischte ich.
Urlinna lehnte sich zur Seite, stützte sich mit dem rechten
Arm auf und erkundigte sich wie beiläufig:
„Woher habt Ihr die Sklavin, Gebieter? Ist sie feil?"
„Eine Eingeborene des Planeten Terra", antwortete ich
nachlässig. Ich sprach laut genug, daß jeder im Umkreis
von zehn Metern mich verstehen konnte. „Ein ziemlich wildes,
ungebärdiges Völkchen. Nun, es wäre eine Frage des
Preises, ob ich mich von ihr trenne."
Ich sah, wie sich Janas Rückenmuskeln versteiften.
„Ich bitte um ein wenig Vertrauen", sagte ich leise und
nur für Jana bestimmt. Sie senkte, ohne mich anzusehen, den
Kopf. Ich begann die Intelligenz und den Mut dieser Frau zu
bewundern; ich hütete mich allerdings, diese Bewunderung zu
deutlich zu zeigen.
„Womit könnte ich Euch eine Entschädigung bieten?"
erkundigte sich Urlinna scheinheilig.
In der Arena waren Karren aufgetaucht, von halbwilden Gammeln
gezogen. Offenbar sollte es ein Wagenrennen geben. Ich war
erleichtert. Wenigstens floß vorerst kein Blut.
„Gelüstet es Euch nach edlen Steinen? Kostbarem
Rauchwerk? Seltenen Schwingquarzen?"
„Wir werden sehen", lehnte ich vorläufig ab. „Eine
Frage am Rand, Fürst. Ich habe in den letzten Tagen keine
Neuigkeiten aus dem Imperium hören können? Ist Wichtiges
vorgefallen? Habt Ihr Nachricht von bedeutsamen Vorgängen? Ist
vielleicht außer mir noch ein Fremder zu Gast in Eurem Haus,
der mir Auskunft geben könnte? Ich wüßte zu gern,
welche neuen Fiktivspiele sich der junge Zoltral hat einfallen
lassen."
Wenn mein Mann im Gefolge des Fürsten zu suchen war, dann
hatte ich ihm zwei mehr als deutliche Hinweise gegeben. Zum einen
kannten im Großen Imperium nur
die wenigsten den Namen Terra. Der Robotregent und die Springer
hatten wenig Interesse daran, den Ruhm ihrer Gegner zu verbreiten.
Und zum anderen mußte der unbekannte Gegner den Namen Zoltral
kennen. Die Sippe der Zoltral gehörte zu den vornehmsten
Adelsgeschlechtern auf Arkon, sie hatte zahlreiche berühmte
Imperatoren des Großen Imperiums gestellt - und eine Frau aus
dem Geschlecht der Zoltral war Perry Rhodans Frau gewesen. Und für
Thora war jenes Serum der Unsterblichkeit bestimmt gewesen, nach dem
die Männer und Frauen der Galaktischen Abwehr gejagt hatten. Der
Mann, den ich suchte, hatte sich durch Mord in den Besitz dieses
Serums gesetzt. Er hatte zu dem Forscherteam gehört, das an dem
Serum gearbeitet hatte - folglich mußte er diesen Namen kennen.
Ich konnte beim Gefolge des Fürsten keinerlei Reaktionen
feststellen. Und auch Urlinna selbst machte kein Gesicht, daß
darauf hätte schließen lassen, er kenne das Geheimnis der
Unsterblichkeit. Urlinna zuckte mit den Schultern.
„In der letzten Zeit seid nur Ihr gekommen, Erhabener",
antwortete er arglos. „Ich will aber gern anfragen, was sich in
den Weiten des Imperiums zugetragen hat. Und auch nach den neuesten
Werken dieses... wie sagtet Ihr?"
„Zoltral", wiederholte ich laut.
„Auch danach werde ich fragen lassen. Ihr seid mein Gast,
Euch soll es an nichts fehlen. Was immer Ihr wollt, es wird Euch
gebracht werden!"
Bei der zweiten Nennung des Namens Zoltral war wieder keine
Reaktion zu spüren gewesen. War ich am Ende doch auf der
falschen Fährte?
„Die Wahrscheinlichkeit ist gering", erklärte mir
mein Logiksektor.
Ich konnte nicht mehr tun, als mich auf diese Auskunft verlassen.
Das Zusatzorgan dachte kälter, logischer und
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