PR TB 195 Der Galaktische Spieler
sobald er seine Züge gemacht
hatte, mit denen er den Vormarsch der weißen Figuren
blockierte. Dabei fiel ihm ein seltsamer Ausdruck ihrer Augen auf.
Zunächst wußte er nichts damit anzufangen. Er zerbrach
sich den Kopf darüber, was mit dem Mädchen nicht stimmte.
Darunter litt zwangsläufig seine Konzentration, bis er
plötzlich merkte, daß sich seine Lage gefährlich
verschlechterte. Während er mit einigen gewagten Zügen
konterte, dämmerte es ihm.
Bevor Maude Sharpe setzte, horchte sie in sich hinein. Sie dachte
nicht nach, jedenfalls nicht so intensiv wie er, oder wie es für
eine Spielerin in ihrer Situation normal gewesen wäre.
Sie erhielt Spielanweisungen!
Ronald Tekener vermutete, daß sie ein winziges Hörgerät
im Ohr hatte, über das man ihr mitteilte, welche Steine sie
ziehen sollte. Der Terraner blickte zur Decke hoch, die mit einer
Flut von schimmernden Leuchteinheiten in allen nur denkbaren Formen
verziert war. Irgendwo zwischen ihnen verbargen sich die Objektive
von Fernsehkameras, mit denen das Spiel beobachtet wurde.
Tekener vermutete, daß in einem anderen Raum des Hotels
wenigstens vier versierte Schachspieler saßen, von denen jeder
jeweils ein Brett spielte.
»Was ist los? Warum spielen Sie nicht weiter?« fragte
sie, als etwa vier Minuten verstrichen waren, ohne daß er einen
Zug bekanntgegeben hatte.
Ein eigenartiges, drohendes Lächeln erschien auf seinen
Lippen. Es verlieh seinem von Lashat-Narben bedeckten Gesicht einen
Ausdruck, der sie erschreckte. Tekener sah, daß sie erbleichte.
Er ließ sie nicht aus den Augen, während er seine Züge
nannte. Helfer am Rand des Tisches verschoben die Steine mit Hilfe
von Magnetschiebern, die sich an der Unterseite der Bretter befanden,
so daß Tekener oder das Mädchen keinen Stein zu berühren
brauchten.
Sie wurde unsicher.
Sein Lächeln störte sie in ihrer Konzentration. Tekener
war sich nun ganz sicher, daß er recht hatte. Sie horchte in
sich hinein, um sich die richtigen Züge nennen zu lassen. Das
konnte sie nur, wenn sie genau aufpaßte. Sie konnte keine
Fragen stellen, wenn sie eine Anweisung nicht verstanden hatte. Wenn
ihr etwas entging, mußte sie eigene Entscheidungen treffen, und
Tekener glaubte nicht, daß sie dazu imstande war.
An ihren Augen glaubte er erkennen zu können, wann die
Anweisungen kamen.
»Ich möchte den Einsatz erhöhen«, sagte er
lauter als nötig, um sie möglichst nachhaltig zu stören.
»Jetzt?« fragte sie verwirrt.
»Jetzt«, erwiderte er.
»Aber die Situation ist nicht günstig für Sie.«
Ihre Lippen zuckten, und ihre Stirn krauste sich. Tekener sah ihr an,
daß sie in sich hineinhorchte und sich die größte
Mühe gab zu verstehen, was man ihr zuflüsterte.
»Gerade das sollte Ihre Bereitschaft steigern, den Einsatz
entsprechend zu erhöhen«, fuhr er fort.
Ihr Gesicht entspannte sich. Das war für ihn ein deutliches
Zeichen
dafür, daß ihre Helfer schwiegen, um ihr Gelegenheit zu
geben, auf sein Angebot zu antworten.
»Also gut«, sagte sie. »Ich erhöhe.«
Er lächelte.
»Warum überrascht Sie mein Angebot so?« fragte
er. »Glauben Sie, das Spiel schon gewonnen zu haben?«
»Ich diskutiere nicht über den Stand des Spiels«,
erwiderte sie nervös. »Versuchen Sie nicht, mich in meiner
Konzentration zu stören. Dadurch können Sie das Spiel nicht
gewinnen.«
Eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn. Tekener nahm sie als
Zeichen dafür, daß die Helfer des Mädchens sich
wieder meldeten.
»Ich schlage vor, wir verdoppeln den Einsatz«, sagte
er. »Sind Sie damit einverstanden?«
Er blickte zur Uhr. Die Zeit, die ihr für ihre Züge zur
Verfügung stand, lief ab. Darauf kam es ihm an. Er wollte sie in
Zeitnot bringen, damit sie Fehler machte.
Es gelang.
»Also gut. Wir verdoppeln«, antwortete sie. Jetzt
merkte sie, wie knapp die Zeit geworden war. Sie konzentrierte sich
auf die Anweisungen.
»Ihre Zeit wird knapp«, sagte Tekener. »Es tut
mir leid, daß ich Sie mit der Verdoppelung gestört habe.«
In ihrem Gesicht zeichnete sich ihre Verwirrung ab. Tekener sah
ihr an, daß sie die Anweisungen nicht verstanden hatte. Doch
jetzt blieb ihr keine andere Wahl mehr. Sie mußte die Züge
nennen. Kaum hatte sie das getan, als abermals eine Veränderung
in ihrem Gesicht vorging. Sie zeigte dem Terraner an, daß man
ihr die Fehler bewußt machte.
»Schweigen Sie«, rief sie ihm zornig zu. »Es
verstößt gegen die Regeln, wenn Sie immer dann reden, wenn
ich ziehen
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