PR TB 211 Der Rauschgiftplanet
Augenwinkeln sah Brak vier Männer
aus dem Gleiter steigen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, ihre
Kleidung zweckmäßig und ohne überflüssigen
Zierrat. Schläger, dachte Brak.
„Sind wir uns nicht schon irgendwo einmal begegnet?“
erkundigte sich Treloff.
Langion Brak schüttelte den Kopf. „Nein. Dessen bin ich
sicher.“
„Richtig. Du warst hinter mir her. Du wüßtest es,
wenn wir zusammengetroffen wären. Warum hast du aufgegeben?“
„Du warst nicht der, den ich suchte.“
„Komm mit.“ Treloff hob die Hand und krümmte den
Zeigefinger. „Ich habe dir etwas zu sagen, was diese Leute
nicht zu hören brauchen.“
Brak zögerte. Er gab sich keinen Illusionen darüber hin,
was ihn erwartete. Aber welchen Unterschied machte es, ob er der
Aufforderung folgte oder sich weigerte? Soliman Treloff hatte sich
abgewandt und ging auf den Gleiter zu. Langion Brak schritt hinter
ihm her. Sämtliche vier Luken des Fahrzeugs standen offen.
Treloff lehnte sich gegen die Karosserie.
„Ich habe mich hier als Händler niedergelassen“,
sagte er, ohne Brak dabei anzusehen, „und gebe mir Mühe,
auf ehrliche Art und Weise mein Leben zu fristen. Es erfüllt
mich mit Schmerz, wenn ich höre, daß jemand den Leuten,
mit denen ich Handel treibe, erzählt hat, man dürfe mir
nicht trauen.“
Also doch Varenne, dachte Brak, während er näher auf das
Fahrzeug zutrat. Er warf einen raschen Blick ins Innere. Der Gleiter
war leer.
„Treloff - du und ich, wir brauchen einander nichts
vorzumachen“, sagte er. „Du bist so ehrlich, wie die
Nacht des Polarsommers lang ist. Die Spur, die du in der Galaxis
hinterlassen hast, stinkt nach Halsabschneiderei. Betrug, Verrat,
Räuberei, Diebstahl - was einem auch immer in den Sinn kommt, du
hast's getan. Und sie sind hinter dir her. Du magst dich hier
verstekken, aber sie werden dich finden, Treloff. Die Burangi haben
mich freundlich behandelt, also habe ich ihnen gesagt, was von dir zu
halten ist. Das ist alles.“
Er stand vor einem der offenen Luke. Er sah das Kartenbild auf der
kleinen Bildfläche des Adreßrechners. Es war voller
Linien, die Straßen darstellten und sich unter allen denkbaren
Winkeln schnitten. Oberhalb des Bildschirms leuchtete eine rote
Digitalanzeige. 2A4C...
„Du hast kein Recht, so von mir zu sprechen.“ Es war
etwas in seiner Stimme, das Langion Brak aufhorchen ließ. Er
sah Treloffs Blick auf etwas gerichtet, das sich hinter ihm befand.
Der Instinkt signalisierte Gefahr; aber seine Reaktion kam zu spät.
Treloffs Schläger wußten, wo sie ihn zu treffen hatten.
Der mörderische Schlag in die Nieren erfüllte ihn mit
brennendem Schmerz und lahmte ihn bis zur letzten Muskelfaser hinab.
Er wollte sich fallen lassen, aber zwei Paar kräftiger Fäuste
packten ihn bei den Schultern, rissen ihn in die Höhe und
wirbelten ihn herum. Es war kein Kampf, es war gnadenlose
Schlächterei. Die Arme waren ihm auf den Rücken gewinkelt,
und einer der vier hatte seine Knie umschlungen. Er spannte die
Muskeln, so gut er konnte; aberjeder Schlag trieb ihm ein weiteres
Quantum Kraft aus dem Körper.
Wie aus weiter Ferne hörte er Soliman Treloff sagen: „Das
reicht!“ Die Arme waren plötzlich frei. Instinktiv riß
er sie nach vorne. Durch einen Vorhang von Tränen, die ihm der
wilde Schmerz in die Augen getrieben hatte, sah er zwei wankende
Gestalten und wollte sich auf sie stürzen. Wankend? Er selbst
war es, der wankte. Die kraftlosen Beine trugen ihn nicht mehr. Er
stürzte vornüber und fiel mit dem Gesicht in den Staub. Er
hörte das Triebwerk des Gleiters aufheulen. Dann senkte sich
eine wohltätige Ohnmacht über sein Bewußtsein.
Er erwachte von einem eigenartigen Geschaukel, das von lautem
Knarren begleitet wurde. Als er die Augen öffnete, stach ihm das
grelle Sonnenlicht wie ein glühender Nagel durch den Schädel.
Er schloß die Lider sofort, aber er hatte dennoch für den
Bruchteil einer Sekunde das Gesicht gesehen, das sich mit besorgter
Miene über ihn beugte.
„Tupi, was ist los?“ ächzte er.
„Sie haben dich übel zusammengeschlagen“,
antwortete der Alte. „Wir bringen dich zum Lager zurück.“
Das Geschaukel, das Knarren: er lag auf dem Wagen, der die
Arbeiter mit Proviant und Wasser versorgte.
„Warum habt ihr es geschehen lassen? Warum habt ihr mir
nicht geholfen?“
„Geholfen? Gegen Treloff und seine Belendi?“ Sein
Tonfall brachte zum Ausdruck, daß er ein solches Ansinnen für
ganz und gar abwegig hielt. „Wir bringen
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