PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten
wird es nicht glauben", sagte Ayurweda Curleachi. ,,Sie
müssen wissen, daß sie uns hassen, alle miteinander."
„Und warum?"
„Das werden Sie bald erfahren", stieß der
Gefangene hervor. Er knickte im linken Bein ein. „Sind Sie
krank?" fragte Kamee. Curleachi richtete sich wieder auf. Er
schüttelte den Kopf. ,,Nur hungrig", sagte er. ,,Ich habe
seit Tagen nichts mehr bekommen, man hatte mich vergessen. Das
passiert ab und zu in den Kerkern."
Kamee sah, daß der Hohe Taamar sie wieder scharf ins Auge
gefaßt hatte. Cachumbar schnippte mit dem Fingern, und einen
Herzschlag später war Kamee frei. Man hatte ihre Fessel
durchschnitten.
„Cachumbar bietet Ihnen an, sein Kebsweib zu werden",
erklärte der Übersetzer, was Kamee sich bereits aus den
Blicken des Taamars zusammengereimt hatte.
,,Den Teufel werde ich tun", stieß Kamee hervor.
Der Gefangene sah sie mitleidig an.
,,Er ist zu seinen Weibern und Sklavinnen recht freundlich",
sagte er. ,,Und die Kerker sind sehr feucht und dunkel. Ich würde
es mir überlegen."
,,Da gibt es nichts zu überlegen", sagte Kamee
entschieden.
Sie stand zwei Schritte von Bully entfernt. Hinter ihr standen
Yigael und Shaktar. Der Raum zwischen Kamee und dem Taamar war frei,
und sie trug noch die Waffe an der Hüfte.
Kamee überlegte nicht lange; sie griff nach dem
Impulsstrahler und zog ihn aus dem Halfter. Es war das erste Mal in
ihrem Leben, daß sie eine Waffe zog. Nie zuvor hatte sie sich
auch nur mit dem Gedanken beschäftigt, eine tödliche Waffe
auf einen Menschen zu richten. Entsprechend langsamer wurden ihre
Bewegungen, als sie begriff, was sie gerade tun wollte. Dennoch kam
die Waffe hoch, ihre Mündung zeigte auf den Taamar.
Im gleichen Augenblick spürte Kamee einen heftigen Schlag an
der rechten Schulter. Sie wurde um ihre Achse gewirbelt, und während
von der Schulter aus ein brennender Schmerz durch den ganzen Körper
flutete, flog der Impulsstrahler aus ihrer Hand und landete auf dem
Boden.
Kamee stöhnte vor Schmerz auf. Sie brach in die Knie. In der
Schulter hämmerte und pochte e~, die Wunde brannte wie Feuer.,
Nur langsam klärte sich Kamees Blick. Sie erkannte, daß
sie auf dem Boden kniete, und sie sah den wütenden Blick des
Hohen Taamars. Sie sah, als sie sich umwandte, auch den Zorn in den
Augen von Reginald Bull. Kamee griff nach der schmerzenden Schulter,
und sie spürte etwas hartes Feuchtes.
Sie zog die Hand zurück. Sie war blutverschmiert, und als sie
unter Schmerzen den Kopf wandte, sah sie auch den Armbrustbolzen in
ihrer Schulter stecken.
Der Schock und die Enttäuschung verbanden sich mit den
Anstrengungen des Hinmarsches. Vor Kamees Augen wurde die Welt
schwarz. Sie fiel vornüber und blieb besinnungslos liegen.
6.
Kamee kam zu sich, weil der Schmerz stärker wurde als ihre
Ohnmacht. Es brannte höllisch in der
Schulterwunde. Um sie herum war alles dunkel.
,,Sie kommt zu sich", hörte Kamee eine Männerstimme
sagen. Sie klang merkwürdig dumpf. ,,Wo bin ich?" fragte
Kamee. Dann erinnerte sie sich - die MURG DO PYAZA, die Landung
aufdem Planeten, die Gefangennahme ...
,,Sind wir im Kerker?" fragte Kamee.
„Allerdings", sagte die Männerstimme. Sie gehörte
zu Reginald Bull. ,,Ich gehöre nicht zu den Leuten,
die sehr nachtragend sind, aber ich kann nicht verhehlen, daß
ich deinen heldenkühnen Anfall
keineswegs billigen kann."
„Es tut mir leid", sagte Kamee. „Ich habe
gedacht..."
„Vergiß es", sagte Bully. ,,Ich kann mir
vorstellen, was du dir ausgedacht hast. Wie geht es der Schulter?"
,,Es tut sehr weh", sagte Kamee. „Aber ich werde es
aushalten können."
„Keine Mißverständnisse", sagte Bully hart.
,,Wir haben keine Medikamente, also werden wir so auskommen müssen
- egal wie schlimm die Schulter wird, du wirst es aushalten müssen."
„Und was wird jetzt aus uns?" wollte Shaktar wissen.
Die Waffen haben sie uns abgenommen und in den Brunnen geworfen, wo
sie in kurzer Zeit verrotten werden. Hast du wenigstens noch den
Impulsschlüssel für die MURG?"
,,Den hab' ich noch", sagte Bully. ,,Aber er wird uns
vorläufig nichts nutzen. Aus diesem Loche hier werden wir
schwerlich herauskommen. Die Mauern sind sehr hoch, fast zwei Meter,
und zwischen uns und der Freiheit liegen vier gepanzerte Türen,
zweihundert Bewaffnete und die Bevölkerung dieser Stadt."
,,Hier ist noch niejemand herausgekommen' 1 , sagte eine
schwache Stimme. „Dieses Gefängnis wird unser Grab
werden."
,,Das bleibt abzuwarten", sagte
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