PR TB 225 Eiswelt Cyrglar
er.
„Oh, nein! Man betrachtet dein Verhalten als verständlich.
Du sahst Psiorama als die Möglichkeit, deinem Volk eine weniger
lebensfeindliche Heimat zu verschaffen. Jedermann weiß, daß
du von Markovs wahrem Plan keine Ahnung hattest. Du wußtest
nicht, daß er das Volk der Eis-Elfen vernichten wollte.“
„Nein“, antwortete der Patriarch dumpf. „Aber
ich verkaufte ihm die Grellin, die nicht mir gehörte. Ich wußte,
daß er unseren Brüdern Not und Schmerz bringen würde.
Ich bin ein Verräter!“
„Der Verrat ist dir verziehen“, sagte Langion. „Nein.
Meine eigene Tochter, Lailah, hat ihn nicht verziehen!“
„Lailah hat ihren Frieden gefunden“, widersprach
Langion sanft. „Otkod, der Ausschauhalter der Sippe der
Flachblattbauern, hat sie in seine Höhle aufgenommen. Sie bleibt
auf Cyrglar, nicht weil sie dir zürnt, sondern weil sie Otkod
liebt und seine Frau sein wird.“ Einer Eingebung folgend, griff
er in die Tasche und zog den Talisman hervor, den er damals von dem
Mädchen erhalten hatte. Was mochte er darstellen? Einen
Eis-Elfen, wie ihn sich die Phantasie der Einen-Wahren ausmalte?
Vergib mir, Lailah, dachte er. Ich sollte dein Geschenk ehren; aber
im Augenblick ist es wichtiger, den Kummer von der Seele eines alten
Mannes zu nehmen.
„Lailah schickt dir dieses“, sagte er und reichte
Waikantach das seltsam geformte Stück. „Es soll dich in
der neuen Heimat an sie erinnern.“
Die Augen des Patriarchen hatten zunächst aufgeleuchtet, als
er den schimmernden Opal entgegennahm. Offenbar kannte er ihn und
akzeptierte ihn als Andenken an seine Urenkelin. Alsbald aber
erschien Verwirrung in seiner Miene. „Neue Heimat?“
fragte er verwundert. So kam Langion Brak endlich dazu, sich seines
eigentlichen Auftrags zu entledigen. Als er Waikantach zwei Stunden
später verließ, da wußte er, daß er sich um
das seelische Wohl des Patriarchen keine Sorge mehr zu machen
brauchte.
Cromwell Shliffer empfing ihn mit mürrischem Gesicht.
„Sie verursachen mir nichts als Kosten“, brummte er.
Das verhaltene Grinsen auf Louisas und Humberts Gesicht verriet,
daß „der Alte“ im Begriff stand, eine seiner
üblichen Nörgeleien an den Mann zu bringen.
„Wie das?“ fragte Langion unschuldig.
„Zwölfhundert Solar pro Tag Liegegebühr,
achtzehntausend Solar für einen veruntreuten Gleiter...“
„Veruntreut!“ protestierte Langion. „Das Ding
wurde abgeschossen! Von Marqutson. Es beendete sein Dasein sozusagen
im Dienst der Sache. Denn auf diese Weise wollte Markov beweisen, daß
man ihn tatsächlich daran hinderte, seine verbrieften Rechte
wahrzunehmen.“
„Achtzehntausend“, knurrte Shliffer. „Ganz egal,
wie Sie es drehen oder wenden. Ich werde es Ihnen vom Gehalt abziehen
müssen.“
„Vorher schneide ich es dem geldgierigen Schurken aus der
Haut!“ brauste Langion in gespieltem Zorn auf. „Wo ist
er?“
„Er sagt, er hätte lange genug auf Sie gewartet. Ich
hatte die Überweisung kaum getätigt, da ritt er auf
singendem Feldtriebwerk in den Himmel.“ Er wackelte mit dem
Kopf und gab ein paar glucksende Laute von sich. „Ja, ja - es
ist eben kein Verlaß auf Charterflug-Kapitäne.“
„In Wirklichkeit sind wir ziemlich billig davongekommen“,
grinste Langion. „Der Kerl hätte getrost das Doppelte
verlangen können. Und wenn Sie mir die Summe tatsächlich
vom Gehalt abziehen, dann lasse ich die ganze Welt wissen, daß
es Ihnen innerhalb von fünf Tagen nicht gelang, eine lächerlich
triviale Information zu beschaffen.“
Cromwell Shliffer musterte ihn verblüfft.
„Das würden Sie wirklich tun, nicht wahr? Ich sehe es
Ihnen an. Die Information ist übrigens längst vorhanden,
und wenn Sie nicht ununterbrochen damit beschäftigt wären,
von Pontius zu Pilatus zu rennen, hätten Sie schon gestern davon
erfahren.“ „Also?“ verlangte Langion.
„Unsere Experten auf der Transpluto-Station registrieren in
der Tat seit einiger Zeit eine Unregelmäßigkeit im
elektromagnetischen Spektrum der Strahlung, die aus der Gegend des
Kugelsternhaufens NGC 6793 kommt. Es handelt sich um eine
unentzifferbare Modulation im Submikrowellenbereich, nahe dem
Infraroten. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, daß die
Unregelmäßigkeit zum ersten Mal vor einigen Jahren
auftrat. Man hat ihr keine Beachtung geschenkt, weil sie, wie gesagt,
undeutbar ist.“
„Für unsere Experten“, platzte Langion heraus.
„Aber nicht für die Fachleute der Psiorama!“
„Insbesondere
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