PR TB 237 Sechs Flammende Sonnen
dunklen
Bildschirme, die leeren Sessel, die so standen, als würde die
Besatzungjeden Augenblick zurückkehren...
Allan D. Mercant versuchte, die Kontrollen der Energievorräte
zu aktivieren. Er konnte die betreffenden Schalter zwar mühelos
bewegen, doch winzige, rasch verglühende Funken stoben auf.
Mercant glaubte, ein leises Knistern zu hören. Aber das war
natürlich nur Einbildung, den es gab keine Atmosphäre, die
den Schall übertragen hätte.
Zitternd wanderte der scharf abgegrenzte Lichtkegel eines
Scheinwerfers durch den Raum und verharrte auf einem der
Pilotensessel.
War da nicht eine flüchtige Bewegung? Die Wölbung eines
Helmes ragte über die Lehne empor. Und die Hydraulik federte
noch nach.
Allan D. Mercant wurde darauf aufmerksam, als McLinland mit
schnellen Schritten an ihm vorüberhastete. Der Kommandant griff
nach dem Sessel, ließ diesen herumschwingen und... erstarrte.
Ein heiserer Aufschrei drang über seine Lippen.
Tote Augen starrten ihn durchdringend an. McLinland vermochte sich
ihrem Blick kaum zu entziehen. Da lag ein seltsames Glitzern in ihnen
wie etwas Lebendiges. Aber es war nur der Staub, der den zerfallenden
Raumanzug durchdrungen hatte.
Unwillkürlich wirbelte der Kommandant herum. Er fühlte
ein seltsames Prickeln auf der Haut, als ob eisige Finger nach ihm
griffen. Doch wahrscheinlich gaukelten seine überreizten Nerven
ihm diese Empfindung vor.
Der halb skelettierte Leichnam ließ erkennen, daß es
sich um einen Ara handelte. Sein rechter Arm stand in seltsam
verrenkter Haltung ab, als ob er im Sterben auf etwas ganz Bestimmtes
hatte hinweisen wollen.
“Auf den Bildschirm ...?" meinte Mercant.
“Ich glaube nicht", widersprach Tari Nango. “Eher
das Schaltpult darunter." Ohne eine Erwiderung abzuwarten,
wischte er die Ablagerungen beiseite. Zum Vorschein kamen zwei
zerknitterte Datenstreifen, die Nango eingehend betrachtete.
Schließlich reichte er sie an McLinland weiter.
“Das sieht nach Positionsdaten aus. Leider kann ich sie
nicht vollständig entziffern."
“Wozu haben wir eine Positronik?" Suchend sah der
Kommandant sich um. “Ob es hier noch Nennenswertes zu finden
gibt?"
Auch in der Funkzentrale waren die Verhältnisse dieselben -
keine Spur von der Besatzung. Der Notruf wurde von einem Endlosband
wiederholt. Für einen Hyperfunkspruch reichte die vorhandene
Energie längst nicht mehr aus; die KESNAR würde ohnehin
spätestens in wenigen Wochen endgültig schweigen. Mit einer
Menge unbeantworteter Fragen beladen, ohne einen wirklich greifbaren
Erfolg, kehrten die drei Männer endlich zur Space-Jet zurück.
Sie verließen das Schiff oberhalb des Ringwulstes. Überall
stießen sie auf die
Spuren einer rasch fortschreitenden Zerstörung. Die KESNAR
war ein Geisterschiff, das in wenigen Jahrzehnten nicht mehr
existieren würde.
Kaum an Bord der wartenden Space-Jet, ließ McLinland die
Datenstreifen von der Positronik überprüfen. Trotz seiner
insgeheim gehegten Befürchtungen lag das Ergebnis schon nach
wenigen Minuten vor.
Die Koordinaten bezeichneten einen knapp zwanzig Lichtstunden
entfernten Raumsektor. Der Kommandant war nicht überrascht, dort
eine grüne Sonne mit mehreren Planeten vorzufinden.
7.
Wilm van Kojhen zeigte sich keineswegs erbaut davon, daß die
Space-Jet jenes Sonnensystem anfliegen sollte. Schweigend nahm er es
zur Kenntnis, aber sein Gesicht drückte deutlich die Ablehnung
aus, die er empfand.
“Sorgen Sie dafür, daß die Reparaturarbeiten an
den Kalups zügig vorangehen", sagte McLinland. “Alles
andere ist meine Sache." Damit unterbrach er die Verbindung zur
STARLIGHT wieder.
Die Space-Jet tauchte in den Linearraum ein. Auf zehn Minuten
Dauer war die Flugetappe programmiert, die das Schiff in die
Randbezirke des angeflogenen Sonnensystems bringen sollte.
“Glauben Sie, daß wir Ihre Leute finden werden?"
wollte Mercant von Tari Nango wissen. Der Ara zuckte mit den
Schultern.
“Ein Planet ist groß. Entweder wir können Sie
über Funk erreichen, oder ..." Mit Recht ließ er die
Feststellung offen. Man mußte abwarten, welche Verhältnisse
man vorfand.
Auf dem Bildschirm wuchs der Zielstern zusehends. Schon wurden die
Filter vorgeschaltet, um die hereinbrechende Lichtflut auf ein
erträgliches Maß zurückzudämmen.
Gesprochen wurde kaum mehr. Träge tropften die Sekunden dahin
und verloren sich im Strom der Zeit.
Endlich fiel die Space-Jet in den Einsteinraum zurück.
Sie stand bereits innerhalb der Umlaufbahn des
Weitere Kostenlose Bücher