Pralinenherz
Ihre Blicke trafen sich und ehe Hanna es sich versah, bekam sie weiche Knie. Um sich von diesem Gefühl abzulenken, trank sie einen Schluck und drehte sich von Finn weg, stellte das Glas beiseite und begann die Schubladen zu öffnen. Es war nicht gut! Nein! Sie durfte keine Gefühle zulassen. Diese widerlichen kleinen Dinger, die sich an ihr Herz klammerten, es zum Schlagen brachten und sich dann hinauf zu ihrem Gehirn vorarbeiteten, um dies systematisch lahm zu legen! Diese fiesen Gefühle, die alles zunichtemachten. Am Ende würde sie Finn verfallen und mit ansehen, wie er einen Mann nach dem anderen in sein Zimmer zog, ihn hören, wie er und ein anderer Mann …
„Puh ...“ Hanna schluckte und musste sich abstützen, denn Bilder von einem nackten Finn und einem nackten Christian schossen durch ihren Kopf. Die beiden küssten sich und …
„Was kann ich denn tun?!“, schoss es aus Hanna hervor, die sich räuspernd und hustend durch die Küche bewegte, wie ein Pingpongball während einer Meisterschaft.
Finn hob fragend eine Augenbraue und beobachtete ihr hektisches Treiben, sah, wie sie sich durch die Schubladen wühlte, sich einen weiteren Schluck Wein gönnte und ihn immer wieder hochrot anstarrte. Woran sie wohl gerade dachte?
„ Die Nudeln sind links oben im Schrank, die Bandnudeln bitte. Ich bereite dann die Soße vor.“ Er holte sich etwas Sahne aus dem Kühlschrank und weitere Zutaten, die er auf einem Schneidebrett zerkleinerte.
Geschickt zerschnitt er kleine Pilze, Zwiebeln und bereitete die Muscheln vor, die er in der Pfanne dünstete.
Hanna goss währenddessen Wasser in einen Topf und setzte die Nudeln auf, nahm sich dann die Abfälle vor, um sie zu entsorgen.
Hanna war jemand, der einfach tat, was getan werden musste und das mochte Finn. Er erinnerte sich gut an die letzten Male, als er mit potenziellen neuen Freundinnen gemeinsam hatte kochen wollen. Jede hatte etwas auszusetzen.
Bloß keine Sahne! Ich bin auf Diät! Was? Zwiebeln? Dann stinke ich aus dem Mund! Kochen? Können wir nicht essen gehen? Selber machen? Niemals! Ich mache mir doch nicht meine Finger schmutzig. Meine Nägel sind frisch manikürt, ich mache hier keinen Handschlag, du bist der Mann!
Für einen Moment hielt er inne und sah dann zu Hanna, die sich weiter durch die Küchenschränke kämpfte, wie ein Bombenspürhund.
„Wärmer. Noch wärmer ...“, lotste er sie, bis Hanna die Teller fand.
„ Soll ich den Esstisch decken oder willst du hier am Tresen essen?“, fragte sie ihn.
„Wir können es uns auch auf der Couch gemütlich machen ...“, murmelte Finn, bemerkte aber seinen Fehler rechtzeitig und deutete auf den Esstisch.
„Was meintest du?“, fragte Hanna, die dort den Tisch deckte. Das Besteck fand sie sofort und auch die Servietten waren leicht zu finden.
„Ähm, wir können ja den Nachtisch auf der Couch essen, bei einem Film?“ Das ging gerade noch einmal gut! Er musste wirklich besser aufpassen, was er wie sagte, wenn Hanna bei ihm war, sonst verriet er sich noch und alles war umsonst.
„ Und die Garnelen?“ Wollte er sie in der Pfanne machen? Hanna lief zu ihm und schaute genau zu, wie er die Soße zusammenrührte und dann die Garnelen aus dem Kühlschrank hervor holte um sie in eine große Pfanne zu geben.
„Ich liebe Garnelen!“, jauchzte Hanna, die eigentlich auch auf Diät war, aber so viele Kalorien würde all das hier schon nicht haben. Finn goss noch etwas Sahne nach, schmeckte die Soße ab und reichte Hanna einen vollen Löffel zum Probieren. Er hielt seine Hand darunter, falls es tropfte und war gespannt, wie sie wohl die Soße fand.
Sie kostete davon und schloss genüsslich die Augen.
„Superlecker! Und die kommt auf die Nudeln?“ Sie hielt sich den Bauch, der sich laut knurrend zu Wort meldete.
„Ich habe heute noch nichts gegessen … Dauerdiät. Naja. Aber nicht heute! Heute wird geschlemmt, zur Feier des Tages!“ Hanna ballte eine Faust und griff sich ihr Weinglas, um sich abermals einen Schluck zu genehmigen.
„ Dauerdiät?“ Finn rührte die Soße um und wendete gekonnt die Garnelen, betrachtete Hannas Körper und wunderte sich, warum sie auf Diät sei.
„Schau nicht so! Natürlich! Schon vergessen, was ich auf der Messe angerichtet habe? Dieses Teil hier ...“ Sie schlug sich dabei selbst auf den Hintern und nahm dann auf einem Barhocker Platz, bevor sie weitersprach: „... hat schließlich die Tür auf der Messe zerlegt und dieses Teil hier ...“ Mit dem
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