Pralinenherz
Sie denkt nämlich, dass du hetero bist und du auch, Daniel!“, zischte Finn und schloss die Badezimmertür, bevor er wieder hinaufging.
„Das wird ja richtig voll heute“, meinte Hanna, die das Haustelefon beiseite legte.
„ Mh?“, fragte Finn, der zurück in die Küche lief.
„Frederick hat gerade angerufen und sich quasi selbst eingeladen. Er bringt ein paar Steaks mit und Bier.“ Hanna versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen und setzte einen fröhlichen Gesichtsausdruck auf, den sie wie eine Maske trug, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr die Worte ihres Vaters noch immer in ihrem Kopf spukten.
„Wie wäre es, wenn du Lea und Anne auch einlädst? Dann lernen sich alle untereinander kennen, was meinst du?“ Finn merkte, wie unsicher Hanna war und das verunsicherte ihn selbst so sehr, dass sich eine unangenehme Anspannung zwischen den beiden aufbaute.
„Ja, hört sich gut an! Ich ruf sie gleich an ...“ Sie schlich sich auf die Terrasse und rief bei Lea an.
Etwa eine Stunde später ging Finn zur Tür, um Frederick herein zulassen. Die beiden begrüßten sich mit einem Handschlag, doch Frederick merkte sofort, dass mit Finn etwas nicht stimmte. Er sah sich um, entdeckte aber die geheimnisvolle Hanna nicht, von der Finn ständig sprach und schwärmte. Natürlich war Frederick von Finn eingeweiht worden. Bereits seit Tagen redete er auf Finn ein, Hanna endlich reinen Wein einzuschenken.
„Und?“, flüsterte Frederick, der zögernd eintrat, als wäre der Flur ein Minenfeld. Er wollte Hanna nicht aufschrecken, beschrieb Finn sie doch als scheu und schüchtern wie ein Rehkitz.
„Hanna lädt noch zwei Freundinnen ein.“ Nun sah auch Finn sich um, bevor er näher kam und die folgenden Worte flüsterte: „Ich hätte sie beinahe geküsst! Und jetzt ist irgendwie der Wurm drin. Vorher war es eine total lockere Atmosphäre, aber jetzt?“
Hanna lugte um die Ecke und lächelte Frederick an, der Finn beiseite drängte und Hanna seine Hand reichte.
„Du bist sicher Hanna? Ich bin Frederick, ich arbeite mit Finn in der Agentur. Ich glaube, wir haben auch schon mal miteinander telefoniert?“
Hanna klimperte mit ihren Augen, denn Frederick war ein sehr attraktiver Mann. Finn eigentlich auch, doch er wirkte ganz und gar nicht schwul auf Hanna. Sein dunkles Haar trug er lässig zurückgekämmt, dazu ein schwarzes Shirt, das seine Muskeln betonte und eine knackige Jeans. Hanna schluckte und versuchte, ihn nicht anzugaffen, als wäre er eine große Schokoladentorte.
„Genau, die bin ich und ja, ich glaube, wir haben bereits einige Male miteinander telefoniert, wenn die alte Behlitz keine Lust zum Reden hatte“, scherzte sie.
„Anne und Lea kommen gleich vorbei, sie waren gerade noch im Supermarkt und müssen schnell noch die Einkäufe nach Hause bringen“, meinte Hanna knapp zu Finn und widmete sich dann wieder seinem Freund, der Hanna gleich wie ein Fels in der Brandung zur Seite stand. Finn stand fassungslos daneben. Das war keine gute Entwicklung!
Er eilte den beiden hinterher, die bereits in die Küche gegangen waren. Hanna goss Frederick gerade etwas zu trinken ein und warf einen interessierten Blick auf seinen Hintern, als er sich zu Finn herumdrehte, was diesem gar nicht gefiel.
„Äh, Frederick kommt übrigens auch und hilft beim Umbau!“ Er klopfte Frederick dabei kräftig auf den Rücken und ließ so seine Aggressionen an ihm aus, was Hanna jedoch nicht mitbekam.
Frederick räusperte sich und nickte eifrig.
„Ja, gar kein Problem. Mein Bruder legt das Parkett und ich helfe natürlich, die Schränke aufzubauen. Streichen wäre auch kein Problem. Du wolltest … rosa Wände haben?“
„Zartes Rosa. Eher weiß, mit rosafarbenen Streifen. Aber wirklich nur zart, kein Pink oder so was. Ich will ja kein Kindergeschäft eröffnen, es soll nur viele neue Kundinnen anlocken. Frische! Sauberkeit! Und ein neuer Name!“ Hanna riss ihre Hände in die Luft und versuchte Frederick zu verdeutlichen, wie toll alles werden würde. Dieser betrachtete sie neugierig und nickte zustimmend.
„Das ist so lieb von dir, dass du helfen willst. Starke Männer kann man doch immer gebrauchen!“ Sie berührte Fredericks Oberarm, der zugleich ein verächtliches Schnauben neben sich vernahm. Finn war kurz davor, wie ein Vulkan Feuer zu speien und behielt sich nur schwer unter Kontrolle.
„Ja, wie gut, dass Finn mich gefragt hat!“ Er legte seinen Arm um Finns Schultern und zog ihn an sich heran,
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