Pretty Daemon
ich auf einen kleinen Artikel stieß. Er handelte von einem schrecklichen Autounfall auf einer der unübersichtlichen Bergstraßen um San Diablo, der zu zwei Toten geführt hatte. Der dritte Insasse des Wagens – Colby Shelton – war wunderbarerweise nur mit wenigen Kratzern und Blessuren davongekommen.
Mir stockte der Atem. Es konnte nicht sein. Allie und David hatten doch nicht etwa…
Aber ich wusste, dass sie das sehr wohl getan hatten.
Verdammt.
Ich hinterließ Stuart eine hastige Notiz, in der ich ihm mitteilte, dass ich kurz zu Laura gegangen sei, um mit ihr über ihr letztes Date zu sprechen, das schiefgelaufen sei. Vom Wagen aus rief ich meine Freundin an. Ihr erklärte ich, dass sie mich auf keinen Fall zu Hause anrufen solle, weil ich angeblich bei ihr sei. Echt pubertär, ich weiß, aber unter den gegebenen Umständen schien mir ein derartiges Benehmen mehr als passend zu sein.
Mein Hauptproblem bestand darin, dass ich keine Ahnung hatte, wo die beiden stecken konnten. Dämonen kehrten zwar häufig an den Ort ihrer Körperübernahme zurück, doch in diesem Fall nahm ich das eigentlich nicht an. Die Tyle Canyon Road war eine schmale zweispurige Straße ohne Seitenstreifen oder Bürgersteig. Es war sehr unwahrscheinlich, dass ein Dämon dorthin zurückwollte.
Viel wahrscheinlicher war es, dass er bereits von Abaddon angeheuert und auf eine Mission geschickt worden war. In diesem Fall konnte ich genauso gut zu Hause auf ihn warten, wo er bestimmt bald auftauchen würde. Denn das schien in den letzten Tagen zum Hauptzeitvertreib der Dämonenbevölkerung geworden zu sein. Es konnte natürlich auch sein, dass der Dämon versuchen würde, sich in das frühere Leben seines Körpers einzufinden. In dem Fall würde er wahrscheinlich einfach nach Hause gehen.
Ich fuhr zuerst zu David. Noch immer hatte ich die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass ich doch falschlag. Es konnte natürlich auch sein, dass ich Recht hatte und David gerade dabei erwischte, wie er Nachforschungen anstellte, um Colby Shelton zu finden. Oder vielleicht hatte er auch irgendwelche Hinweise auf seinem Küchentisch hinterlassen, den ich mir dank des Schlüssels, den ich von seiner Wohnung besaß, näher ansehen konnte.
Dummerweise ging es bei David nicht so geordnet zu, wie ich mir das gewünscht hätte. In seiner Wohnung herrschte ein ziemliches Chaos. Ich konnte nichts entdecken, was mir irgendeinen Hinweis darauf gegeben hätte, wo sich meine Tochter befand – oder auch mein früherer Mann, dem ich sofort den Hals umdrehen wollte, wenn ich ihn in die Finger bekam.
Ich hatte mich mehr oder weniger dazu durchgerungen, wohl doch zur Tyle Canyon Road hinauszufahren, als plötzlich mein Handy klingelte. Hastig klappte ich es auf und sackte vor Erleichterung beinahe zusammen, als ich auf dem Display Allies Namen las.
»Wo bist du?«, fragte ich ohne große Vorrede.
»Auf dem Jahrmarkt«, flüsterte sie verängstigt. »O mein Gott, Mami! Bitte beeile dich!«
Und dann stieß sie einen lauten Schrei aus.
Davids Wohnung lag ganz in der Nähe des Strands und damit relativ nahe am Jahrmarkt. Trotzdem durchbrach ich vermutlich die Schallgrenze, als ich mit Höchstgeschwindigkeit dorthin raste.
Seit einiger Zeit bewahrte ich im Auto eine Jagdweste auf, in der ich Messer, Weihwasser, Kruzifixe und andere praktische Werkzeuge für die Dämonenjagd verstaut hatte.
Ich zog sie während der Fahrt unter meinem Sitz hervor und schaffte es sogar, sie anzuziehen, ohne dabei irgendwelche Fußgänger, Verkehrsschilder oder Gebäude in Mitleidenschaft zu ziehen.
Ich raste durch die engen Gassen, wobei ich teilweise auf den Bürgersteig ausweichen musste, um durchzukommen. Etwa einen halben Block von dem Zelt der Wahrsagerin entfernt, trat ich auf die Bremse. Ich parkte und sprang aus dem Auto. Keuchend rannte ich auf das Zelt zu, wobei ich inbrünstig hoffte, dass niemand zu früh auf mich aufmerksam würde.
Die Mühe hätte ich mir gar nicht machen müssen, wie ich bei meinem Eintreffen sah. Es bot sich mir eine schreckliche Szene.
Colby Shelton (zumindest nahm ich an, dass es sich um seine sterblichen Überreste handelte) lag neben der leblosen Wahrsagerin tot auf dem Boden. Dukkar hielt eine Pistole an Davids Schläfe, und dieser rührte sich nicht von der Stelle. Meine Tochter kauerte in einer Ecke, die angsterfüllten Augen weit aufgerissen.
Ehrlich gesagt, sah die Lage der beiden wirklich ziemlich hoffnungslos aus, und ich fragte mich,
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