Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
»Nicht koscher?«
Melissa rückte mit dem Stuhl zu ihr. »Nana hat all ihren leiblichen Enkelkindern Geld hinterlassen. Ihren leiblichen Enkelkindern. « Bei den letzten drei Worten klopfte sie auf den Tisch. Sie sah Spencer erwartungsvoll an, bis endlich der Groschen bei ihr fiel. Dann schaute sie aus dem Fenster auf die verlassene Einfahrt. »Ich glaube, dass es in dieser Familie viele Geheimnisse gibt«, flüsterte sie. »Sachen, von denen wir beide nichts erfahren dürfen. Nach außen soll alles perfekt wirken, aber …« Sie verstummte.
Spencer kniff die Augen zusammen. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon Melissa sprach, stiegen Schwindel und Übelkeit in ihr auf. »Was willst du damit sagen? Spuck’s endlich aus.«
Melissa lehnte sich zurück. » Leibliche Enkelkinder «, wiederholte sie. »Spence … vielleicht wurdest du ja adoptiert.«
Kapitel 11
WENN DU SIE NICHT BESIEGEN KANNST, VERBÜNDE DICH MIT IHR
Am Mittwochmorgen vergrub sich Hanna unter ihrer Daunendecke und versuchte, Kate auszublenden, die unter der Dusche Tonleitern sang. »Sie ist überzeugt davon, dass sie die Hauptrolle in dem Theaterstück ergattern wird«, grummelte sie in ihren BlackBerry. »Ich will unbedingt ihr Gesicht sehen, wenn der Regisseur ihr sagt, dass Shakespeare kein Musical ist.«
Lucas kicherte. »Hat sie wirklich gedroht dich zu verpetzen, als du keine Lust hattest, ihr die Schule zu zeigen?«
»So ziemlich«, knurrte Hanna. »Kann ich nicht bei dir einziehen, bis wir mit der Schule durch sind?«
»Das wär schön«, murmelte Lucas. »Wir müssten uns allerdings ein Zimmer teilen.«
»Das würde mich nicht stören«, schnurrte Hanna.
»Mich auch nicht.« Hanna konnte sein Lächeln fast hören.
Es klopfte an die Tür, und Isabel streckte den Kopf durch den Türspalt. Bevor sie sich mit Hannas Vater verlobt hatte, war sie Krankenschwester in der Notaufnahme gewesen, und zum Schlafen trug sie immer noch gerne ihren Schwesternkittel. Igitt. »Hanna?« Isabels Augen wirkten noch schläfriger als sonst. »Du darfst erst telefonieren, wenn du dein Bett gemacht hast, weißt du noch?«
Hanna verzog das Gesicht. »Von mir aus«, sagte sie halblaut.
Nur Sekunden nachdem Isabel ihre Billigkoffer abgestellt und alle Holzrollos durch violette Samtvorhänge ersetzt hatte, stellte sie neue Hausregeln auf: Kein Internet nach 21 Uhr. Handygespräche erst nach der Hausarbeit. Herrenbesuch strengstens verboten, wenn Isabel und Hannas Vater nicht im Haus waren. Hanna lebte seit Neuestem in einem Polizeistaat.
»Ich werde gezwungen aufzulegen«, sagte Hanna in ihren BlackBerry, und zwar so laut, dass Isabel es hören musste.
»Schon in Ordnung«, sagte Lucas. »Ich muss ohnehin in die Gänge kommen. Heute Morgen trifft sich der Fotoclub.«
Er machte ein Kussgeräusch in den Hörer und legte auf. Hanna wackelte mit den Zehen und spürte, wie ihr Ärger und ihre Sorgen einfach davonschmolzen. Lucas war ein viel besserer Freund als es Sean Ackard je gewesen war, und beinahe vergaß sie, dass sie eigentlich keine Freundinnen mehr hatte. Er verstand, wie sehr Monas Verhalten sie verletzt hatte, und er lachte immer über ihre Geschichten von der bösen Stiefschwester Kate. Außerdem war er bei einem guten Friseur gewesen und hatte seinen schäbigen JanSport-Rucksack gegen eine schicke Kuriertasche von Jack Spade eingetauscht, er war also längst nicht mehr so uncool wie damals, als sie sich angefreundet hatten.
Als Hanna sich sicher war, dass Isabel den Flur verlassen hatte und zurück in das Schlafzimmer gewandert war, das sie sich mit Hannas Vater teilte – Doppel-igitt! –, kroch sie aus dem Bett und zog nachlässig die Tagesdecke hoch, sodass es aussah, als habe sie es gemacht. Dann setzte sie sich an ihren Schminktisch und schaltete ihren LCD-Fernseher ein. Die Titelmelodie der Morgennachrichten dröhnte aus den Lautsprechern. ROSEWOOD REAGIERT AUF THOMAS’ VORLÄUFIGE FREILASSUNG stand in großen Buchstaben am unteren Bildschirmrand.
Hanna zögerte. Sie wollte sich den Bericht eigentlich nicht ansehen, konnte sich aber auch nicht davon losreißen.
Eine zierliche, rothaarige Reporterin stand am Bahnhof von Rosewood und fragte Pendler nach ihrer Meinung zu Ians Verhandlung. »Verabscheuungswürdig«, sagte eine elegante, dünne ältere Dame in einem Kaschmirmantel mit Stehkragen. »Nach allem, was er dem armen Mädchen angetan hat, dürfte der Junge keine Sekunde lang auf freiem Fuß sein.«
Die Kamera schwenkte zu einem
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