Pretty Little Liars - Vollkommen
Tops«, sagte Edith. »Deine Eltern haben mir von deinem Problem erzählt.«
Der nackte Holzstuhl, auf dem Emily saß, drückte schmerzhaft gegen ihre Gesäßknochen. »Problem?« Ihr
sank das Herz. Sie konnte sich vorstellen, was jetzt kommen würde.
»Natürlich ist es ein Problem«, krächzte ihre Mutter mit erstickter Stimme. »Das Bild – dieses Mädchen, das du auf unseren ausdrücklichen Wunsch hin nicht mehr treffen solltest -, ist diese Sache mehr als einmal passiert?«
Emily berührte nervös die Narbe auf ihrer linken Handfläche, die von dem Tag stammte, an dem Carolyn sie versehentlich mit der Heckenschere verletzt hatte. Solange sie denken konnte, war sie immer bemüht gewesen, so gehorsam und brav wie nur möglich zu sein, und sie konnte ihre Eltern nicht anlügen – zumindest nicht sehr gut. »Es ist mehr als einmal passiert«, murmelte sie.
Ihre Mutter gab ein schmerzliches Wimmern von sich.
Edith schürzte die faltigen fuchsienfarbenen Lippen. Sie hatte diesen Alte-Damen-Geruch nach Mottenkugeln an sich. »Was du empfindest, wird vorbeigehen. Es ist eine Krankheit, Emily. Aber wir von Tree Tops können dich heilen. Wir haben viele ehemalige Homosexuelle wieder auf den rechten Weg zurückgebracht.«
Emily lachte schallend auf. »Ehemalige … Homosexuelle ?« Die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Ihre Eltern schauten sie mit selbstgerechten Mienen an, die Hände um ihre Kaffeetassen geschlungen.
»Dein Interesse an jungen Frauen ist weder genetisch noch physiologisch bedingt, schuld sind Umwelteinflüsse«, erklärte Edith. »Mit einem speziellen Beratungs- und Therapieangebot werden wir dir helfen, diesen … nennen wir es Drang , aus deinem Leben zu eliminieren.«
Emily umklammerte die Lehnen des Holzstuhls. »Das klingt … schräg .«
»Emily!«, tadelte ihre Mutter. Sie hatte ihren Kindern eingebläut, sich Erwachsenen gegenüber stets respektvoll zu verhalten. Aber Emily war viel zu bestürzt, um sich darum zu scheren.
»Das ist überhaupt nicht schräg«, zirpte Edith. »Es macht gar nichts, wenn du im Augenblick noch nicht alles verstehst. Das geht vielen unserer jungen neuen Rekruten am Anfang so.« Sie sah Emilys Eltern an. »Wir haben eine großartige Rehabilitationsquote im Einzugsbereich von Philadelphia.«
Emily hätte sich am liebsten übergeben. Rehabilitation? Sie schaute ihren Eltern forschend ins Gesicht, aber ihre Mienen waren wie versteinert. Dann blickte sie durch das Fenster hinaus auf die Straße. Wenn das nächste Auto, das vorbeifährt, weiß ist, dann ist alles nur ein böser Traum, dachte sie. Wenn es rot ist, ist es leider real. Ein Auto fuhr vorbei. Keine Frage, es war rot.
Edith stellte ihre Kaffeetasse auf die Untertasse. »Wir stellen dir einen Mentor zur Seite, der mit dir reden wird. Jemand, der unser Programm bereits erfolgreich durchlaufen hat. Das Mädchen heißt Becka und sie geht an der Rosewood High in die zwölfte Klasse. Sie ist sehr nett und wird einfach nur mit dir plaudern. Danach besprechen wir deine Aufnahme in unser Programm, okay?«
Emily sah ihre Eltern an. »Ich habe keine Zeit, mich mit jemandem zu treffen«, sagte sie beschwörend. »Ich habe
morgens vor der Schule und nachmittags nach der Schule Schwimmtraining und dann muss ich meine Hausauf gaben machen.«
Ihre Mutter lächelte warnend. »Du wirst dir die Zeit nehmen! Wie wäre es morgen in der Mittagspause?«
Edith nickte. »Das wäre sicher in Ordnung.«
Emily rieb sich den schmerzenden Kopf. Sie kannte diese Becka noch gar nicht und verabscheute sie jetzt schon. »Von mir aus«, murmelte sie. »Richten Sie ihr aus, wir treffen uns bei der Lorence-Kapelle.« Auf keinen Fall würde Emily ihr Gespräch mit Miss Rehabilitiert in der Cafeteria führen. Der Schultag morgen würde auch so schon schlimm genug für sie werden.
Edith rieb die Hände gegeneinander und stand auf. »Ich kümmere mich um alles.«
Emily lehnte an der Dielenwand, als ihre Eltern Edith die Jacke reichten und sich für ihr Kommen bedankten. Dann ging Edith zu ihrem Auto. Als die Eltern sich zu Emily umdrehten, lag ein abgespannter, sehr ernster Ausdruck auf ihren Gesichtern.
»Mom, Dad …«, begann Emily.
Ihre Mutter schnitt ihr das Wort ab. »Diese Maya hat ja miese Tricks auf Lager!«
Emily wich zurück. »Maya hat die Bilder nicht verteilt.«
Mrs Fields blickte Emily forschend an, ging zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch sinken und vergrub den Kopf in den Händen. »Emily, was
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