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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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das wir nicht deutlich erkennen konnten oder irgendwie übersehen hatten. »Wir betreten diese Gänge nicht. Dazu sind wir nicht gezwungen.«
    Ewen warf einen Blick zu mir nach oben. Sein Gesicht heiterte mich auf, denn es war so unschuldig, so frei von der Düsternis, die meine eigene Seele durchdrungen hatte. Er erinnerte mich an die Freude - und an die Heimat.
    »Die Torwege sind dazu gedacht, uns voneinander zu trennen. Ich kann nicht bestimmen, ob uns unsere Vernichtung auf dem einen oder dem anderen Weg erwartet. Doch wer auch immer diesen Tempel erbaute, er setzte voraus, dass wir uns für den einen oder anderen Weg entscheiden würden.« Ich kroch auf den oberen Absätzen über den Türen entlang, auf denen die Schlangenskulpturen standen. »Diese Kammer ist selbst von Bedeutung. Wir befinden uns mitten im Tempel.«

    Kiya, deren Sinne für Geruch und Hitze besser entwickelt waren als die meinen, schnüffelte in der Luft. Sie trat zu den Türeingängen und berührte die Steinfiguren. Indem sie ihr Gesicht gegen sie presste, sagte sie: »In diesem Raum ist irgendwann einmal Blut geflossen. Ich weiß nicht, wann das war, aber es hat meinen Durst erweckt. Es ist nun alt und ausgetrocknet, doch es muss viel davon gegeben haben.«
    Ewen ging in die Knie und untersuchte die Steine des Bodens. Da bemerkte ich: Diese Steine waren so angeordnet, dass sie in einer Spiralform Kreise umeinander bildeten. Ich dachte allmählich, dass wir zum Kern eines großen Labyrinthes geführt worden waren. Mit geschlossenen Augen versuchte ich mir die Vision ins Gedächtnis zurückzurufen, die ich in dem Moment meiner Wiedergeburt als Vampyr gehabt hatte.
    Der Altar. Der Priester. Die Frau mit der goldenen Maske. Pythia auf dem Altar, die geopfert werden sollte.
    Und dann wusste ich es.
    Ich sprang auf den Boden und spürte, wie mich mein Instinkt zu leiten begann, als ich über das spiralförmige Steinmuster wanderte. »Hier. Es war hier.«
    »Was?«
    Kiya kam zu mir herüber, beugte sich nach unten, ging ebenfalls in die Knie und drückte die Seite ihres Gesichtes gegen den Boden, um Vibrationen und Geruch auszumachen.
    »Ich fühle den Tod«, sagte sie. »Nichts weiter. Überall herrscht der Gestank nach altem Blut. Diese Steine wurden viele Leben lang damit überschwemmt. Aber sonst nichts.«
    Ich zeigte auf den Fußboden. »Der Altar liegt unter uns.«
    Sie setzte sich hin und kreuzte die Arme vor der Brust, als fröre sie. Dann zog sie ihren Dolch hervor und drückte ihn gegen die Steine. Sie kratzte damit Staub und Steinsplitter ab. »Es ist massiv.«

    »Um hierher zu gelangen, erstiegen wir die steile Treppe, die aus dem milchigen Gewässer emporführte. Ich bin meinem Traum zu sehr gefolgt. Der Tempel ist auf den Kopf gestellt. Dies ist die tiefste Stelle.« Ich wies mit der Hand auf die Schlangeneingänge. »Diese führen auf die Erde zu, und dennoch weisen ihre Wege aufwärts. Ich vermute, dass wir, würden wir den Wegen folgen, wieder zu dem milchigen Gewässer zurückfänden. Wir sind in die Erde hinabgestiegen, seit wir den Tempel betraten.« Dann klopfte ich auf den Fußboden. »Dies hier war einst die Decke, und das«, ich deutete hinauf zu dem kuppelförmigen Dach, »muss ein Becken gewesen sein, in dem das Blut von Opferungen aufgefangen wurde. Seht ihr, wie die Steine in der Kuppel eine Spirale nach unten bilden? Das ist ein auf dem Kopf stehender Abfluss, der allerdings verschlossen wurde.«
    »Wie gelangen wir dann nach unten zum Altar?«, fragte Ewen, indem er sich erhob.
    »Wir gehen zurück«, antwortete Kiya, doch ihre Stimme hatte einen furchtsamen Klang.
    Sekunden später begriff ich, Warum dies so war. Wir spürten es, in unserem Strom. Irgendetwas suchte diesen Ort heim. Irgendeine Gegenwart, schwer und erdrückend. Es fühlte sich an, als befänden wir uns innerhalb eines monströsen Leibes, einer atmenden, lebenden Kreatur, die aus gemeißeltem Stein bestand und mit den Gebeinen von anderen Wesen angefüllt war. Wir blieben eng zusammen. Ich nahm den Geruch wahr, den Kiya erwähnt hatte. Es roch wie getrocknete Chrysanthemen und Ambra, vermischt mit dem Aroma von verwesenden Kadavern. Der Gestank war stärker geworden, seit wir uns in dem Raum mit dem Kuppeldach befanden.
    Irgendetwas hat sich verändert, dachte ich und fragte mich, ob Kiya meine Gedanken lesen konnte. Es war nichts anderes als das Gefühl, dass ein Erwachen stattfand, seit wir eingetroffen waren.
Das empfindsame Wesen dieses Tempels -

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