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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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waren in jener Zeit untätig, da Untätigkeit von einigen als Quelle der Pest betrachtet wurde). Zu sagen, dass ich sie bezaubernd fand, wäre eine Untertreibung. Ich hatte eine starke, erbarmungslose Hitze gespürt, als ich sie zufällig sah. Sie vernichtete mich mit einem freundlichen Blick und ehrte mich, wenn sie meine Aufmerksamkeit überging, während sie auf ihrem Pony über die Felder ritt oder mit ihren Schwestern an den Fenstern saß, die eine Aussicht auf den Hof boten.
    Mein Herr verbot mir, mit ihr zu sprechen, als er sah, dass ich Blicke in ihre Richtung warf. »Sie ist mit einem Adligen verlobt, der älter ist als selbst der Baron. Ein Mann mit Reichtum und Macht - aus dem Norden. Du solltest deinen Platz kennen, Falkner, und dich mit den Dienstmädchen begnügen, die ansehnlich und hübsch sind.«
    Doch ein einziger Blick auf Alienora konnte meine Gedanken zum Himmel wenden und bedeutete gleichzeitig auch die Hölle für mich.
    Meine missliche Lage wurde noch schlimmer, als ich sah, wie sie mit Corentin sprach, denn ich erkannte seinen Plan, der darin
bestand, ihre Zuneigung zu gewinnen und seinen Status am Hofe des Barons zu verbessern. Er hatte die Mönche benutzt, um die Grundlagen des Lesens und Schreibens zu erlernen, wodurch sein ehrgeiziges Streben unterstützt wurde, und nun würde er ein unschuldiges junges Mädchen dazu benutzen, diese Reise zu den Sternen fortzusetzen. Es fühlte sich an, als könnte ich in seinem verdorrten Herzen lesen, und so sehr ich ihn auch verachtete, ich konnte nicht anders, als meinen eigenen Ehrgeiz in dem seinen wiederzuerkennen. Er war wie ich in elende Verhältnisse hineingeboren worden, und wir lebten in einer Welt, in der das Schicksal einem Menschen entweder zulächelte oder ihn finster anblickte. Daran war nicht viel zu ändern, wenn man keine Schläue besaß. Corentin Falmouth war jedoch schlau, und obgleich ich wusste, dass sein Herz gefühllos war, empfand ich eine Anwandlung von Eifersucht und befürchtete, dass er die Gunst des jungen Mädchens vor mir gewinnen könnte. Obwohl auch er sich keine Hoffnungen machen durfte, sie zu heiraten, verabscheute ich doch den Gedanken, er könnte auch nur in Erwägung ziehen, sie zu ver führen. Er würde sie schon entehren, wenn sie ihm bloß erlaubte, ihr einen Kuss zu rauben. Er würde ihr ihre Jungfräulichkeit und Reinheit nehmen und sie vernichten.
    Dies befürchtete ich ernst haft, denn es war nicht ungewöhnlich, dass sich adlige Damen heimlich Liebhaber unter der Dienerschaft nahmen, wie es ihnen gefiel. Nur diejenigen von uns, die in den Hallen und auf den Feldern lebten, bemerkten dies, denn die Adligen schienen niemals Kenntnisse über diese Verbindungen zu besitzen. Sie lebten so, als habe das, was sie mit den Bediensteten taten, keinerlei Auswirkung auf ihre Frömmigkeit oder Keuschheit, und für sie waren wir in gewisser Hinsicht nicht einmal höher gestellt als Tiere.
    Für mich schien Alienora de Whithors keuscher als jede andere junge Dame am Hofe, sogar keuscher als ihre frommen Schwestern,
und ich wollte nicht glauben, dass Corentin Falmouth tatsächlich versuchen würde, sie in sein Bett zu bekommen. Ich empfand Scham darüber, solche Gedanken überhaupt zu hegen. Ihre Haut wirkte wie reine Milch und ihre Lippen wie Blutflecken auf dem Flügel eines Schwans. Ihr Haar war von einem solch tiefen Rot wie Feuer, wie der Sonnenuntergang selbst, und erinnerte mich an das ihrer Mutter, in deren Adern Wikingerblut floss. Einmal sah ich Alienora einen Spaziergang mit ihrem jüngsten Bruder machen, den sie an der Hand hielt. Als sie vorbeiging, nahm ich einen Duft wahr, bei dem es sich nur um Hyazinthen und Gewürze und Zitrus handeln konnte, und beinahe wäre ich wie irgendein Schwächling in Ohnmacht gefallen. Ich betrachtete ihren Nacken, die Art, wie die Locken über ihre Alabasterhaut fielen, und ich sehnte mich danach, ihr Haar an dieser Stelle beiseitezuziehen und meine Lippen darauf zu pressen, nur einmal, bloß einen einzigen Kuss. Ein einziger Kuss wäre alles, wozu ich sie drängen würde, vielleicht könnte ich dann schlafen. Vielleicht könnte ich sie dann vergessen, wenn ich nur die Gelegenheit für einen einzigen keuschen Kuss erhielte.
     
    Ich sah den Baron häufig, aus der Ferne, wenn ich den Männern auf der Jagd reitend folgte und mit langen Stöcken und Schreien dabei half, Wild aus dem Dickicht hervorzuscheuchen, und meine Falken herbeirief, damit sie dabei halfen, die kleineren

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