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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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irgendeine Weise unseren Weg durch diese furchtbare Versammlung freikämpfen könnten.
    Sie presste den Mund so nah, wie sie nur konnte, an mein Ohr und flüsterte: »Entferne dich von mir. Du musst es tun. Zeige ihnen nicht, dass du dich um mich sorgst. Ich bin eine Hure und eine Hexe, Aleric. Lass mich in Ruhe, stell dich dem Weg dieses Feuers nicht entgegen. Ich möchte nicht dein Leben oder das irgendeines
anderen meiner Kinder aufs Spiel setzen, Aleric, mein geliebter Sohn. Ich bin in diesem Gefängnis krank geworden. Durch Brewalen habe ich eine andere Welt kennen gelernt. Bevor sie starb, gab sie mir das Stück einer getrockneten und gekrümmten Wurzel, die nun unter meiner Zunge liegt. Wenn ich sie in dem Augenblick vor meinem Tod zwischen den Zähnen zerdrücke, so erklärte sie mir, wird der Saft, der eine sehr starke Wirkung besitzt, meine Sinne überwältigen. Ich werde zu einem bestimmten Ort befördert, auch wenn es sich dabei nicht um den Himmel handelt, von dem wir durch die Priester gehört haben.«
    Ich küsste ihre Wange und benetzte sie mit meinen Tränen. »Bitte, sag mir, was ich tun kann. Ich will nicht, dass du stirbst.«
    »Ein Geheimnis wurde dir vorenthalten«, flüsterte sie. »Ein Geheimnis über deinen Vater und darüber, wer er ist. Er …« Da spürte ich einen eisernen Griff um meine Hand. Ich drehte mich um und erblickte denselben Mönch, vor dem ich mich hatte auskleiden müssen. Er zog mich fort, ich wehrte mich. Zwei Wachtposten stürmten auf uns zu, und jeder von ihnen ergriff einen meiner Arme. So hoben sie mich hoch, während ich darum kämpfte, an die Seite meiner Mutter zurückzukehren, indem ich die Worte Gerechtigkeit und Unschuld schrie. Vier Männer waren nötig, um mich zu bändigen, und dennoch kämpfte ich noch gegen sie, ungeachtet aller Folgen. Ich schlug und trat nach ihnen und konnte durch das Ziehen meine Arme befreien, doch andere Männer ergriffen mich und zerrten mich zurück in das Meer der Gesichter, die meine Mutter beobachteten.
    Meine Mutter rief mir zu, ich sollte mich um meine Brüder und Schwestern kümmern.
    Ein Soldat entzündete das Feuerholz, das sie umgab, eine Dornenkrone zu ihren Füßen.
    Ihre Lippen bewegten sich, und ich wusste, sie hatte gerade auf
die Wurzel gebissen, von der sie gesprochen hatte. Ihre Augen rollten nach oben, so dass nur noch das Weiße zu sehen war. Rauch stieg von dem Anzündholz auf und schlängelte sich um ihren Körper in die Höhe. Die Lumpen, in denen verbrannt zu werden ihr gestattet worden war, fingen schnell Feuer, und obwohl ich nicht hinsehen konnte, hörte ich Schreie aus der Menge. Ich öffnete die Augen und sah, wie ihr Bauch von dem Feuer aufgerissen wurde und ihre Eingeweide herausquollen.
    Und dennoch war auf ihrem Gesicht ein Lächeln oder eine Grimasse zu erkennen, und ihre Augen waren dem Himmel zugewandt. Ich kann nur glauben - und hoffen -, dass der Wurzelsaft sie ohne die Schmerzen, die das Schicksal ihres Leibes waren, auf die Reise in die Ewigkeit geschickt hat.
    Was mich betraf, so waren meine Augen trocken - ich weinte nicht. Der Anblick der Säule aus Rauch und Feuer erhellte die Nacht. Ich sah zu, wie andere, Leute, mit denen ich zusammengearbeitet hatte, Freunde und Feinde gleicher maßen, durch das Aufsteigen der weißen und schwarzen Asche in den Himmel überwältigt zu sein schienen. Ein menschliches Signalfeuer. Es erinnerte mich an die Geschichten über die früheren Opferverbrennungen für die heidnischen Götter aus alter Zeit.
    Diese Schreckensnacht des Feuers veränderte mich für immer. Jede Liebe, die ich für die Welt empfunden hatte, verschwand zusammen mit dem schwarzen Rauch, der aus dem Fleisch und den Knochen meiner Mutter hinauf in den Himmel fortgeweht wurde - von einem bitterkalten Wind.
    Das Feuer verbrannte alles Gute in mir, auch wenn ich darum kämpfte, mich an meiner Liebe festzuklammern und meine Torheit zu ver fluchen, dass ich meine Kindheit und Jugend verbracht hatte, indem ich vorgab, zum Schloss zu gehören, wenn ich doch in Wahrheit zum Wald gehörte.
    Ich hatte meine Mutter ver raten, da ich nicht Himmel und Hölle
in Bewegung gesetzt hatte, sie zu befreien, selbst wenn das bedeutet hätte, die Mönche zu töten, die sie fest hielten, oder eine Geisel vom Baron selbst zu nehmen.
    Damals betrachtete ich auch mich als ein Monster, so böse wie diejenigen, die meine Mutter angeklagt hatten: Armaela, die Hexe. Und ihr Sohn, der Teufel höchstpersönlich.
    Ich

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