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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Eisen an meinen Handgelenken, und weitere an meinen Fuß knöcheln. Ich wurde so gefesselt, dass ich in einer unbequemen Haltung auf dem schmutzigen Boden sitzen musste, wobei meine Knie angewinkelt und mein Kopf und meine Schultern nach vorne gebeugt waren, so dass sie die Knie beinahe berührten. Nachdem ich auf diese Art festgebunden worden war, nahm ein Wächter einen Streifen Stoff und stopfte ihn mir in den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen.
    Den Raum betrat niemand anders als Corentin. Er trug Soldatenkleidung. Ich wusste sofort, dass es ihm gelungen war, in der Achtung des Barons aufzusteigen und dass er nun vielleicht ein Wächter war oder sogar fortgeschickt wurde, um in der Armee des Herzogs zu kämpfen. Das war eine Ehre für ihn, auch wenn es für die Männer, die so von dem Baron in die Kriege geschickt wurden, oftmals den Tod bedeutete.
    »Ich habe dich hierhergebracht, lieber Schmutzfink, weil deine Zeit auf dieser Erde eine kurze sein wird. Du wirst eines Verbrechens angeklagt«, sagte er, teilte mir aber nicht mit, worum es sich dabei handelte. Ich konnte auch nicht danach fragen. »Und du hast die Gedanken eines jungen Mädchens durch Obszönitäten und Blasphemie vergiftet. Auf Grund des Verbrechens deiner Mutter haben der Baron und die Richter ein Interesse an deiner Existenz, trotz der Tatsache, dass dein Leben nichts wert ist. Als ich ihnen jedoch erzählte, wie du einem Vogel beigebracht hast, die Heilige Jungfrau zu lästern, indem er das ›Ave Maria‹ wiederholte - gewiss stammte dies von dem Teufel höchstpersönlich - waren sie der Ansicht, dass du beseitigt werden solltest, noch bevor eine weitere Nacht vergeht. Du hast die Angelegenheit für dich selbst noch verschlimmert, da du seine Tochter entführt und ein
Pferd gestohlen hast, doch dein Herr hat sich für dich eingesetzt. Aus Gründen, die mir unbekannt sind, hat er sich mit deiner Sache beschäftigt, ich nicht weiß, warum.«
    Während er sprach, erleuchtete ein winziger Funke Hoffnung die Düsternis meiner Gedanken. Kenan, mein Jäger, hatte sich für meine Rechtschaffenheit ausgesprochen. Viel leicht hatte er mir das Leben gerettet, auch wenn mir mein Leben im Augenblick äußerst unwichtig erschien. Was hatte es mir schon zu bieten? Ich war wahrhaftig ein Schmutzfink, ich besaß keine Familie, ich durfte nicht auf die Liebe meines Herzens hoffen, und dieser abscheuliche Corentin, der alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um mein Leben zu zerstören und jede Aussicht auf Glück oder Anstand, die ich besaß, zu vernichten, herrschte über den letzten Rest meines Lebens.
    Er ver höhnte mich mit Geschichten über Alienora und die Art, wie er sie seinerseits zu nehmen beabsichtigte, nun, da mein Fleisch sie ver sehrt hatte. Er quälte mich mit Erzählungen über die Lüsternheit unserer Mutter und schlug mich dann mehrmals, während ich dort kauerte, unfähig, mich zu wehren. Er lag vor mir im Schmutz und zeigte mir ein träges, bösartiges Grinsen, während er zu mir sagte: »Dein Leben liegt wahrhaftig in meiner Hand, kleiner Bruder. Ich wusste schon von unserer Verwandtschaft, als du her kamst, und ich konnte es nicht ertragen, die Ähnlichkeit mit unserer Mutter in deinem Gesicht zu sehen. Noch immer kann ich sie nicht ertragen, obwohl sie nichts mehr als Asche auf einem Feld ist. Doch ich sehe sie in deinem Gesicht, und ich erkenne ebenfalls deinen Vater.«
    Als er dies aussprach, fuhr ich hoch und versuchte den Knebel in meinem Mund auszuspucken. Er sah meine Bewegung und legte mir seine kalte Handfläche auf die Lippen, um sie geschlossen zu halten. »Dein Vater war ein Ungläubiger, der vor vielen Jahren die Gunst des Herzogs für sich gewonnen hatte. Er besaß
seine eigene Art von Zauberkraft. Nur wenige Leute kannten ihn, aber alle hatten Mitleid mit unserer Mutter, denn er hatte sie vergewaltigt, und diesem abscheulichen Akt entstammst du.« Er lächelte beinahe freundlich. »Wolltest du das nicht wissen? Dein Vater war ein Ungeheuer. Er ließ deine Mutter im Stich, sobald er seinen Willen bekommen hatte, und mir wurde erzählt, dies sei der Zeitpunkt gewesen, da sie aus Kummer ihren Verstand verlor. Da begann sie, fürs Essen ihre Beine zu spreizen. So war sie vorher nicht gewesen. Er hatte sie verändert - und verschwand, bevor du geboren wurdest. Jeder weiß davon, aber nur wenige Leute würden dir von ihm erzählen. Mein Vater versuchte ihn zu töten, doch es gelang ihm nicht. Mein Vater führte eine

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