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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Ich wehrte mich gegen sie, doch all meine Muskeln waren schlaff geworden. Ich war nicht mehr in der Lage, meinen eigenen Leib anzuleiten, gegen diese Kreatur aus der Hölle zu kämpfen.
    Nachdem viele Stunden vergangen waren, war sie verschwunden und hatte den Leichnam des Knaben mitgenommen.
    Nun, da mir der größte Teil meines Blutes entzogen worden war, fühlte ich mich wie ein leeres Gefäß. Geschwächt schloss ich die Augen und betete darum, sterben zu dürfen.

    Aber der Tod kam nicht, we der während des Tages noch in der Nacht.
    Doch dann kehrte sie zurück, mit Nahrung und Wasser, um mich am Leben zu halten. Mit Liebkosungen und Bissen und einem schrecklichen gierigen Ausdruck auf dem Gesicht, wie der einer verhungernden Frau, die so eben eine Speisekammer voller Fleisch gefunden hat.
     
    Ihre Fesseln waren ein Spiel gewesen, das mich ver leiten sollte, sie zu retten, so dass sie ihren Angriff auf mich um so mehr genießen konnte. Diese Kreatur liebte ihre Spiele, und wenn sie von mir trank, so lächelte sie und lachte und verspottete mich, weil ich so leicht zu übertölpeln gewesen war.
    Ich wusste nicht, wie viele Nächte vergingen.
    Sämtliche Sünden meines Lebens schienen durch die Aufmerksamkeit, die sie meinem Leib entgegenbrachte, abgewaschen zu werden. All meine Erinnerungen, bis auf eine einzige, schienen verbrannt zu werden. Ich dachte nicht länger an den Krieg oder den kleinen Körper im Stroh oder eine ferne, von mir geliebte junge Frau, die ich zu rückgelassen hatte, und ich erinnerte mich auch nicht mehr an andere Menschen. Diese Kreatur allein verschlang alle flüchtigen Einzelheiten meines Lebens. Sie nahm mein Gefühl für mich selbst mit sich, das Verständnis meiner Stellung, meiner Welt, selbst meiner Versuchungen. Ich spürte keinen Ärger, keinen Zorn, keine zerstörerischen Kräfte in mir. Weder fühlte ich Glück, noch empfand ich Hoffnung.
    Alles, was noch übrig war, war Genuss.
    Jeder Himmel, den ich noch kannte, war der Himmel meiner Wunde, ihrer Lippen und dann auch der des Eindringens ihrer scharfen Zähne in mein Fleisch, das vor Schmerz sang. Der Himmel öffnete sich, wenn sie mein Blut trank. Wenn sich ihre Lippen teilten, schlug mein Herz schneller, und ich spürte meine Lenden
wie bei Einer körperlichen Vereinigung. Hätte ich die Kraft besessen, um sie zu flehen, so hätte ich dies gewiss getan.
    Sie trank viel und blieb mehrere Stunden an meinem Hals. Dabei ließ sie mich fast völlig ausbluten, mein Blut schien wie ein Fluss von meinem Körper in ihren Mund zu strömen. Sie war mein Blutegel, mein Parasit, und nahm, nahm, nahm. Wenn sie mein Blut sog, verschwand mein Verstand an einen sicheren Ort, an dem er nicht von ihr, vom Kummer oder von der Erinnerung an Thibauds Leichnam angerührt werden konnte. Er war, als ich ihn aufgehoben hatte, so blutleer gewesen, dass er sich in meinen Armen so schwer wie ein Kaninchen angefühlt hatte.
    Ich beobachtete mich selbst, als schwebte ich über mir und blickte von dort auf die Frau herab, deren beständiges Saugen an meinem Körper mich zu betäuben begann, wenn sie mich beim Morgengrauen auf meinem Strohlager zurückließ.
    Zu schwach, mich zu erheben, schlief ich den ganzen Tag hindurch, bis zum Sonnenuntergang, wenn sie zu mir zurückkehrte.
    Als die Dämonenfrau wiederkam, brachte sie mir Stücke von rohem Fleisch und einen Krug mit Wasser. Ich aß und trank gierig, wie ein wildes Tier. Dennoch verlieh mir diese Nahrungsaufnahme keine Kraft, denn sie nahm so viel, wie sie gab. Ihre kleinen, scharfen Zähne erschienen mir wie zwei Dolche aus weißem Knochen, die sie mir in den Leib bohrte.
    Sie presste ihre bittersüßen Lippen gegen mein Fleisch. Es fühlte sich an, als dauerte der Genuss meines Fleisches stundenlang, auch wenn eigentlich nur Minuten vergangen waren. Sie trank langsam, bedächtig, und nippte und leckte an meiner Wunde, bis mich Woge um Woge einer bis ins Unendliche gesteigerten Wollust überkam. Mein Körper verfiel in Anfälle sowohl des Genusses als auch der Traurigkeit, und den noch ist meine Erinnerung daran eine an das wunderbarste Gefühl, das das Leben überhaupt zu bieten hat.

    Ich sehnte mich nach ihr, und zugleich verachtete ich sie. Ich verabscheute diese Kreatur, und dennoch war ich nach ihren Bissen in meinen Hals süchtig geworden. Sie schmerzten nicht länger. Ich hatte dort ein taubes Gefühl, doch war dies eine Taubheit, die aus einer Hitze entstand, die mein Fleisch entflammte. Ich

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