Princess 01 - Widerspenstige Herzen
Gastfreundschaft verlangten es so -, aber die beiden Männer umkreisten einander misstrauisch und prüften gegenseitig ihre Stärken und Schwächen.
»Du kannst in meiner Hütte bleiben«, sagte Justino.
»Warum ausgerechnet dort? Dort drüben, in der größten Hütte, brennt ein Feuer.« Die Stimme des Rebellen hatte einen vorwurfsvollen Unterton. »Was willst du vor mir verbergen?«
»Das ist die Hütte unseres Anführers!« Justino schaffte es, aufrichtig entrüstet zu klingen.
Der Fremde lachte nur. »Er ist nicht da. Es wird ihn nicht stören.«
Dann fragte er wie nebenbei: »Hattet ihr in letzter Zeit irgendwelchen königlichen Besuch?«
Hatten die Aufständischen Danior und Evangeline auf ihrem Marsch durch das Tal beobachtet, oder sammelten sie nur Informationen?
Die Wache und der Rebell kamen näher. »Komisch, dass du das fragst«, sagte Justino, »denn heute waren der Prinz und die Prinzessin hier. Du beeilst dich besser, wenn du sie noch sehen willst.«
Danior schlüpfte in die Hütte zurück und ertappte Evangeline dabei, wie sie die Essensreste in einen Tiegel packte, seinen Umhang zusammenlegte und ihre Flucht vorbereitete.
Zu spät.
Durchs offene Fenster hörte er den Rebellen sagen: »Wir haben unsere Leute schon losgeschickt. Wir werden sie kriegen.«
Er klang so zuversichtlich, dass sich Danior die Nackenhaare sträubten. Er nahm Evangeline bei der Hand und ging mit ihr zu einer der fensterlosen Wände. Auf dem gestampften Lehmboden hatte man Heugarben an die Bretterwände gelehnt und trockenes Laub aufgeschüttet, um die eisigen Winterstürme abzuhalten - und um Biancas geheime Vorratskammern zu verbergen.
Über die gesamte Länge der Hütte war im Abstand von zwei Fuß zur Außenwand eine zweite Wand eingezogen worden, die ein unbedarfter Beobachter für die Außenwand halten musste. Aber dahinter waren Säcke voller Korn und Pökelfleisch gelagert. Falls Plünderer die Hütte abgebrannt hätten, wäre zwar alles verloren gewesen, aber in den gesetzlosen Zeiten der Revolution und der napoleonischen Kriege hatte die Kammer mehr als einmal das Leben der Dorfbewohner gerettet.
Hinter einer der fest geknüpften Heugarben musste eine kleine Luke verborgen sein. Danior zerrte an den Garben. Nichts. Kostbare Minuten verflogen. Es war schon fast zu spät, als er am Gewicht einer Garbe merkte, dass er die gefunden hatte, die am Lukendeckel festgebunden war.
Ein Ruck, und er hatte die Heugarbe und die Einstiegstür in der Hand. Er legte alles zur Seite und schob Evangeline auf das kleine schwarze Loch zu.
Sie lief wie ein störrischer Esel rückwärts.
Danior fiel wieder ein, dass man sie in ihrer Schule in den Wandschrank gesperrt hatte. Er verstand sie ja, aber er konnte keine Rücksicht auf sie nehmen.
Er drückte ihren Kopf nach unten und schob sie vorwärts. Evangeline duckte sich unter ihm weg, aber sie musste da hinein.
Er hörte nicht auf, zu schieben, und sie kroch endlich durch den Einstieg. Danior folgte ihr und zog die Luke hinter sich zu: absolute Dunkelheit, stickige, warme Luft, der Geruch des Getreides und Evangelines schwerer Atem.
Er tastete nach ihr und fand sie mit hochgezogenen Knien und gesenktem Kopf zwischen zwei Kornsäcken zusammengekauert. Er gab ihr einen Klaps, ließ seine Tasche fallen, zog sein Messer und konzentrierte sich auf die Luke.
Kein Ton durchdrang die Bretterwände. Hatte Justino den Rebellen draußen aufhalten können? Oder waren sie schon in der Hütte? Danior wusste es nicht, doch seine größte Sorge war ein Feuer. Aber wenn die Rebellen klug waren, würden sie es nicht wagen, das Dorf niederzubrennen.
Verdammt, er hasste es, hier im Dunkeln kauern zu müssen.
Er drückte sein Ohr gegen die Holzluke, doch außer Evangelines Atem, der immer heftiger ging, war nichts zu hören.
Danior behielt den Ausstieg im Blick und rutschte zu Evangeline hinüber. »Bist du krank?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Ihre Stimme hob und senkte sich unregelmäßig. »Ich kriege ... keine Luft.«
»Sch.« Mit dem Messer in der einen Hand, zog er sie an sich und legte den anderen Arm um sie. Er drückte ihren Kopf an seine Brust und versuchte, ihr Mut einzuflößen.
Aber ihr Mut hatte sich in der Dunkelheit, die sie so fürchtete, verflüchtigt. Ihre Zähne klapperten, und sie klammerte sich an sein Hemd. Hätte er nicht selbst schon solche Ängste durchlebt, bei seiner tapferen Prinzessin hätte er sie nie vermutet.
Dann hörte er ein paar gedämpfte
Weitere Kostenlose Bücher