Princess Band 47
entdeckte darin zu ihrer diebischen Freude eine Art von Ratlosigkeit. Das machte sie noch kühner.
Lachend betrachtete sie sein braungebranntes Gesicht, die vollen Lippen, die ratlosen Augen. "Du bist nicht verantwortlich für mich, Steve. Ich bin frei, ich gehöre mir." Sie genoß den unterdrückten Zorn, der sich auf seinem Gesicht abmalte. "Und dagegen kannst du nichts unternehmen. Ich bin frei wie ein Vogel, Mister!"
"Und was fängst du mit all der Freiheit an?" fragte er gefährlich leise.
Sie hob lässig die Schultern. "Mich amüsieren. Warum soll ich mein Leben darauf verschwenden, einen starrköpfigen, zynischen Schweinehund wie dich davon zu überzeugen, daß ich nichts getan habe, dessen ich mich schuldig fühlen müßte, außer vielleicht, daß ich Mitleid mit einem Mann hatte, der Jahre darauf verwendete, mir eine Karriere aufzubauen."
"Kommt darauf an, wie groß dein Mitleid war!" spuckte Steve.
"Du mußt eine hohe Meinung von mir haben, wenn du mir unterstellst, ich ginge aus Mitleid mit einem Mann ins Bett!"
Lisas Gesicht hatte sich gerötet, ihre Stimme war lauter geworden.
"Kannst du nicht leise reden?" fauchte Steve in ihr Ohr. "Oder willst du alle hier an unserem Gespräch beteiligen?"
"Recht hast du, wie immer", entgegnete sie resigniert. "Ich muß verrückt sein. Genausogut könnte ich mit dem Kopf gegen eine Wand rennen. Du wirst mir nie glauben, oder?"
Er schwieg eine Weile, ehe er tonlos sagte: "Ich weiß es nicht. Ich kann diese Briefe nicht vergessen. Warum hast du mir nicht davon erzählt? Daß er solche Dinge schreiben konnte, kommt ehelicher Untreue ziemlich nahe, finde ich."
Die Musik setzte aus, und sie trennten sich voneinander. Lisa kehrte zu Evan zurück, Steve verschwand.
Evan schmunzelte sie an. "Sieht aus, als kämen Sie heute besser mit Crawford zurecht."
Lisa hob nur die Schultern. "Sie haben mich doch gebeten, nett zu ihm zu sein."
"Ach, mehr war das nicht?" Evan hatte ein listiges Blitzen in seinen Augen. "So wie Sie beide getanzt haben, dachte ich, das Schlafzimmer wäre der nächste Schritt."
Sie funkelte ihn an, aber ehe sie etwas erwidern konnt e, tauchte Magda auf.
"Wo ist denn Steve Crawford?" wollte sie wissen.
Evan lachte in sich hinein, was ihm einen weiteren finsteren Blick von Lisa einbrachte. "Woher soll ich das wissen?" fragte sie ungehalten.
Magda zog Lisa zur Seite und dämpfte die Stimme. "Hör zu, Lisa, ich sollte dich warnen…"
Lisa lachte. "Mich warnen? Vor Steve Crawford?" Damit kam Magda wohl ein paar Jahre zu spät!
"Im Ernst", beharrte Magda. "Ich habe mit einem seiner amerikanischen Freunde gesprochen."
Lisa versteifte sich. "Und?"
"Lisa", flüsterte Magda, sich vorsichtig umsehend, "er ist verheiratet!"
Lisa mußte trotz allem lachen. "Ja, hast du denn ernsthaft geglaubt, er wäre Junggeselle? Ein Mann wie er ist garantiert verheiratet."
Magda blickte leicht schockiert drein. "Und das stört dich nicht? Als ich dich mit ihm tanzen sah, dächte ich, ich müßte dich warnen." Sie hörte sich immer mißbilligender an. "Findest du es richtig, dich mit einem verheirateten Mann einzulassen?"
Lisa zuckte die Schultern. Sie wollte dieses Thema nicht mit Magda diskutieren. Sie hatte plötzlich genug von der Party und wollte nach Hause. Suchend blickte sie sich nach Jon um, der ihren Blick verstört auffing. Er hatte sich absichtlich von ihr ferngehalten, was sie ihm nicht verdenken konnte. Sie hatte ihm deutlich machen wollen, daß sie nicht die richtige Frau für ihn war. Anna würde ihr Ziel, ihn mit Lisa zu verheiraten, aufgeben müssen.
Lisa schlenderte auf ihn zu. "Ich habe Kopfweh, Jon. Würden Sie mich nach Hause bringen?"
Er atmete hörbar auf. "Gern, Lisa."
Er schien froh, sie loszuwerden, dachte Lisa amüsiert. Sie folgte ihm zur Wohnungstür, aber Steve hatte sie schon erspäht, war blitzschnell neben ihr und ergriff ihren Arm.
"Wo wollen Sie denn hin?"
"Ich habe Kopfweh, Jon bringt mich nach Hause", murmelte Lisa. Das Kopfweh war übrigens echt. Wenn Lisa unter Streß stand, neigte sie zu Migräneanfällen.
"Sie sollten sich hinlegen", meinte Steve trocken.
Jon sah ihn an, sah Lisa an, sah wieder Steve an und war verschwunden.
"Feigling", murmelte Lisa voller Verachtung hinter ihm her. Steve umfaßte ihre Taille und steuerte sie durch die Tür. "Du brauchst ein verdunkeltes Zimmer und Ruhe", sagte er bestimmt.
"Nein." Lisa blieb wie ein bockiges Kind im Türrahmen stehen.
"Mir macht eine Szene vor
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