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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Rolle spielte. Es lief darauf hinaus, dass Daniel ihn daran hindere, seinen arkanen nächtlichen Forschungen nachzugehen, und bitte weggehen möge. Daniel gab irgendeine Höflichkeit zurück, und Isaac eilte von dannen und überließ es ihm, allein an einer Viertelmeile Münze entlangzuwandern.
    Er peilte kurz die Lage, nur um sich nicht mehr so verloren vorzukommen. Der nördliche Abschnitt wies zunächst einige Häuser, offenbar für hohe Münz-Beamte, auf. Dann folgten, zur Linken, Arbeiterbaracken und zur Rechten Rändelwerke, vielleicht diejenigen, die Inschriften in die Ränder von Münzen prägten, um Geld-Beschneidern einen Strich durch die Rechnung zu machen.
    Während er sich dem nördlichen Knick näherte, fand er sich unter Soldaten wieder und dachte, er sei irgendwie vom Weg abgekommen. Doch nachdem er die Biegung hinter sich gebracht hatte, sah er wieder Münz-Behausungen zur Linken und Rändelwerke zur Rechten. Somit hatte es den Anschein, als sei die Umwandlung von Militärkasematten in Geldwerkstätten eine Arbeit, die immer noch im Gange war.
    Es folgte, eingezwängt zwischen der Bastion, in der die Kronjuwelen aufbewahrt wurden, und einem weiteren Verteidigungswerk wie Legge’s Mount in der Außenwand, abermals ein scharfer Knick. Damit befand er sich auf dem Ostabschnitt der Mint Street, der geradewegs südwärts zur Water Lane verlief. Ein paar seltsam gefällige Häuser mit Gärten machten bald solchen von eher verqualmtem, glühendem, hämmerndem Charakter Platz: wahrscheinlich die Irische Münze, die sich bis ans Ende der Straße zu erstrecken schien.
    Von Rechts wegen hätte er eigentlich müde sein müssen. Aber der Lärm und die Energie der Münze drangen ihm ins Blut, und am Ende ging er sie mehrmals komplett ab, ehe er die Nachwirkungen seines langen Tages zu spüren begann.
    Vom Inner Ward her schlug die Glocke der Kapelle Mitternacht, als Daniel zum dritten Mal um die nordwestliche Ecke bei Legge’s Mount bog. Er nahm es als Signal, in einen kleinen Hof an der Außenmauer zu schlüpfen, eine Lücke zwischen Kasematten, die ihn gelockt hatte. Der Hof schien einem der Münz-Beamten zu gehören, der gleich daneben ein winziges Kasematten-Haus unterhielt, so gemütlich, wie die zur Wohnung umfunktionierte, allerletzte Verteidigungsmauer einer Festung nur sein konnte. In dem Hof stand jedenfalls eine Bank. Daniel setzte sich darauf und schlief plötzlich ein.
    Seine Uhr behauptete, es sei zwei Uhr morgens, als er und sämtliche Arbeiter, die entlang der Mint Street wohnten, von einer Art römischem Triumphzug geweckt wurden, der sich vom Byward Tower heranwälzte. Zumindest tönte das Ganze so laut und stolz wie ein solcher. Doch als Daniel, trocken und steif wie ein Toter, sich schließlich von seiner Bank hochrappelte und hinauswankte, um nachzusehen, fand er, dass es sich eher wie ein Leichenzug ausnahm.
    Charles White fuhr auf dem schwarzen Wagen, der von Reitern in Mänteln – berittenen Messengers – eskortiert wurde und dem ein Trupp Fußsoldaten folgte: zwei Pelotons der Queen’s Own Black Torrent Guards, die im Tower in Garnison lagen und sich (vermutete Daniel) in der wenig beneidenswerten Lage befanden, nach der Pfeife von Charles White tanzen zu müssen, wann immer dieser Verstärkungen brauchte. Der schwarze Wagen selbst war jetzt von außen mit Schlössern versehen.
    Ein seltsamer Aufmarsch war das. Doch er passte viel besser zu dieser Hufeisenstadt als irgendein sonnenerleuchteter, fröhlicher, Blumen streuender, Musik spielender Umzug. Unwillkürlich fiel Daniel damit in Gleichschritt, als der Wagen auf seine Höhe kam.
    »Aha!«, rief er aus, »wie es scheint, waren die von unserem Gast gelieferten Informationen zutreffend.«
    Er spürte Whites Funkeln wie einen Sonnenbrand in seinem Gesicht. »Ich gebe lediglich zu, dass unser Huhn gegackert und ein Ei gelegt hat, dessen Geschmack noch nicht geprüft ist. Es folgen besser weitere Eier, und sie sind tunlichst voller ausgezeichnetem Fleisch, sonst wird das Huhn dem Henker eine Mahlzeit aus Flügeln und Schlegeln verschaffen.«
    Whites Gesprächseröffnung rief leichten Applaus hervor. »Wie wollt Ihr das Ei, das wir gerade geholt haben, denn probieren, Sir?«, fragte einer der Fußsoldaten.
    »Na, zunächst einmal die Schale knacken«, gab er zurück, »und dann kann man es sich aussuchen, ob man es auf dem Backblech braten, hart kochen, zu Rührei verarbeiten – oder roh essen soll!«
    Erneutes Gelächter für diese

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