Principia
zu Gold verwandeln. Und morgen früh werde ich nach allen Blei- und Zinngießern schicken und ihr ganzes Zinn und Blei aufkaufen, und nach Lothbury wegen des ganzen Kupfers.«
»Wie, und das auch verwandeln?«, fragte Surly, der gekonnt Erstaunen mimte, es aber gleichzeitig irgendwie schaffte, Eliza zuzuzwinkern. Mochte Mammon sie verschmähen, Surly wusste eine schöne Frau durchaus zu schätzen.
»Ja«, antwortete Sir Epicure Mammon, »und ich werde Devonshire und Cornwall kaufen und sie zu einem vollendeten Indien machen. Hegt Ihr jetzt Bewunderung?«
»Meiner Treu, nein«, sagte Surly. Aber die Zeile murmelte er ziemlich zerstreut. Eliza über sich zu haben, war schon schlimm genug, aber außerdem war es unmöglich, die ungehobelten Geräusche zu ignorieren, die von der rechten Bühnenseite kamen: laute Schreie, Grunzlaute und das Klingen von Stahl auf Stahl. Selbst die Musiker, die durch das Erscheinen einer Herzogin eine Zeitlang wie versteinert gewesen waren, wandten einer nach dem anderen ihren Blick dorthin.
Die Bühne der Italienischen Oper war ungewöhnlich tief, was sie bei denen, die aufwändige Inszenierungen liebten, berühmt, und bei denen, die den Text hören wollten, berüchtigt machte. Eine riesige Leinwand war quer über ihre Rückseite gespannt und so bemalt worden, dass sie wie eine idealisierte Ansicht des Golden Square wirkte, der sich in einer dunstigen Ferne verlor. Davor waren, um die Illusion perfekt zu machen, Nachbildungen von Stadthäusern errichtet worden. Das Ganze täuschte das Auge sehr gut, bis ein blutüberströmter, am ganzen Leib zerschlitzter Mann über die Brüstung sprang und sich auf dem hinteren Bühnenboden abrollte. Er sah aus wie ein dreißig Fuß großer Riese, der mit Has und Hos auf dem Golden Square umhersprang und den gepflegten Rasen mit Blut befleckte. Was sich niemand erklären konnte, bis einen Augenblick später das Universum selbst aufgerissen wurde, denn eine Damaszenerklinge war durch die straff gespannte Leinwand auf der Bühne gestoßen und in einem großen Bogen quer darübergezogen worden, sodass der Himmel zerbarst. Durch diese Öffnung sprang Jack Shaftoe, und dann duellierten sich Riesen auf dem Golden Square.
Jack hatte ein Schwert, das Glieder zerteilte, als wären es Melonen, aber es war schwer und langsam. De Gex dagegen konnte mit seinem kleinen Stoßdegen nichts zerteilen, aber einen Mann an fünf Stellen durchstoßen, bevor das Opfer auch nur »Autsch!« sagen konnte. Jack ließ sein Scimitar immer wieder durch die Luft zwischen sich und de Gex surren, um zu verhindern, dass sein Gegenüber nah genug kam, um einen tödlichen Stich auszuführen. De Gex lavierte geschickt um diese schrecklichen Hiebe herum, obwohl verschiedene Schnitte an seinen Armen darauf hindeuteten, dass er manchen nur so eben entgangen war. Er beobachtete Jack und wartete auf den einen Fehler, der ihm eine Öffnung zum Durchstoßen bieten würde.
Epicure Mammon und Surly hatten die Mitte der Bühne den Duellanten überlassen und standen jetzt am Rand des Proszeniums – Statisten, die niemand mehr beachtete. Der Maler und der Zimmermann waren aufgestanden, beide hin- und hergerissen zwischen der Angst vor den Klingen und der Lust, sich für den Schaden zu rächen, den Jack und de Gex ihrem Werk zugefügt hatten. Es wurde bald klar, dass jeder der Duellanten nach einer bestimmten Strategie und Taktik vorging. De Gex wartete darauf, dass Jack erschöpft war, was nicht mehr lange dauern konnte. Jack drängte de Gex rückwärts auf den Bühnenrand zu; dort würde er ihn in Stücke hauen können, es sei denn, de Gex würde einen Sprung in den Orchestergraben wagen. Die Musiker, die das sehr wohl erkannten, hatten sich bereits in Bewegung gesetzt: Die Streicher und Holzbläser zogen sich in die am weitesten von de Gex entfernte Ecke zurück und drängten sich einer nach dem anderen durch eine Tür ganz in der Nähe von Eliza, die Zutritt zum Zuschauerraum des Hauses gewährte. Die Cellisten und Kontrabassisten waren noch unschlüssig, ob sie sich selbst oder ihre Instrumente in Sicherheit bringen sollten. Händel war vollkommen empört. »Geht alle zurück auf Eure Plätze! Ihr werdet für fünf Akte bezahlt, nicht für zwei!« Doch de Gex’ Stiefel standen schon am Rand der Bühne, sein Blut tropfte mit leisen Geräuschen, die an Schüsse von entfernten Kanonen erinnerten, auf die Kesselpauken herab, und der Orchestergraben war entvölkert. Händel versuchte, einen
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