Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
Sie würden sich gegenseitig die Augen auskratzen.
Daneben stand in einem zart rosafarbenen Kleid Leia. Payton begrüßte auch sie mit einer knappen Verbeugung und wandte sich dann wieder Lilith zu.
Ja, Payton war der Beste, wenn es um das Einlullen und Umgarnen von Frauen ging und der Gefährlichste, wenn er sie erst einmal in seinem Netz hatte.
Leia blieb allein zurück, als Payton Lilith runter ans Wasser entführte. Etwas verloren stand sie mit einem unberührten Glas Champagner dort unten, nur einen Atemzug von ihm entfernt. Eine Woge des Begehrens kam über ihn und ließ die Sehnsucht nach ihr, die er so lange unterdrückt hatte, neu aufleben. Leia , flüsterte er. In diesem Moment blickte sie zu ihm hoch und er trat vom Fenster weg. Die Verbindung bestand nach wie vor. Ihre Liebe für ihn war also noch nicht ganz erloschen.
Als er erneut ans Fenster trat, sah er, wie Yven Leia seinen Arm hinhielt und sie sich bei ihm unterhakte.
Es war Zeit. Morris zog sich um. Er wählte einen schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd, schmierte sich Pomade ins Haar und verließ sein Zimmer. Christine, ebenfalls in schwarz gekleidet, hatte ihre Haare onduliert und so gesteckt, dass sie aussah, als hätte sie einen Pagenschnitt. Sie sagte kein Wort zu ihm und ging stumm neben ihm her. Beim Betreten des Speisesaals wurde er von vielen mit einem anerkennenden Kopfnicken begrüßt. Wie eine halbe Ewigkeit kam es ihm vor, bis er vor dem Tisch stand, an dem Yven und Payton saßen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er Christine den Stuhl zurechtrückte und sich schließlich selbst setzte. Direkt Leia gegenüber.
Sie war gerade in ein Gespräch mit Yven vertieft, als sie nach ihrem Glas griff und ihn vor sich sitzen sah. Ihre Blicke trafen sich und Leias Glas fiel um. Für einen Moment waren ihre Gesichtszüge wie eingefroren, dann errötete sie und Morris sah, wie der Puls an ihrem Hals zu rasen begann.
Yven gab einem Bediensteten sofort ein Zeichen. Der Tisch wurde gesäubert und Leia ein neues Glas hingestellt.
»Danke«, sagte sie kaum hörbar.
»Darf ich vorstellen? Mein Bruder Morris und seine Frau Christine ... Leia.«
Leia erhob sich höflich von ihrem Platz und streckte erst Christine, dann ihm die Hand zur Begrüßung hin. Ihre Augen waren wie ineinander verkeilt und in den paar Sekunden, die sie sich ansahen, rasten ihre Gedanken wie ein D-Zug an ihm vorbei: Erkennt er mich? Weiß er, wer ich bin? Kann er vielleicht meine Gedanken lesen? Oh mein Gott , er ist verheiratet. Ist er deshalb nicht mehr zu mir gekommen? Oder hatte er einfach nur genug von mir und wollte es mir nicht sagen? Mir wird schlecht.
Als sie sich wieder setzte, starrte sie auf ihr Besteck und schob es mit den Fingerspitzen hoch und runter. Sie schluckte schwer und plötzlich wurden ihre rosigen Wangen kreidebleich. Morris befürchtete schon, dass sie hier vor aller Augen ohnmächtig werden würde, doch dann stand sie abrupt auf, entschuldigte sich knapp und ging schnell aus dem Saal. Er unterdrückte den Drang, ihr hinterherzulaufen und atmete tief durch.
»Was ist mit ihr?« Lilith wollte ihrer Freundin ebenfalls nachgehen, aber Payton hielt sie am Arm zurück und Lilith gehorchte ohne Widerspruch, behielt aber die Tür im Auge, während das Essen aufgefüllt wurde.
Ein paar Minuten später kam Leia gefasst an den Tisch zurück, sie tauschte einen stummen Blick mit ihrer Freundin aus, der so viel sagte, wie: alles in Ordnung, und widmete sich dann ihrem Essen.
Morris war der Appetit schon lange vergangen und wie er sehen konnte, ging es Leia nicht anders. Das Fleisch wurde von links nach rechts, von rechts nach links geschoben und das Gemüse änderte unaufhörlich seinen Platz auf dem Teller. Auch Yven war der plötzliche Stimmungswandel seiner Begleitung nicht entgangen. »Hast du keinen Hunger?«
»Doch, ich habe nur ein bisschen Magendrücken«, log sie. Wie ein gequältes Tier saß sie ihm gegenüber. Ihre hellgrünen Augen huschten unruhig über den Tisch, versuchten zu vermeiden, ihn anzusehen. Doch die Anziehung war stärker und wieder trafen sich ihre Augen. Sie errötete bis unter die Haarspitzen und Morris verliebte sich von neuem bis über beide Ohren in sie. Leia . Wie hatte er ihr so weh tun können?
Yven räusperte sich, um Morris Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und gab ihm ein stummes Zeichen. Fast hätte er es vergessen. Er war der Älteste und deshalb kam ihm die Aufgabe zu, eine kleine Rede zu halten. Er erhob
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