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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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wurmartige, gezackte, wellenförmige, kunstvoll verschlungene und eines, das wie ein Schiffchen aussah.
    Allmählich ließ der Hagel nach. Nur noch vereinzelt fielen Zeichen herab. Schnuppernd lugte die Ratte unter dem Röckchen des Sessels hindurch in den Saal. Dann drehte sie sich zu Skaia. Als ob sie ihre Meinung hören wollte, ob man sich wohl wieder ins Freie wagen könne.
    „Wenn du mich fragst, ich habe im Moment nicht die geringste Lust, je wieder unter diesem Sessel hervorzukommen. Hier ist wenigstens kein Platz für Eingeweihte, die mich verhören wollen“, raunte Skaia der Ratte zu und dachte gleichzeitig: „Jetzt rede ich schon mit Nagern!“
    Das Murmeln der Eingeweihten erfüllte wieder die Halle. Streng schnaubte: „Wo ist das Mädchen?“
    Schrill japste: „Und wo, wo, wo ...“
    „Fort! Yaho ist fort!“ Erschrecken legte sich über Düsters Erkenntnis. Dann setzte ungläubiges Getuschel ein: „Aber hier ist sein Gewand ...“ „Er kann kaum nackt ...“ „Und der Sonnenkreis?“ „... hat ihn mitgenommen?“ „Aber wir brauchen doch ...“ „... kann einfach nicht sein!“ „Irgendwo liegt er vielleicht ...“ Mit einem Mal war die größte Suchaktion im Gange. Einige der Eingeweihten umrundeten die zahllosen Säulen, die Robolde stocherten mit ihren Armen im Kabelgewirr hinter dem Nebelgerät herum, und Düster steuerte direkt auf den Sessel zu.
    „Hier ist der Sonnenkreis nicht“, dachte Skaia angestrengt in seine Richtung, hatte aber wenig Hoffnung, dass der Gedanke in seinem Hirn ankam. Schon stand der Eingeweihte mit seinen großen Schuhen wenige Zentimeter vor Skaias Nase. Ein einziger, kräftiger Ruck, und der Sessel schlitterte nach hinten. Ohne Schutz, hilflos war sie dem Düsteren ausgeliefert.
    „Du!“, donnerte er. „Du bist das Unglück von Solterra!“ Dunkel schoben sich seine Augenbrauen über Skaia zusammen. Machten sie winzig. Und einsam. Aldoro war weit weg, wusste von nichts. Die Katze war geflohen. Selbst die Ratte hatte sich aus dem Staub gemacht. Hatte ihren goldbewehrten Hals gerettet. Nur Skaia saß da wie auf dem Präsentierteller.

 

Wieder war alles weiß. Das Bett, der Tisch, der Stuhl, die Bücher, die Tür und die Wände. Was für ein Unterschied zu all den hochroten Köpfen der Eingeweihten, die sich im Sonnensaal über Skaia gebeugt hatten. Sie war direkt froh gewesen, als die beiden Wachrobolde sie vom Boden aufgehoben und abgeführt hatten. Von ihnen kamen wenigstens keine Vorwürfe. Stumm brachten sie sie zurück in den abgelegenen Zellentrakt. Diesmal hatte Skaia ganz und gar keine Lust gehabt, aus ihnen etwas herauszubekommen. Was auch? Wenn schon die Eingeweihten wegen des Verschwindens Yahos und des Sonnenkreises völlig verwirrt waren, konnten die beiden Blechbüchsen die vielen Fragen, die sich in Skaias Kopf drängten, sicher erst recht nicht beantworten. War sie tatsächlich schuld an dem ganzen Chaos? Und was würde jetzt geschehen ohne Yaho und den Sonnenkreis? Wenn sie an die Kugeln des Siebenfachen Sonnenkreises dachte, spürte sie auf den Fingerkuppen gleich wieder das furchtbare Feuer.
    Dabei hatte sie mit all dem gar nichts zu tun. Warum konnte sie nicht einfach nach Hause gehen? Selten hatte sie sich so nach Aldoro gesehnt. Er hätte sie getröstet. Ihr gesagt, dass sie nur zufällig in all die unglücklichen Verwicklungen geraten war. Ihm wären Yaho und der Sonnenkreis egal gewesen. Hauptsache, er hätte Skaia abholen können. Und er hätte sich gemeinsam mit Skaia eine Ausrede für Klirr einfallen lassen.
    „Hat denn jemand meinen Bruder verständigt, dass ich hier in der Burg gefangen gehalten werde?“ Bittend, bettelnd klang die Frage, die Skaia da herausrutschte.
    „Nicht wichtig.“
    Skaia hätte heulen können. Aber Heulen brachte nichts. Sie sollte lieber nachdenken, bevor sie mit den Robolden redete. Was war von denen schon zu erwarten? Bestimmt nicht, dass sie sie verstanden. Trotzdem wurde Skaia wütend und schrie die beiden an: „Was ist denn dann wichtig eurer Meinung nach?“
    „Guter Herrscher“, kam als blecherne Antwort von vorne.
    „Der ist aber weg!“, gab Skaia giftig zurück.
    „Suchen“, tönte es von hinten.
    „Und wenn er nie nie wieder auftaucht?“
    „Suchen“, beharrte der Robold.
    „Dass so dumme Maschinen wie ihr in der Burg überhaupt tätig sein dürfen“, schrie Skaia. „Kapiert ihr denn nicht: Wenn alles Suchen nichts nützt, überhaupt gar nichts nützt, wenn er einfach nicht

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