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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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Mikolo ein.
    Skaia unterbrach ihn. „Und dann?“
    „Und dann, und dann ... Könnt ihr denn nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen?“ Der Grünling hatte offensichtlich keine Lust, die Rolle des Ratgebers zu spielen. Erst als Skaia damit drohte, bis in alle Ewigkeit im Licht stehen zu bleiben, sodass er es vergessen könne, sich zu monden, jaulte er auf und quäkte: „Eh, natürlich fließt der Bach mitten durch Überzeh. Ihr könnt das Kaff überhaupt nicht verfehlen.“
    Skaia gab den Mond frei, packte Mikolo am Arm und ging mit ihm dahin zurück, woher sie gekommen waren.
    „Stellt ihr das Schild wieder richtig hin?“, rief ihnen der Quäker hinterher.
    „Ganz bestimmt nicht!“, rief Skaia noch lauter zurück.
    Matsch, Moos, Bäume, Sträucher, das Sackgassenschild ― der Weg kam ihnen diesmal weniger lang vor.
    „Eigentlich müsste man auf das Schild schreiben: ‚Schöner See’, damit der grüne Heini öfter Besuch bekommt“, überlegte Skaia laut. Doch sie hatten keinen Stift dabei. So warfen sie das Schild einfach um und ließen es liegen. Sollte jeder selber entscheiden, welchen Weg er einschlagen wollte. Den Wegweiser nach Überzeh aber drehten sie so, dass er wieder in die richtige Richtung zeigte. Nach einer kleinen Rast, bei der sie einen Teil ihrer Finsterbirnen aßen und einige von Guras leckeren Dinkelhäppchen mit Nachtschattenmus, nahmen sie ihren Marsch wieder auf.
     
    Da erschien vor ihnen das Dorf. Es war geschäftiges Treiben zu vernehmen. Schon vor dem ersten Haus wuselten Leute umher. Begutachteten die langen Regale, die den Weg zu beiden Seiten säumten. Zogen die Waren heraus und probierten sie an: Schuhe in allen Farben, allen Formen, allen Größen und für alle Gelegenheiten. Die Verkäufer berieten geradezu um die Wette: „Eine sehr gute Wahl. Ja, ja ich weiß, nicht der billigste Hochhackige, aber nachtblauer Kautschuk ist eben auch etwas Besonderes im Bereich der Gala-Garderobe.“
    „Die Überzeh-Modelle? Die stehen dahinten. Davon haben wir eine hervorragende Auswahl. Wir sind ja nicht umsonst die Heimat der Zwölfzeher, nicht wahr?“
    „Nein, Sandalen führen wir überhaupt nicht. So etwas gibt es höchstens im ‚Schuhpermarkt’ am Ende der Straße.“
    Neben den zahllosen, unübersichtlich aufeinander folgenden Ständen für Schuhe schien es in Überzeh hauptsächlich Fußpfleger zu geben, die vor Pilzen zwischen den Zehen warnten, Mittel gegen Schweißfüße feil- oder Massagen anboten. Dass zahlreiche Bewohner zwei Zehen mehr aufzuweisen hatten als allgemein üblich, war für sie offenbar der Anstoß gewesen, zu Fachleuten in Fußfragen zu werden.
    Skaia und Mikolo staunten, welche Vielfalt an Fußbekleidungen es gab, gingen aber an allen Angeboten vorbei. Bis zum letzten Haus, dem „Schuhpermarkt“. Dort bog wie vorhergesagt ein schmaler Pfad scharf nach rechts ab.
    Er führte an einer Scheune entlang. Sie stand offen und war leer. Hier konnte man den Lärm der schuhbegeisterten Menschenmenge kaum noch hören. Und noch war der Bach in der Nähe. Eine gute Gelegenheit für Mikolo, die Kleider zu wechseln. Die Leute, die nicht gerade mit Kaufen, Verkaufen, Massieren oder Massiertwerden beschäftigt gewesen waren, hatten pikiert auf sein verdrecktes Gewand herabgeschaut. Das Kostüm musste dringend gewaschen werden. Und während es, an einem der Balken aufgehängt, vor sich hin trocknen würde, konnten sich Skaia und Mikolo ausruhen.
     
    Die Blaukappe tauchte Mikolos Gesicht in kühles Licht. Ganz gleichmäßig ging der Atem des Jungen. Manchmal zuckten die Augenlider, reagierten wohl auf das, was er im Traum erlebte. Der einzige, den Skaia bisher im Schlaf beobachtet hatte, war Aldoro gewesen. Seine Mimik war immer sehr bewegt: Mal zogen sich die Augenbrauen kritisch zusammen, mal rümpfte er die Nase, aber meistens zeigten die Mundwinkel ein zufriedenes Lächeln. Ihre Erinnerungen kamen Skaia wie eine Lüge vor. Es war nicht mehr so. Das wusste sie. Dazu musste sie nicht einmal neben Aldoro liegen und schauen.
     
    Fernes Geschrei weckte sie auf. Oder war es Mikolo, der mit beiden Händen an ihr rüttelte?
    „Hörst du das?“, flüsterte er, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb.
    Der Aufruhr, der im Dorf herrschte, war mit Sicherheit nicht zu überhören. Zwischen erregten Stimmen schwirrte heiseres Gekrächz. Und über allem gellte ein einsames Gelächter in den Himmel. Bemüht, nicht allzu beunruhigt zu wirken, meinte Skaia: „Gut,

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