Prinzessin meiner Traeume
meinte Kathryn vorwurfsvoll.
Jonah öffnete die Tür.
„Zwei Nächte hintereinander am selben Ort", bemerkte sie versonnen. „Wir müssen wirklich aufpassen, dass sich keine Gewohnheit einschleicht, Jonah."
„Ich weiß. Allmählich ist es fast wie ein richtiges Zuhause, Haustier inbegriffen. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich die Würfel aufhängen soll. Geh ruhig ins Bett, Katie.
Diesmal füttere ich unseren Simulanten."
Kathryn beobachtete, wie er die provisorischen Näpfe füllte und sie nach draußen brachte. Froh darüber, dass sie einige Minuten für sich hatte, kämmte sie sich und putzte sich die Zähne. Nachdem sie das Licht bis auf das in der Kochnische ausgeschaltet hatte, legte sie sich ins Bett.
Sie hatte gar nicht gemerkt, wie aufgewühlt sie immer noch war. Allerdings hatte sie es einzig und allein sich selbst zu verdanken.
Schließlich kam Jonah herein und ging leise ins Bad. Als er sich ebenfalls hinlegte, tat sie so, als würde sie bereits schlafen. Sobald seine Atemzüge ruhig und gleichmäßig wurden, öffnete sie die Augen und riskierte einen Blick. Das war natürlich albern. In den letzten Tagen hatte sie ihn unzählige Male betrachtet. Was sollte sie daher neu an ihm entdecken?
Im Dämmerlicht sah sein Gesicht wie ein abstraktes Gemälde aus, weil die Konturen verwischt waren. Doch sie reagierte ganz anders darauf, als sie es beim Anblick eines Kunstwerks getan hätte. Tiefe Zärtlichkeit überkam sie. Noch nie zuvor hatte Kathryn das Bedürfnis verspürt, einen anderen Menschen zu trösten und für ihn zu sorgen.
Als sie die Augen aufgeschlagen hatte, hatte sie damit gerechnet, den Mann zu sehen, der ihr Freund und Verbündeter war. Stattdessen hatte sie den Mittelpunkt ihres Universums erblickt. Den wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Den Menschen, für den sie ihr Leben gegeben hätte.
Ihre nervöse Anspannung wich einer nervösen Unruhe, als Kathryn die Wahrheit, die sie bisher zu verdrängen versucht hatte, mit dem Herzen erkannte.
Sie hatte sich in Jonah Clarke verliebt, und das Gefühl würde nicht abklingen, sosehr sie sich auch dagegen wehrte. Es war zu tief. Hätte sie es kommen sehen, wäre sie vielleicht in der Lage gewesen, sich dagegen zu wehren. Nun konnte sie es nur noch akzeptieren.
Vieles erschien jetzt in einem ganz anderen Licht. Kein Wunder, dass sie am Vorabend so nervös gewesen war, als sie ihn ge fragt hatte, ob sie in drei Tagen heiraten könnten.
Sie hatte befürchtet, dass er im letzten Moment doch einen Rückzieher machen könnte, dass ihre Abmachung ihm nicht so wichtig wäre wie er ihr.
Nun konnte sie sich eingestehen, dass eine Vernunftehe nicht das war, was sie sich wünschte. Es war eigentlich nie ihr Ziel gewesen. Sie hatte Jonah gewollt, nur ihn. Und dazu war ihr jedes Mittel recht gewesen.
Jonah, der immer hilfsbereit war, ob es sich um ein streunendes Kätzchen oder ein altes Ehepaar handelte. Oder eine verzweifelte Erbin, fügte sie ironisch hinzu.
Er hatte die ganze Zeit Recht gehabt. Einen Mitgiftjäger zu heiraten, nur um nicht mehr von Mitgiftjägern verfolgt zu werden, ergab keinen Sinn. Inzwischen war ihr natürlich klar, was wirklich los gewesen war. Nach wenigen Stunden in seiner Gesellschaft hatte sie in ihrem tiefsten Inneren gewusst, dass sie ihn für immer wollte. Dann hatte sie ihm das verrückte Angebot ge macht, lind er hatte eingewilligt.
Was sollte sie also tun?
Jonah gab einen Laut von sich, legte den Arm um sie und zog sie an sich. Kathryn verspannte sich, doch nach einigen Minuten begann sie seine Nähe zu genießen.
Irgendwann würde sich die Antwort von allein ergeben, genauso wie ihr jene Erkenntnis gekommen war. Es bestand kein Grund, etwas Überstürztes zu tun.
Als Kathryn am nächsten Morgen aufwachte, war Jonah nicht da, und sie wusste auch gleich, wo er steckte. Am Vorabend hatten sie vergessen, die Klimaanlage einzuschalten, und es war bereits unangenehm warm für jemanden, der die gemäßigten Sommer im Norden von Minnesota gewohnt war. Sicher hatte Jonah beschlossen, so früh wie möglich mit dem Streichen zu beginnen.
Jedenfalls war sie froh darüber, weil sie nach wie vor unschlüssig war, wie sie sich verhalten sollte. Eigentlich hätte sie ihm sagen müssen, dass sie ihn doch nicht heiraten würde. Allerdings hatte er ihr klargemacht, dass er es ohne eine glaubhafte Erklärung nicht akzeptieren würde, und so weit wollte sie sich ihm nur ungern offenbaren. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte,
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