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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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hätte mir ein bisschen mehr Unterstützung gewünscht. Du magst Felix doch schließlich auch, oder etwa nicht?« Einen langen Augenblick sieht Julia mich schweigend von der Seite an.

    »Doch. Ich mag Felix.«
    »Na also, dann verstehe ich nicht…«
    »Ich mag ihn sogar sehr. Ich mag ihn wahnsinnig gerne und das schon eine ganze Weile. Und heute Abend im Kino hat er mich endlich geküsst.«
    »Er hat dich geküsst? Und das erzählst du mir erst jetzt?«
    »Ich dachte, es wäre keine so gute Idee, dir das sofort auf die Nase zu binden«, verteidigt sie sich, »in deiner jetzigen Verfassung.«
    »Ich bin in ausgezeichneter Verfassung«, sage ich wütend, »wie ich eben schon sagte, bin ich über David hinweg.«
    »Das konnte ich aber doch nicht wissen.« Sie sieht ganz geknickt aus, wie sie da mit angezogenen Beinen neben mir auf der Couch hockt.
    »Aber wie kannst du in Felix verliebt sein? Du hast doch gesagt, du stehst überhaupt nicht auf ihn. Er ist jung und hat Haare und keinen Bauch.« Sie zuckt hilflos mit den Schultern.
    »Ich kapiere es auch nicht. Er ist wirklich nicht mein Typ. Aber irgendwie habe ich mich eben trotzdem total in ihn verknallt.«
    »Und wann ist das passiert? Und wieso weiß ich davon nichts? Ich dachte, ich bin deine beste Freundin.«
    »Ich hab es mir doch lange selber nicht eingestanden. Und dann warst du so mit dem David-Drama beschäftigt, dass ich dachte, es wäre kein guter Zeitpunkt.«
    »Süße, wenn sich in deinem Liebesleben etwas tut, dann gibt es keinen falschen Zeitpunkt, um mir davon zu erzählen. Und jetzt will ich alles über den heutigen Abend hören, und zwar bis ins kleinste Detail.« Ich
fülle unsere Gläser neu und lehne mich zurück. Julia zögert.
    »Bist du sicher? Immerhin hast du doch eben noch gesagt, dass du gerne mit Felix …«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn wir diese peinliche Episode vielleicht einfach wieder vergessen könnten«, sage ich schnell und merke, wie mir das Blut dabei in die Wangen schießt. »Und Felix muss es meinetwegen auch nicht unbedingt erfahren.«
    »Natürlich nicht.«
    »Nun sag schon, wie war der Kuss?«
    »Himmlisch.«
     
    Sosehr ich mich auch für Julia und Felix freue, ist es doch nicht ganz einfach, mit einem frisch verliebten Paar die Wohnung zu teilen, wenn man selbst gerade Liebeskummer hat. Und der ist, nachdem sich meine fixe Idee von einer Zukunft mit Felix zerschlagen hat, leider mit Wucht zurückgekommen. Tag und Nacht denke ich an David, und es hilft nicht gerade, dabei ständig die beiden Turteltauben vor der Nase zu haben. Nach zwei Wochen habe ich genug von dem Herumgeknutsche und den Sexgeräuschen und beschließe, dass ich dringend einen Tapetenwechsel brauche.
    »Hey, Fanny, wir wollten heute Abend mal wieder ins Kino gehen. Kommst du mir?« Mit diesen Worten betritt Julia, wie immer im Yoga-Outfit, am Freitagmittag mein Zimmer und hält überrascht inne, als sie meine halbgefüllte Reisetasche auf dem Boden stehen sieht, in die ich gerade meinen Kulturbeutel packe. »Was machst du denn da? Willst du verreisen?«
    »So ähnlich. Ich fahre an die Ostsee.«

    »In die Ferienwohnung deiner Eltern? Allein?«
    »Es bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig.«
    »Wieso hast du mir denn gar nichts davon erzählt? Wir könnten doch mitkommen.«
    »Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass du, seit du mit Felix zusammen bist, immer nur noch von ›wir‹ sprichst?« Ich weiß, dass ich unfair bin, aber das ist mir im Moment egal. »Du hast deine Identität vollkommen aufgegeben, ich weiß nicht, wann ich dich das letzte Mal alleine gesehen habe. Euch gibt es ja nur noch im Doppelpack.«
    »Aber wir waren doch vorher auch oft zu dritt unterwegs, ich dachte nicht, dass …« Sie unterbricht sich selbst und macht ein reumütiges Gesicht. »Du hast Recht, das war was anderes. Tut mir echt leid. Ich dachte, je mehr Gesellschaft du hast, desto besser wäre es für dich. Aber wir hätten wirklich mehr Rücksicht auf dich nehmen sollen.« Ihr Verständnis macht mich nur noch wütender.
    »Auf euer Mitleid kann ich verzichten. Und im Übrigen hast du gerade schon wieder ›wir‹ gesagt.«
    »Tut mir leid. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend zu zweit ins Kino gehen? Nur wir beide?«
    »Ich kann nicht, ich fahre an die Ostsee. Dann habt ihr die Wohnung für euch alleine und könnt von mir aus den ganzen Tag nackt rumrennen, ohne dass ich euch störe.«
    »Aber du störst doch gar nicht. Warum bist du denn so wütend?«

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