Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
verzeih mir und sei morgen meine Begleitung! D.«, stand auf der beiliegenden Karte. Julia war vollkommen aus dem Häuschen von dieser Geste, und ich muss sagen, dass ich selber auch ziemlich beeindruckt bin. Das Kleid ist wie für mich gemacht, der federleichte Stoff umfließt meinen Körper und fühlt sich angenehm kühl auf der Haut an. Meine Haare hat Julia auf dicke Klettwickler gedreht, so dass sie mir in weichen Wellen statt der üblichen krausen Locken über die Schultern fallen. Das Make-up in zarten Pastelltönen betont meine großen Augen und den »Alabasterteint«, wie Julia es nennt. Als sie mir endlich erlaubt, mich im großen Spiegel im Flur zu betrachten, halte ich vor Schreck den Atem an.
    »Du bist wunderschön«, flüstert Felix, der sich inzwischen zu uns gesellt hat, und Julia nickt ergriffen. In diesem Moment, keine Minute zu früh, klingelt es an der Tür. Während Felix den Summer betätigt, stürzt Julia in die Küche ans Fenster und ruft kurz darauf begeistert: »Da unten steht eine Limousine. Weißt du, so ein langes Teil, das aussieht wie ein Dackel auf Rädern.«
    »Ehrlich?« Meine Knie werden weich. Irgendwie hätte ich mir gewünscht, David wäre mit seinem VW-Käfer gekommen. So wäre mir wenigstens der Wagen vertraut gewesen, wo ich mir selbst doch so fremd bin. Aber wenn man als Prominenter zu einem Ball geht, muss es wohl die Stretchlimo sein. Felix legt mir die mit dem Kleid gelieferte Stola um die Schultern, und Julia zupft noch hier und dort ein Haar zurecht, ich fühle mich wie Cinderella. In diesem Moment erklimmt mein Prinz die
letzten Stufen und steht in seinem tadellos sitzenden Smoking vor mir.
    »Du bist wunderschön«, sagt er. »Und du kommst wirklich mit?«
    »Nein, sie wollte gerade mit uns ins Kino«, antwortet Felix und bekommt dafür einen Rippenstoß von Julia, der ihn aufjaulen lässt. »War doch nur ein Scherz. Also, viel Spaß«, keucht er. Unsicher streckt David mir seine Hand entgegen und ist sichtbar erleichtert, als ich sie ergreife.
    »Und vergiss nicht, Cinderella muss um zwölf zu Hause sein«, ruft Julia mir hinterher und winkt wie eine Verrückte, während ich mich unsicher auf meinen hohen Absätzen die Treppe heruntertaste.
     
    Wenig später sitze ich neben David im weichen, hellen Leder auf dem Rücksitz der Limousine mit den getönten Scheiben. Seine Hand ruht in meiner. Ich kann noch immer nicht glauben, wie mir geschieht. »Möchtest du was trinken?« Ich schüttele den Kopf. »Ich könnte jetzt was vertragen.« Er beugt sich vor, um die Minibar zu öffnen. Erschrocken sehe ich ihn an. »Ich meinte eine Cola«, klärt er mich auf und hält verlegen die Flasche hoch. »Ich wollte doch nicht, also, ich trinke schon seit Jahren nicht mehr.«
    »Verstehe«, sage ich schnell. Schweigend sitzen wir nebeneinander.
    »Du siehst wirklich ganz bezaubernd aus.« In diesem Moment fällt mir ein, dass ich mich noch gar nicht für das Kleid bedankt habe.
    »Vielen Dank für das Kleid.«
    »Gern geschehen. Es sieht toll an dir aus.«

    »Danke.« Wieder dieses Schweigen. Unruhig rutsche ich auf meinem Sitz hin und her.
    »So, da sind wir schon«, erklingt die Stimme des Chauffeurs vom Vordersitz, und der Wagen kommt zum Stehen. Ängstlich sehe ich durch die getönten Fensterscheiben auf den endlos langen roten Teppich, um den sich Dutzende von Fotografen scharen, die erwartungsvoll in unsere Richtung schauen und sich fragen, welcher Promi ihnen wohl als Nächstes vor die Linse kommt. Was werden sie sagen, wenn jetzt eine rothaarige Unbekannte aussteigt, als Prinzessin verkleidet zwar, aber eben doch niemand, den man kennt?
    »Einen Moment noch«, hindert David den Chauffeur am Aussteigen. »Alles in Ordnung?« Ich merke erst jetzt, dass ich meine Fingernägel in seinen Handrücken gekrallt habe.
    »Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    »Würden Sie uns noch einmal um den Block fahren, bitte?« Der Wagen setzt sich wieder in Bewegung. »Was ist los, Fanny?«
    »Ich will nicht auf den Ball.« Ein Schatten fällt über sein schönes Gesicht.
    »Ich verstehe.«
    »Es ist nicht so, dass ich nicht gerne den Abend mit dir verbringen möchte«, beeile ich mich zu sagen, »aber nicht in aller Öffentlichkeit. Nicht nach allem, was geschehen ist. Es tut mir leid, aber ich kann das nicht einfach so vergessen.«
    »Das verlange ich doch auch gar nicht.« Hilflos sieht er mich an.
    »Lass es uns langsam angehen, ja? Diese ganze Sache ist für mich schwer zu begreifen,

Weitere Kostenlose Bücher