Prinzessin
Ahnung hatte, was sie ursprünglich gewesen sein könnten, aber sie lernten – die Wirkung einer Donnerbüchse kannten sie.
Er schätzte sie ihrer ungebremst sadistischen Art wegen, mit der sie sich über die Beute hermachten. Trotzdem war es ihm egal, ob er einen oder 100 davon umbrachte. Mitbewerber schadeten keineswegs, da man sonst träge und faul wurde, doch überhandnehmen durfte die Konkurrenz nicht.
Er wandte sich den Gefangenen zu.
»Jetzt habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, was ich unter einer eingehenden Befragung verstehe. Ich habe Fragen und suche ein paar Antworten.«
Kapitel 19
Etwas hat sich verändert. She braucht einige Zeit, bis ihr klar wird, was sie irritiert. Insbesondere zwei Dinge fallen ihr auf.
Zum einen die Farben. Sie sind intensiver geworden, wirken je nachdem, um welche Schattierung es sich handelt, geradezu übersättigt.
Wenn sie sich nicht täuscht, dann sieht sie zum Teil sogar Falschfarben, was wiederum vermutlich auf die Intensität zurückzuführen ist.
Als ob das nicht merkwürdig genug wäre, hört sie zu viel. Das zumindest ist ihr erster Eindruck, als sie sich dieser Veränderung bewusst wird.
Verblüfft bleibt sie stehen und dreht sich im Kreis, aufmerksam die Umgebung musternd. Was die Farben anbelangt, sie sind tatsächlich kräftiger.
Übersteuert , das ist das Wort, das sie gesucht hat. Es sieht aus, als ob jemand die Welt durch Photoshop gezerrt und die Farbregler hochgedreht hätte.
Ein schmerzhaft intensiver, schöner und zugleich scheußlicher Anblick, der in ihr den Wunsch nach einer Abwechslung in Schwarz-Weiß weckt.
Die Geräusche sind merkwürdig. Sie nimmt das Wispern des leichten Windes deutlich wahr, hört sogar, aus welcher Himmelsrichtung er kommt.
Sie unterscheidet das Laub einzelner Bäume und vernimmt ein beständiges Murmeln aus der Richtung, in der sich weit entfernt ein Wald erahnen lässt.
She hat keine Ahnung, was mit ihr los ist. Zum Teufel, sie kann nicht mal sagen, wann genau dieser Zustand der Extreme eingesetzt hat.
Ob sie jetzt beunruhigt sein sollte? Achselzuckend nimmt sie ihren Marsch wieder auf, behält wachsam ihre Umgebung im Auge und versucht zugleich, sich selbst dabei zu beobachten, wie sie die Dinge ringsum wahrnimmt.
Ein gar nicht so einfaches Unterfangen, das sie nach einiger Zeit zu einer weiteren, nicht weniger beunruhigenden Erkenntnis bringt: Ihr Geruchssinn hat sich verstärkt.
Sie wittert die Erde, ihren eigenen Schweiß, ihre Ungewaschenheit, ihr Haar, das Essen, das sie zuletzt mit den Fingern angefasst hat.
Sie riecht ihre Kleider. Irritiert bleibt sie stehen, zieht ihre Jacke aus. Ja, ihr Geruch. Sie schiebt eine Hand in ihre Hose, reibt sich im Schritt und streckt den Arm aus. Sie erschnuppert ihre seit drei Tagen nicht gewaschene Möse an den Fingerspitzen.
Dieselbe Wahrnehmung, nachdem sie einen Finger zwischen ihre Arschbacken geschoben hat. Zum Teufel, sie nimmt ihren Eigengeruch wahr – wenn sie sich bloß vorbeugt, erschnüffelt sie den Duft ihres Geschlechts durch die Bekleidung, kann die Füße in den Stiefeln riechen.
Das ist Wahnsinn. Gestern war die Welt noch in Ordnung, und jetzt hat sie eine Nase wie ein Drogenhund.
Sie lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die weitere Umgebung. Gerüche strömen auf sie ein, zahllose unterschiedliche Duftnoten kitzeln ihren Geruchssinn.
Vielleicht ist in ihrem Schädel ein Tumor herangewachsen wie eine Frucht, die zur Reife gelangt. Jetzt beginnt dieses Gewächs, gegen einen Teil des Gehirns zu drücken und ihr Halluzinationen zu verursachen, bestimmte Nerven zu reizen, während andere stillgelegt werden. Kann das sein?
Sehr merkwürdig. Diese beunruhigende Entdeckung macht ihr bewusst, wie allein sie ist, und das wiederum bringt sie zu jenen Gedanken zurück, mit denen sie sich erst unlängst auseinandergesetzt hat. Die Sache mit der Einsamkeit.
Jetzt, in diesen Augenblicken der verstörenden Erkenntnis, wäre ein Begleiter Gold wert, eine Freundin, die sie beruhigt, ein Freund, der sie in den Arm nimmt und tröstet und ihr verspricht, dass alles gut wird und ... She wirbelt herum.
Komisch, niemand da. Sie hat doch gerade eine Bewegung wahrgenommen. Verstört dreht sie sich um die eigene Achse. Sie zwinkert, schüttelt den Kopf. Geht in die Hocke, steht wieder auf.
Stellt ihr Gepäck ab, macht einen Handstand. Lässt Blut in ihr Hirn rinnen, bis sie meint, ihr Schädel müsse platzen. Atmet tief ein, hält den Atem an, presst die Augenlider
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