Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
darauf zu sprechen kommt. Ich glaube nicht, dass es Verbreitung finden wird.«
    Chris nahm sich ein Onion bhaji aus dem Karton und biss nachdenklich hinein. »Tja. Das ist immer so, wenn man das Weltbild von Leuten in Frage stellt. Das heißt, sie müssen neu nachdenken. Das ist den meisten zu anstrengend.«
    Bryant stieß ein Glucksen aus, das zunächst gezwungen klang, dann aber hörbar lockerer wurde.
    »Yeah, mich eingeschlossen. Trotzdem hätte Makin es besser wissen müssen. In einer Situation wie dieser darf man einfach nicht mit so einer Scheiße kommen.«
    »Wird blutig werden morgen, wie?«
    »Du hast von Jones gehört?«
    »Ich und der Rest der westlichen Welt, ja.«
    Bryant sah ihn an. »Dann wäre deine Frage ja beantwortet.«
    »Tja.« Chris warf das halb gegessene Bhaji in den Karton zurück. »Hab mich schon immer gefragt, wofür die großen Prämien eigentlich sind.«
    »Ja, denk morgen immer schön an die Prämie«, grinste Bryant, dessen gute Laune allmählich zurückkehrte. »Dann läuft alles wie geschmiert. Du wirst sehen. Leicht verdientes Geld.«
     
    Der Acropolitic-Wagen erwischte die Mittelstreifenbarriere frontal, schoss in die Luft wie nichts und kam auf dem Rücken zu liegen, während die Räder sich noch weiterdrehten. Eine Gestalt im Innern hing leblos in ihrem Sitz. Chris, der sich auf ein ausgedehntes Scharmützel mit dem anderen Fahrzeug eingestellt hatte, jauchzte auf und stieß, während er am Ort des Geschehens vorbeibrauste, die Faust gegen das Dach seines Wagens.
    »Danke sehr, Acropolitic, und gute Nacht!«
    »Sehr schön«, sagte Mike Bryants Stimme über Sprechfunk. »Jetzt formiert euch wieder und bleibt dran. Diese Typen waren in einem tadellosen Zustand, was meines Erachtens nur heißen kann, dass die Nakamura-Leute nicht auf diesem Abschnitt sind.«
    »Stimme überein«, sagte Nick Makin schneidig. Chris grinste, verdrehte die Augen und ordnete sich, ohne etwas zu sagen, hinter Mike in die Keilformation ein.
    Hinter ihnen lagen die Wracks des Acropolitic-Teams über drei Kilometer Autobahn verstreut, wie das weggeworfene Spielzeug eines Kindes mit soziopathischen Neigungen. Zwei von ihnen brannten.
     
    »Stimme überein.«
    Chris war nicht der Einzige, der über Makins Kampfpilotengehabe grinste. Dreißig Kilometer weiter vorn war Mitsue Jones einigermaßen fassungslos, als sie die knisternde Stimme aus ihrem Autoradio hörte. Sie packte die Kante ihrer offenen Fahrertür und hievte sich aus dem Mitsubishi Kaigan heraus. Sofort war der Wind da und zerrte an ihrer Zweihundert-Dollar- Stachelfrisur von Karel Mann.
    Na ja.
    Das Gesicht unterhalb der zerklüfteten Haare war titelbildmäßig perfekt: gut gebräunt nach einem Monat an der mexikanischen Pazifikküste und mit einem Make-up versehen, das ihre japanische Herkunft akzentuierte. Der Duelltradition bei Nakamura gemäß trug sie ein Kostüm, ein schwarzes Ensemble von Daisuke Todoroki, dessen einziges Zugeständnis an die Erfordernisse des Fahrens der ausgestellte, sorgfältig geschlitzte Rock war. An den Füßen hatte sie Lederstiefel mit flachen Absätzen, an den Beinen schlichte schwarze Strumpfhosen.
    »Siehst klasse aus, Mits.«
    Sie drehte sich in die Richtung, aus der der Ruf kam. Hinter den lang gezogenen, abfallenden Linien des Kaigan waren die kürzeren, gedrungeneren Mitsubishi-Kreuzer ihrer Kollegen in präziser Schrägstellung entlang der überwucherten Kurve des Anschlussstellenkreisels geparkt. Die beiden Nakamura-Keilmänner waren dabei, Kokslinien auf der glatten schwarzen Motorhaube des näher gelegenen Autos zu schneiden. Einer von ihnen winkte ihr zu.
    Jones verzog das Gesicht und wandte sich dem Brückengeländer auf der anderen Straßenseite zu. Jenseits der Brücke erhob sich das Grün der Landschaft in einer Folge von granitgesprenkelten, ineinander verschachtelten Nebenstraßen, die den Blick auf den Highway auf fünf Kilometer Entfernung verdeckten. Sie überquerte die Straße und stieß die Füße des vierten Mitglieds des Nakamura-Teams an, das sitzend am Geländer lehnte und die Ladung seines tragbaren Vickers-Cat-Raketenwerfers überprüfte. Er blickte auf, als Jones ihn trat, und grinste aus seinem Bart heraus.
    »Ready to rock ’n’ roll.« Im breiten Surfersound. Sein Englisch kam, wie auch ihres, von der amerikanischen Westküste. Der Anklang seiner Wendung reichte in fernere Zeiten zurück. Er deutete kopfnickend auf die anderen beiden Männer und ihr Schnupfritual.

Weitere Kostenlose Bücher