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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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bei irgendeiner todschicken Party in New York aufgenommen worden war.
    »Und wie genau habt ihr damals verhütet, du und diese Schnecke?«, fragte er spielerisch und deutete erst auf das eine Foto und dann auf das andere.
    Chucks Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut heraus.
    »Ach, schon gut«, meinte Hank herablassend. »Ihr wart wahrscheinlich zu geliefert, um irgendwas zu benutzen.«
    Chuck beugte sich vor, um die beiden Porträtaufnahmen zu studieren. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
    »Glückwunsch, Papi.« Hank hieb Chuck auf den Rücken. »Es ist ein Junge.«

19
    Da der Gemüseeintopf auf dem Herd gerade erst anfing zu köcheln und noch einige Zeit brauchen würde, nutzte Tess die Gelegenheit, sich in ihr Büro zurückzuziehen und nach ihren E-Mails zu gucken. Nachdem sie die zahlreichen Spam-Mails durchgegangen war und die einzige Nachricht beantwortet hatte, die von einem Menschen aus Fleisch und Blut stammte – einem früheren Kollegen, Frank, der vorhatte, auf einer Reise bei ihnen vorbeizuschauen –, beschloss sie sich die Grundlagen von Sebastians Religion einmal näher anzusehen.
    Sie gab »Sebastian Black« bei Google ein.
    Sofort füllte sich der Bildschirm mit unzähligen Seiten über diesen gut aussehenden neuen »Messias« – Klatsch-Blogs, Fotogalerien, Fanseiten und eine allgemeine Überfülle von Internetmüll –, aber nichts von Evo-Love selbst.
    Dann endlich, fast am Ende der ersten Google-Seite, entdeckte Tess die offizielle Website und klickte sie an.
    Sofort wurde der Bildschirm dunkel und irgendwelche miserable New-Age-Musik ertönte, also klickte Tess auf »Intro überspringen«. Das brachte sie ins Hauptmenü, wo sie sich für den Link »Sebastians Lehren« entschied und begann, das Inhaltsverzeichnis zu überfliegen, bis sie auf eine Seite stieß, die ihre Aufmerksamkeit erregte: »Wie der Begriff der Sünde falsch ausgelegt wurde.«
    Sie las den Text durch und klickte dann die nächste Seite an: »Verantwortung gegenüber Mensch, Tier und dem Planeten.«
    Okay, dachte sie. Bislang war nichts von alldem allzu weit hergeholt .
    Sie studierte die anderen Teile von Sebastians Website, um festzustellen, ob sich noch irgendwas Beachtenswertes ausgraben ließ.
    Und dann stieß sie auf etwas.
    »Libby?«, rief Tess.
    Keine Antwort.
    »Libby!«
    Kurz darauf hörte man das Klacken von Maxis Zehennägeln sich nähern wie der begeisterte Galopp von Liliputanerhufen, gefolgt von Libbys langsameren Schritten.
    Sie erschien mit höflich-strenger Miene in der Tür. »Wie du weißt, ziehe ich es vor, wenn du nicht das ganze Haus zusammenbrüllst.«
    Tess machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich weiß, ich weiß. Aber es ist wichtig.« Sie zuckte die Achseln und schüttelte leicht den Kopf, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Und ich entschuldige mich.«
    »Also, was ist?«
    »Das solltest du dir ansehen.«
    »Was denn?«, fragte Libby scharf. »Die Füße tun mir weh, wenn ich so lange herumstehen muss.«
    Tess konzentrierte sich auf den Bildschirm und scrollte sich durch den Text. »Es ist alles bla bla bla bla Karma ... bla bla Recycling ... bla bla Evolution, bis wir zu Folgendem kommen: › Sebastian stellt fest, nur durch Ihre großzügigen, von der Steuer absetzbaren Spenden für seine Arbeit kann die Ära des Neuen Menschen auf dem Planeten Erde florieren. Wollen Sie nicht heute noch Ihren Beitrag zur Rettung der Menschheit und aller lebenden Wesen auf dieser Erde leisten? ‹«
    »Na, das ist ja mal eine Überraschung«, bemerkte Libby. »Sie machen es wegen des Geldes.«
    »Aber meine Liebe, wie kommt es, dass Menschen sich so getrieben fühlen, an irgendeine Gruppe zu glauben und zu ihr zu gehören – selbst wenn es nach einem absoluten Schwindel aussieht?«
    Libby schnaubte. »Aus demselben Grund, aus dem die katholische Kirche während des Mittelalters so mächtig wurde: Zwang, Schuldgefühle und panische Angst vor dem Tod.«
    »Apropos, glaubst du, der Eintopf ist schon fertig?«
    »Sind wir hier fertig?«
    »Ich wollte, dass du dir etwas ansiehst«, erwiderte Tess. »Ich bin neugierig, ob du auch denkst, was ich gedacht habe.«
    »Aber nur, wenn ich mich hinsetzen kann.«
    Tess stand von ihrem Stuhl auf und Libby tauschte den Platz mit ihr.
    »Jetzt klick die Bilder an«, sagte Tess.
    Libby beugte sich vor und rückte ihre Brille zurecht. »Welche Bilder?«
    »Die Galerie im Seitenmenü.«
    Libby klickte die Galerie an und fand sich

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