Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
Vom Netzwerk:
machen.«
    »Das kannst du nicht tun, Sebastian. Du musst mir zuhören. Diese ... Sache ... könnte ... uns ... ruinieren! «
    Sebastian schwieg.
    »Du wirst also morgen hier sein? Bitte.«
    »Nein. Ich kann nicht.«
    »Du lässt also die Today Show im Stich.« Kittys Worte kamen abgehackt und scharf. »Du lässt die Inselnation von La Serena im Stich. Du lässt Larry und deine Anhänger im Stich. Doch was am schlimmsten ist, du lässt mich im Stich.«
    »Du schaffst das schon«, erwiderte er. Dann beendete er das Gespräch, schaltete das Gerät aus und warf es in seine Reisetasche.
    Er ließ sich rückwärts aufs Bett fallen; ihre Worte wirbelten ihm im Kopf herum.
    Dann überwältigte ihn eine Vision aus der Zeit, als Kitty eine baufällige kleine Baptistenkirche in Sunland-Tujunga gemietet hatte und sie im anliegenden Pfarrhaus wohnten.

    »Ist das Hemd okay?«, fragte Sebastian, streckte die Arme aus wie ein kleines Kind, das Flugzeug spielt, und drehte sich um die eigene Achse.
    »Zieh lieber das neue schwarze Hemd an.« Kitty wies auf den offen stehenden Kleiderschrank.
    »Warum?«, fragte er.
    »Es ist urbaner«, erwiderte sie.
    Er stimmte ihr zu, obwohl er keine Ahnung hatte, was »urban« bedeutete, aber er wusste, dass er nicht fragen durfte.
    »Bist du bereit für heute Abend?« Kittys Stimme war gleichzeitig süß und neutral.
    »Ja. Es wird so ablaufen wie immer, oder?«
    »Ja. Aber versuch diesmal, nicht zu vergessen, warum du da oben stehst.«
    »Vergessen tue ich es nicht«, antwortete Sebastian ehrlich. »Es ist nur, dass ich manchmal anfange, äh, nervös zu werden, und dann will mein Mund die Worte nicht sagen, die ich denke.«
    »Vergiss nicht, ganz ruhig zu atmen – und tu so, als würde dir niemand zuhören oder dich ansehen, so wie wir es geübt haben.« Kittys Mund lächelte, aber ihre Augen lächelten nicht. »Okay?«
    »Klar.« Er ging zum Kleiderschrank, zog das gestärkte schwarze Hemd vom Bügel, knöpfte das weiße Hemd auf, das er trug, und warf es aufs Bett.
    Sie warf einen leidenschaftslosen Blick auf seinen nackten Torso. Gott, er entwickelt sich wirklich prächtig, hörte er sie denken.
    Er drehte sich zu ihr um, und sie schaute weg, während er das schwarze Hemd zuknöpfte. »Besser so?«
    »Viel besser«, krähte sie. »Und du solltest die neuen schwarzen Stiefel dazu anziehen.« Sie wies auf das unterste Bord des Kleiderschranks. »Die lassen dich größer wirken.«
    »Aber ich bin sowieso schon größer als alle anderen.«
    »Eben«, erwiderte Kitty mit einem verschmitzten Lächeln. »Also, alles in Ordnung mit dir? Ich müsste nämlich noch einiges überprüfen.«
    »Mir gehts gut.«
    »Fast hätte ich es vergessen: Es gibt da ein Mädchen, das darauf brennt, dich danach kennenzulernen. Bist du der Sache gewachsen?«
    Sebastian warf ihr ein halbes Lächeln zu. »Ja.«
    »Ich lasse es sie wissen.« Kitty drehte sich auf dem Absatz um, marschierte zur Tür hinaus und verschwand.
    Sebastian wartete, bis das Klacken ihrer Absätze verklungen war, bevor er sich rückwärts aufs Bett fallen ließ und die Hände unter den Kopf schob. Wie lange muss ich das denn noch machen? Ich hasse diese Shows!
    Aber dann erinnerte er sich an seine Eroberungen: Vanessa und Courtney und Erica und diese ältere Frau mit den blonden Haaren, die ihr fast bis zur Taille reichten ... und Bernardo und Joey und dieser Junge, der geweint hatte, als Sebastian ihm danach sagte, dass er gehen müsse. Wie hatte er noch mal geheißen – Ryan?
    Er lächelte und spürte, wie sich etwas bei ihm regte.
    Es hatte auch seine guten Seiten. Er musste nur die heutige Predigt hinter sich bringen, die Kitty geschrieben und die er letzte Woche auswendig gelernt hatte, dann war es wieder für
die nächsten sieben Tage geschafft. Er griff nach dem Manuskript und fing an seine Rede einzuüben, stellte aber fest, dass er seinen Text bereits perfekt beherrschte. Er faltete das Papier zusammen und schob es in die Tasche. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel verließ er sein Zimmer und lief die Treppe hinunter.
    Kitty war in der Diele und rauchte einen Joint.
    Sebastian hasste Marihuana, weil es seine Visionen verwirrte und ihn dazu brachte, sich verletzlich zu fühlen. Er hielt die Luft an, als er sich an ihr vorbeischob.
    »Dein Gürtel«, sagte Kitty, als er schon halb durch die Tür war.
    Sebastian blieb stehen und schaute sich um. »Was ist damit?«
    »Du hast eine Schlaufe ausgelassen.«
    Er klopfte auf

Weitere Kostenlose Bücher