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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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wirklich erholsam. So gut habe
ich schon lange nicht mehr geschlafen – und Gott sei Dank hatte ich diesmal auch keine Albträume.«
    »Du hast Albträume?«, fragte Tess.
    Libby schaute sie an. »Wie könnte er keine Albträume haben?« Dann klopfte sie auf den leeren Patio-Stuhl neben sich. »Bitte setz dich doch, mein Lieber. Kaffee?«
    »Gern.« Sebastian setzte sich und Tess schenkte ihm eine Tasse aus einer stabilen grünen Thermoskanne ein.
    »Demnächst gibts ein ordentliches Frühstück, es sei denn, du wärst am Verhungern«, sagte Tess.
    »Eigentlich habe ich gar keinen großen Hunger und ich muss mich auch bald auf den Weg machen.« Sebastian betrachtete den Roman, den Tess gelesen hatte, und versuchte den Titel zu erkennen. »Wovon handelt das Buch?«
    »Es ist die anrührende Geschichte eines früheren Marines, der heimlich in den erwachsenen Sohn seiner Ex-Freundin verliebt ist«, erwiderte sie. »Der Autor ist ein alter Freund von uns.«
    »War das dieser Monette?«
    »Glücklicherweise lebt dieser Mann noch und erfreut sich bester Gesundheit – sonst würden wir eine neue Suite anbauen müssen, um sie nach ihm zu benennen.«
    »Taugt das Buch was?«
    Tess legte den Roman hin und sah Sebastian an. »Sagen wir einfach, dass ich es sehr gern gelesen habe.«
    »Ich mag die Art nicht, wie er seine Charaktere zeichnet«, sagte Libby. »Sie sind immer so gefühlsduselig.«
    »Also ist wirklich schon Freitag«, bemerkte Tess. »Schade, dass du schon los musst.«
    Sebastian nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Ich wäre auch gern länger geblieben. Aber ich glaube, es wird auch schön sein, ein bisschen durch die Stadt zu ziehen – besonders, wenn ich dank meiner neuen Frisur nicht erkannt werde.«
    »Du könntest es dir ja immer noch schwarz färben«, regte Tess an, »aber dann würde man dich vielleicht mit Elvis verwechseln anstatt mit James Dean.«
    »Wer war James Dean eigentlich?«, wollte Sebastian wissen. »Der Highway, auf dem ich hergekommen bin, war nach ihm benannt.«
    »Ein außerordentlich begabter, gut aussehender junger Schauspieler, der in den Fünfzigerjahren bei einem Unfall auf diesem Highway starb«, sagte Tess. »Er war erst fünfundzwanzig.«
    »Vierundzwanzig«, berichtigte Libby. »Oh, bevor ich es vergesse: Willst du nicht wenigstens ein paar Cranberry-Muffins mitnehmen? Tess hat sie heute Morgen frisch gebacken, und ich fürchte, sie werden altbacken sein, bevor wir sie alle vertilgen können.«
    »Sehr gern.« Sebastian lächelte. »Das wird mich an meinen Aufenthalt hier erinnern.«
    Tess schenkte sich Kaffee nach. »Wir gehen nirgendwohin. Also, wenn du auf der Rückfahrt einen Ort brauchst, an dem du dich ausruhen kannst, weißt du ja, wo wir zu finden sind. Das heißt, wenn du dich entschließt zurückzufahren.«
    »Da wir gerade davon sprechen«, warf Libby ein, »hast du schon irgendwelche Entscheidungen bezüglich deiner Mutter und deines geistlichen Amts getroffen?«
    »Ich glaube, ich komme einer Entscheidung schon näher. Aber erst muss ich mit einem Anwalt reden – ich meine, einem Anwalt, der nicht von Kitty bezahlt wird. Und ich muss mich entscheiden, ob ich nach L.A. zurückfahre, um eine eidesstattliche Erklärung abzugeben.«
    »Ich bin sicher, dass du zu der richtigen Entscheidung kommen wirst«, sagte Tess. »Ruf uns an, wenn dir etwas auf der Seele liegt. Libby hat im Moment keine lästigen Klienten, und abgesehen davon, dass sie androht, ein Buch zu schreiben, hat sie massenhaft Zeit.«
    Sie wandten kurz den Blick voneinander ab, während Tess’ Worte im Raum widerhallten.
    »Ich werde daran denken«, versprach Sebastian munter.
    »Da wir gerade von Zeit sprechen«, begann Libby, »es gibt noch eine Frage, die ich dir stellen wollte. Denn jede Religion versucht ja, die große Frage zu beantworten, was mit unserer Seele passiert, wenn wir sterben. Was hat deine Philosophie, oder zumindest deine Intuition, dazu zu sagen?«
    Sebastian zögerte und nahm einen Schluck von seinem Kaffeebecher, als würde er in der Koffeinzufuhr eine Antwort suchen. »Unsere offizielle Lehre, und das findet ihr auch auf meiner Website, spricht von Reinkarnation – weshalb es auch so wichtig ist, sich gerade heute für unseren Planeten einzusetzen. Aber«, fügte er leise hinzu, »immer wenn ich während der Meditation versucht habe dort hinzugelangen, laufe ich gegen eine Wand.« Er schaute erst Libby an, dann Tess und dann wieder Libby. »Damit will ich nicht sagen,

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