Puppen
oben und schirmte sich mit erhobenen Händen die Augen ab, um sie vor herabrieselndem Staub zu schützen. Paris stellte fest, daß sich der junge Fähnrich an die Wand preßte – er schien zu
befürchten, daß der Sims unter ihm abbröckelte, wodurch ihm ein fataler Sturz in die Tiefe drohte. Kim bemühte sich offenbar, das eine Bein nicht zu belasten, und dieser Umstand weckte noch mehr Besorgnis in Paris.
Rasch machte er sich ans Werk, öffnete das mitgebrachte Überlebenspaket und kramte darin herum, bis er das Seil fand.
Es war dünn und wog nicht sehr viel, beanspruchte nur wenig Platz in dem Paket. Auf den ersten Blick wirkte die
Kunststoffaser nicht besonders strapazierfähig, aber dieser Eindruck täuschte: Sie hielt das Gewicht von zwei
erwachsenen Männern aus, wie Paris aufgrund seiner
Akademie-Ausbildung wußte. In dieser Hinsicht gab es also keine Probleme. Die Frage lautete nur: War das Seil lang genug?
Erneut beugte er sich über den Rand des Spalts und rief: »Ich lasse jetzt ein Seil zu Ihnen hinab, Harry. Geben Sie mir Bescheid, wenn es Sie erreicht.«
Er begann damit, die Kunststoffaser Hand über Hand
hinabzulassen. Das eine Ende band er sicherheitshalber an seinem Gürtel fest. Während er auf diese Weise beschäftigt war, setzten sich die Vibrationen fort. Zwar lösten sich derzeit keine Steine aus den zitternden Wänden, aber trotzdem wuchs die Besorgnis des Piloten. Plötzliche Erschütterungen konnten zu einem Fehler führen, der Kim das Leben kostete – und ihn ebenfalls.
Schließlich hatte er das ganze Seil hinabgelassen, ohne etwas von Kim zu hören. Kes blickte in die Tiefe, leuchtete mit ihrer Lampe in Richtung Sims und stellte fest: Das Ende des Seils baumelte über Kim, außerhalb seiner Reichweite.
»Es fehlen etwa zwei Meter«, sagte sie und wich zurück.
»Wir müssen irgendeine Möglichkeit finden, es noch tiefer hinabzulassen.«
»Harry!« rief Paris. »Mehr Seil steht uns leider nicht zur Verfügung. Haben Sie die Möglichkeit, mindestens zwei Meter weit nach oben zu klettern?«
Kurze Stille folgte, und dann antwortete Kim: »Ich glaube nicht, Tom. Ich sehe einen anderen Sims, etwa zehn Meter über mir, aber bis dahin schaffe ich es bestimmt nicht. Mein rechtes Knie ist verletzt – das betreffende Bein kann ich derzeit nicht belasten.«
Kims Stimme klang eigentlich ganz normal, aber ein kaum hörbares Zittern darin teilte Paris mit, daß es dem jungen Fähnrich ziemlich mies ging.
Paris fluchte leise, holte das Seil ein, blickte über den Rand und beobachtete die sich unter ihm erstreckende Felswand. In einer Tiefe von fünf Metern bemerkte er einen Sims, der breit genug zu sein schien, um zwei Personen genug Platz zu bieten.
Er wußte nicht, ob der Vorsprung stabil war, aber das wußte er auch nicht von dem Vorsprung, auf dem Kes und er gerade standen. Außerdem: Die Vibrationen konnten praktisch von einem Augenblick zum anderen neue Instabilität schaffen, und wenn in diesem Bereich viele Tonnen Felsgestein in
Bewegung gerieten, blieb ihnen kaum eine Überlebenschance.
Paris mußte einfach darauf vertrauen, daß jener Sims nicht unter ihm nachgab.
»Ich klettere zu dem Vorsprung dort unten hinab«, sagte er zu Kes. »Bitter sichern Sie mich für den Fall, daß ich abrutsche.«
Er sah sich um, entdeckte einen runden Felsen und schlang das Seil zweimal um ihn herum. Dann reichte er das eine Ende der Kunststoffaser Kes und wickelte sich das andere um die Taille.
Er achtete darauf, daß das Seil über seine Schulter
hinwegreichte und zwischen den Beinen hindurchführte – das eigene Gewicht und die Schwerkraft sollten gewährleisten, daß er nicht zu schnell nach unten sank.
»Ziehen Sie es fest«, wies er Kes an. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, winkte er der Ocampa kurz zu, lächelte nervös, trat rückwärts zum Rand und begann mit dem Abstieg.
»Tom!« rief ihm Kes nach. Er zögerte kurz, hob den Kopf und begegnete ihrem Blick. »Seien Sie vorsichtig.«
Er nickte und konzentrierte seine Aufmerksamkeit dann
wieder auf das Bemühen, mit heiler Haut in die Tiefe zu gelangen. Während seiner Zeit an der Akademie war er dann und wann geklettert, doch später fand er kaum mehr
Gelegenheit dazu. Jetzt bedauerte er es, sich die damals erworbenen Fähigkeiten nicht mit Hilfe von Holodeck-Training bewahrt zu haben. Diesen Fehler wollte er auf keinen Fall wiederholen, wenn – falls – er zur Voyager zurückkehrte.
Paris bewegte sich vorsichtig,
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