Puppen
draußen. Auf dem Boden schwankte sie zunächst, aber dann stand sie ganz ruhig, hatte sich offenbar der Vibration angepaßt. Als Paris ebenfalls nach draußen trat, wartete sie neben dem Shuttle auf ihn, stützte sich dabei mit einer Hand an der Flanke der Raumfähre ab. Sie sah in die Richtung, aus der sie kamen, und in ihren Augen leuchtete es.
Paris legte ihr die eine Hand auf die Schulter, und mit der anderen hielt er sich am Shuttle fest. Dann folgte er dem Blick der Ocampa. Zwar verfügte er nicht über mentale Fähigkeiten, die sich mit denen von Kes oder Tuvok vergleichen ließen, aber er spürte trotzdem etwas. Emotionen gingen vom Planeten aus, von der vermeintlich leeren Luft, und tasteten sich zum Kern seines Selbst vor. Es war ein sonderbares Empfinden, das den Piloten zunächst erschreckte, denn immerhin kannte er bisher nur seine eigenen Empfindungen. Gleichzeitig schuf der Vorgang ein herrliches Hochgefühl in ihm. Fesseln schienen sich zu lösen, und grenzenlose Freiheit schloß sich an.
Er überraschte sich dabei, daß er glücklich lächelte, und er konnte den Blick einfach nicht von den Wolken in der Ferne abwenden. Er hörte auch Stimmen, ein deutlich vernehmbares Flüstern hinter seiner Stirn. Sie ähnelten sich so sehr, daß er kaum feststellen konnte, wo die eine aufhörte und die andere begann. Sie wisperten und raunten entzückt, übertrugen Bilder, die aus einem früheren Leben stammten, berichteten von Erlebnissen und Erfahrungen, die Paris überaus fremd blieben.
Aber die damit einhergehenden Gefühle zeichneten sich
durch einen vertrauten Aspekt aus. Sie betrafen das Ende von Einschränkungen, ein Loslösen von allem, das die Freiheit begrenzte. Auf solche Weise hatte er empfunden, als er zum erstenmal ein Raumschiff flog, als sich der grenzenlose Weltraum vor ihm erstreckte und nur darauf wartete, von ihm erforscht zu werden. Niemand hätte jenen herrlichen
Augenblick mit ihm teilen können. Doch hier, auf einem fremden Planeten, rund siebzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt, beschränkte sich jenes Gefühl nicht nur auf ein Ich. Er erfuhr es erneut, zusammen mit zahllosen anderen
Selbstsphären. Die Wesen, von denen die Stimmen kamen, jene Geschöpfe, die so voller Glück waren, daß sich ihre Ekstase auf ihn übertrug… Irgendwie wußte Paris, daß sie die Erinnerung an den wundervollen Augenblick mit ihm teilten.
Die Fremden freuten sich darüber mit ihm und antworteten mit eigenen Erinnerungen.
Normalerweise hätte es Paris niemandem gestattet, seinem Ich – seinen Gedanken und Träumen – so nahe zu sein, aber er spürte keine bösen Absichten. Die prickelnde Freude der Wesen wirkte auf eine Weise ansteckend, die ihm rätselhaft blieb. In diesen Sekunden existierte nur die Gemeinschaft; für etwas anderes gab es keinen Platz.
Paris empfand die Intensität dieser Erfahrung als schier überwältigend. Er schwamm in einer Flut aus Bildern,
Gedanken und Träumen, sah Städte und Ruinen, Dschungel, Wüsten und Ozeane. Er sah Raumschiffe und die
Repräsentanten exotischer Völker. Er sah Höhlen, so tief, daß ihre Dunkelheit nie von Licht durchdrungen worden war – und doch wußte er, was sie enthielten. Einige der Orte glaubte er zu kennen, obwohl sie in den Bildern voller Leben steckten, während sie jetzt nur noch in Form von Ruinen existierten.
Die auf ihn einströmenden Eindrücke waren fast zuviel für Paris, und im drohte eine Art geistiger Kurzschluß, als die Wolkendecke aufbrach. Staunend blickte er empor, und aus einem Reflex heraus schloß er die Hand fester um Kes’
Schulter. So wundervoll das Erlebnis sein mochte, das er gerade hinter sich hatte… Es wurde noch von dem Anblick übertroffen, der sich ihm jetzt darbot.
Er sah gewaltige Geschöpfe mit durchscheinenden
Schwingen, die wie Kristalle schimmerten: Sie fingen das Sonnenlicht ein und reflektierten es mit atemberaubender Pracht in allen Regenbogenfarben.
Paris konnte die Züge der einzelnen Wesen erkennen,
obgleich sie wie eine Fontäne aus den Gärten kamen. Sie breiteten ihre gewaltigen Flügel aus und segelten empor, während sich unter ihnen noch mehr aus den Gärten erhoben.
Die ersten Geschöpfe verschwanden jenseits der Wolken, und ein endloser Strom folgte ihnen.
Das Zittern des Bodens ließ immer mehr nach. Stabilität kehrte auf und in den Planeten zurück, obgleich sich die Flut aus Bildern und Erinnerungen nicht verringerte. Das
Geschehen wechselte nun von der physischen
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