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Puppenbraut

Puppenbraut

Titel: Puppenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May Brooke Aweley
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liebkoste. Er erinnerte sich an ihren Duft. Wie sie leise stöhnte, als er in sie eindrang. An diesem Abend erschien sie ihm so anmutig wie die junge Braut im weißen Kleid, die ihn für einen Versager von Mann abblitzen ließ! Seine Mutter war in dieser Nacht seine Braut.

    Diese Art Liebe von seiner Pflegemutter wurde ihm immer zuteil, wenn der Pflegevater mal wieder beruflich abwesend war. Doch so traumhaft wie an jenem Hochzeitstag wurde es nie wieder.

    Kurz nach seinem siebzehnten Geburtstag gab es den Unfall. Erneut nahm ihm der Alkohol das, was er am meisten liebte. Doch einen kleinen Schatz behielt er trotzdem! Den Gedanken an eine Nacht, in der er seine Braut liebte! Nun war die Zeit gekommen, sie wieder zu finden!

KAPITEL 13

    Sonntag. Sechster Tag nach der Entführung.

    Der helle Strahl der aufgehenden Sonne weckte Doreen Bertani aus einem erstaunlich ruhigen Schlaf. Sie fühlte sich seltsam. Einfach gar nicht. Weder gut noch schlecht. Vielleicht konnte man das Gefühl mit einer Empfindung beschreiben, die man hatte, wenn man wusste, dass in wenigen Stunden ein Tornado durch das eigene Haus fegen würde. Angespannte Ruhe vor der wütenden Zerstörung.

    Unfähig, sich zu bewegen, streifte sie sich die Haare aus dem Gesicht und horchte. Außer Raffaellas ruhigem Atem konnte sie keine anderen Geräusche wahrnehmen. Auch an ihren Traum konnte sie sich nicht entsinnen. Es war, als hätte ihn jemand restlos aus dem Gedächtnis gelöscht. Genaugenommen konnte sie sich an gar nichts erinnern, außer, dass sie beide gestern sehr viel Wein getrunken hatten, weshalb sie auch leichte Kopfschmerzen verspürte.

    ‘Was ist heute für ein Tag?’, überlegte sie angestrengt, als ob sie einfach selbst das vergessen hätte. Langsam schien die Erinnerung wiederzukommen. „Ach, ja! Sonntag, der Tag im Zoo!“, flüsterte sie plötzlich, überrascht von dieser Erkenntnis. Hektisch streifte sie sich erneut mit beiden Händen die Haare vom Gesicht, als wollte sie damit die Schlafreste wegwischen, und stand geräuschlos auf, um Ell nicht zu wecken.

    Doreen schlich sich in die Küche und füllte Leitungswasser in ein Glas. Gedankenversunken öffnete sie das kleine, hängende Schränkchen mit den Kaffeetassen und fischte nach einer Schmerztablette. Die Medikamente verstauten sie ganz oben hinter dem Porzellan, seit Cassy noch ein Baby gewesen war. Mit der Zeit wurde das Versteck zur Gewohnheit. So sahen sie selbst heute keinen Grund, es zu ändern.

    Den ersten Schluck nahm Doreen ohne die Tablette ein. Das Wasser schmeckte so hervorragend erfrischend, dass sie das Glas hastig ausleerte. Erneut füllte sie es auf. Diesmal nahm sie die Arznei ein. Bevor sie den Schaltknopf des Kaffeeautomaten betätigte, fuhr sie ihren Ersatz-Computer hoch. Komischerweise folgte sie auch am Wochenende dem gleichen Rhythmus des Alltags, den sie selbst im Zustand fehlender Ansprechbarkeit mit detailgetreuer Präzision ausführen konnte. Kaffee, Computer, Frühstück - jeden Morgen das Gleiche.

    Während der Kaffeeautomat vor sich hin brummte, ging sie alle ihre Mails durch. Einige belanglose, eine von ihrer Chefredakteurin, die sie erinnern wollte, die Zeitung wegen des Artikels des neuen Kollegen anzuschauen... Jede Menge spamwürdige Korrespondenz. Von ‘Alex0787’ keine Spur. Gar nichts. Innerlich empfand sie sogar Freude, dass er sie mit weiteren Bildern von Zoey verschont hatte. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt welche bekäme, hätten sie unter Umständen keinen harmlosen Charakter mehr.

    Wie ferngesteuert wanderten ihre Gedanken zu den Bildern, die ihr vor fast 24 Stunden zugeschickt worden waren. Sie hatte sie glücklicherweise auf einem USB-Stick gesichert. Gründlich schaute sie sich das Bild mit den kichernden Mädchen an. Die Kinder sahen so lebensfroh darauf aus.

    „Wo bist du bloß, Zoey?“, flüsterte sie traurig. Nur das Brummen der Kaffeemaschine im Dialog mit dem vorlauten Kühlschrank beantwortete diese Frage.

    Doreen berührte den Bildschirm mit einem Zeigefinger, als könnte sie das Mädchen mit dieser Geste trösten, wo auch immer sie jetzt war. Als sie ganz sanft die Umrisse des Kindes nachzeichnete, fesselte eine Kleinigkeit ihren Blick, die sie bisher scheinbar übersehen hatte. Sie zoomte das Bild, soweit sie nur konnte. Irgendetwas lag auf dem Boden und spiegelte das Sonnenlicht. ‘Ein Spiegel oder ein Stück Folie vielleicht?’, überlegte sie krampfhaft. Mit jedem weiteren Zoomen wurde das Bild weniger scharf.

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