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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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sollte.
    Auf dieser Grundlage versuchte der Staatsanwalt Juliette zu bewegen, ein Geständnis abzulegen und ihre Hintermänner preiszugeben. Dies würde das Verfahren abkürzen und vereinfachen und ihr Strafmaß mildern, falls es zum Prozeß käme.
    Doch Juliette wiederholte, was sie schon bei ihrer ersten Begegnung mit dem Staatsanwalt behauptet hatte: Sie sei Opfer eines Komplotts und könne beschwören, daß die Grafiken, die sie in ihrer Galerie in Empfang genommen und für die sie unterzeichnet hatte, Originale gewesen seien. Sie habe keine Ahnung, wann und wie die Bilder gegen Kopien ausgetauscht wurden.
    Der Staatsanwalt beharrte auf seiner Ansicht, dies sei eine ziemlich abenteuerliche Erklärung und durch nichts zu beweisen. Deshalb müsse geprüft werden, ob die Voraussetzungen für eine Anklage wegen Betrugs gegeben seien.
    Selbst die Tatsache, daß sich die vier anderen Bilder von Heckel, Nolde und Dix als Originale erwiesen hatten, konnte Juliette nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Ruf ihrer Galerie mit einer solchen Anklage ruiniert wäre.
    Gegen Mittag erreichte sie Brodka am Telefon und berichtete ihm von Collins Schicksal. Sie hatte beschlossen, ihm vorerst weder von der drohenden Anklage noch von der erschreckenden Entdeckung zu erzählen, die sie bei Norbert gemacht hatte. Für Brodka waren die Dinge ohnehin kompliziert genug.
    Er hörte Juliette schweigend zu.
    »Bist du noch dran?« fragte sie, nachdem sie geendet hatte.
    »Ja«, erwiderte er. »Ich denke, du weißt, was das für uns beide bedeutet.«
    »Was meinst du damit?«
    Brodkas Stimme wurde leise. »Daß du dich von einem Mann in seiner Lage nicht scheiden lassen kannst.«
    Schweigen.
    »Ich weiß, er ist ein Mistkerl«, begann Brodka erneut, »der mich sogar umbringen wollte. Aber unter diesen Umständen kannst du dich unmöglich von ihm trennen.«
    »Es geht immer nur um ihn. Denkt keiner mal an mich? Wie soll ich denn mit dieser Situation fertig werden? Soll ich ihn vielleicht für den Rest seines Lebens pflegen und bemuttern? Und kannst du dir nicht vorstellen, daß er jetzt noch unausstehlicher wird?«
    »Ich kann dich ja verstehen. Aber ich glaube, damit müssen wir uns abfinden, so hart es klingt.«
    Juliette schwieg.
    »Aber das ist kein Thema, das man Telefon bereden sollte«, hörte sie ihn sagen. »Wann kommst du zurück?«
    »Ich melde mich, sobald ich hier alles erledigt habe.«
    Juliette legte auf und verließ Brodkas Wohnung. Ihr Weg führte sie geradewegs zum Flughafen.
    Flug AZ 435 nach Rom hatte noch Plätze frei.
    Flughafen Rom, Fiumicino.
    In der Abfertigungshalle wählte Juliette Claudios Nummer. Das Freizeichen ertönte, doch er nahm nicht ab. Auch in seinem Büro war er nicht zu erreichen.
    Sie nahm ein Taxi nach Trastevere, zu Claudios Wohnung. Während der Fahrt in die Innenstadt träumte sie davon, in seinen Armen zu liegen. Alle Gedanken an Collin und Brodka waren wie weggewischt. Für Juliette gab es nur noch Claudio. Seine Berührungen hatten sie in Ekstase versetzt, hatten sie eine Nacht lang all ihre Probleme vergessen lassen. Sie sehnte sich nach einer weiteren Nacht in den Armen dieses Mannes.
    Das Taxi hielt vor dem Haus in Trastevere, und Juliette eilte die steile Treppe hinauf zum obersten Stock. Sie klingelte ungestüm, klopfte und rief.
    Keine Antwort.
    Juliette beschloß, im Treppenhaus auf ihn zu warten. Sie wußte nicht, wie lange sie auf dem Treppenabsatz verharrt hatte, als sich draußen die Dunkelheit über Rom senkte. In unregelmäßigen Abständen flammte das Licht im Treppenhaus auf verlosch dann aber nach kurzer Zeit, ohne daß Claudio erschienen wäre.
    Juliette hatte gerade den Entschluß gefaßt, aufzugeben und zu gehen, als sie von unten Claudios übermütige Stimme hörte.
    Endlich, dachte sie. Doch schon im nächsten Augenblick erhielt ihre freudige Erregung einen jähen Dämpfer. Claudio kam nicht allein, sondern in Begleitung eines Mädchens, das sich durch albernes Gekicher bemerkbar machte.
    Am liebsten wäre Juliette im Boden versunken, als sie einen Blick über das Geländer wagte. Doch besondere Vorsicht war gar nicht erforderlich; denn die beiden waren viel zu sehr mit sich beschäftigt. Scherzend und schmusend kamen sie das Treppenhaus hinauf, Claudio hatte die Bluse des Mädchens geöffnet.
    Als sie endlich auf der letzten Treppe angelangt waren, von den Mitbewohnern nicht mehr zu sehen, drückte Claudio das Flittchen auf die Treppenstufen. Er schob ihren kurzen Rock

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