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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Zeitung lesen oder die Nachrichten gucken?«
    »Es stimmt wirklich, Mr. Butler«, schaltete Katherine sich ein, in einem Ton, der eine gute Mischung aus Höflichkeit und Bestimmtheit war. »Es ist kein Aids.«
    Das verunsicherte Frank. Katherine Casey log nicht. Sie war ein braves Kind. Obwohl er eine Veränderung an ihr bemerkte. Ja, wenn das nicht so völlig unwahrscheinlich wäre, würde er sagen, daß
Verwegenheit
das richtige Wort sei.
    »Wann fliegst du wieder?« herrschte er Tara an. »Neujahr.«
    »Wahrscheinlich soll ich dich bringen.«
    »Ganz recht.«
    Dann fiel ihm etwas ein, und seine Miene erhellte sich. Hier kannte er die Fakten. »Na«, sagte er, »ich habe gehört, daß Milo O’Grady sich mit einer Geschiedenen aus der Schweiz zusammengetan hat, und jetzt will sie, daß er die Farm verkauft.«
    »Sie ist nicht aus der Schweiz!«
    »Und sie ist auch nicht geschieden, Mr. Butler.«
    »Und sie will auch nicht, daß er die Farm verkauft. Es ist seine eigene Entscheidung.«
    »Aber die zwei haben sich zusammengetan, Mr. Butler, wenn das ein Trost für Sie ist.«
    Frank war entmutigt. Mit finsterer Miene warf er ihre Koffer in den Kofferraum seines Cortina, dann musterte er Tara. »Hast ganz schön abgespeckt.«
    »Danke, Dad!«
    »Du warst aber auch richtig in die Breite gegangen. Mit so einem Vollmondgesicht, hahaha!«
    Déjà vu,
dachte Tara verdutzt.
Genauso hat sich Thomas auch immer angehört. Ich muß verrückt
gewesen sein, daß ich mir das habe bieten lassen.
Und zum ersten Mal wußte sie, daß sie lieber ein Leben lang einsam sein würde, als noch einmal so zu leben.
    Katherine und Tara waren für zehn Tage in Irland. Weil die Flüge zwischen London und Irland in der Weihnachtszeit so begehrt waren, hatten sie ihren schon im März gebucht. Damals war Katherine stolz auf ihre weise Voraussicht gewesen, doch jetzt bereute sie sie bitter. Die Vorstellung, zehn Tage ohne Joe zu sein, war schrecklich.
    Fintan war in London geblieben, weil die nächste Chemo fällig war. Er hatte darauf bestanden, daß Tara und Katherine nach Irland reisten. »Man wird mir die Bude einrennen«, beschwerte er sich. »Sandro ist hier, und Milo und Liv bleiben auch. Harry, Didier, Neville, Geoff, Will, Andrew, Claude, Geraint und Stephanie bestehen darauf, am ersten Weihnachtstag zu uns zu kommen. Und JaneAnn und Ambrose kommen aus
    Irland.«
    »Holla«, sagte Tara staunend. »JaneAnn und Liv! Hat
    deine Mutter Liv inzwischen verziehen, daß sie Milo aus
    Knockavoy gestohlen hat?«
    »Nein, aber sie wird sich benehmen müssen.«
    »Wo ist Mam?« fragte Tara ihren Vater, als sie nach Hause kamen.
    »Hier!« Fidelma eilte ins Zimmer und strahlte vor Freude. Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift: ›Meine Nachbarin war in England und hat mir nur dieses dumme T-Shirt mitgebracht‹, das über und über mit Federn bedeckt war. »Ich habe gar keine Zeit«, erklärte sie. »Ich wollte nur schnell guten Tag sagen. Wir sind gerade beim Truthahnrupfen im Schuppen. Es sind so viele Federn in der Luft, daß ich beinahe fliegen kann. Meine Güte«, sagte sie dann, »du bist ja ein richtiges Dünnerchen geworden. Ist das wegen dem Freund?«
    Tara nickte. Ihre Unterlippe begann zu zittern, und die Tränen traten ihr in die Augen. Aber Weinen war in Ordnung, sie war bei ihrer Mutter.
    »Und bestimmt auch wegen Fintan.« Fidelma wäre am liebsten selbst in Tränen ausgebrochen, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt. »Vergiß deine Sorgen einfach mal«, sagte sie tröstend und schloß Tara in die Arme. »Jetzt bist du ja erst einmal zu Hause. Paß auf, wenn du wieder fährst, sieht alles ganz anders aus.«
    Tara schmiegte sich an die weiche Wärme des mütterlichen Körpers und atmete die heilende Kraft der Mutterliebe ein. Jetzt mußte sie nicht mehr tapfer sein, ihre Mammy würde die Last eine Weile für sie tragen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich geborgen. Tara hatte ein schönes Weihnachtsfest. Sie freute sich, zu Hause zu sein, und sie freute sich, ihre drei Brüder wiederzusehen, die sich trotz ihres fortgeschrittenen Alters – sie waren dreiundzwanzig, vierundzwanzig und achtundzwanzig – wie ausgelassene pubertierende Jugendliche gebärdeten. Katherine jedoch zählte die Tage, bis sie wieder nach London zurückkehren konnte. Sie telefonierte stundenlang mit Joe in Devon, und keiner von beiden konnte das Gespräch beenden.
    »Leg du auf.«
    »Nein, du.«
    »Nein, du.«
    »Also gut, wir zählen bis drei,

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