Pusteblume
sie auf ihren Unterleib. »Da.«
»Wo genau?« wollte er wissen. »Ich habe nicht viel Zeit. Zeigen Sie mir die Stelle.«
»Hier.« Sie berührte sich flüchtig und wand sich vor Verlegenheit und Erregung.
Joe legte eine kühle Arzthand auf ihr Schambein und begann sie, wie nebenbei, mit dem Daumen zu streicheln. »Hier?«
»Tiefer.«
»Ms. Casey, Sie müssen mir die Stelle schon genau zeigen.«
Sie schloß die Augen, nahm seine Hand und legte sie an die Stelle.
»Hier?« fragte er.
»Weiter innen«, stöhnte sie.
»Hier?«
»Ja.«
Eine Weile später sagte Katherine – und sie klang gedämpft, weil sie unter Joe lag: »Jetzt müssen wir aber wirklich aufstehen.«
Auf dem Weg ins Badezimmer stolperte sie beinahe über die Gewichte, die im Flur langsam einstaubten. Im Badezimmer stand eine vertrocknete Grünpflanze auf der Fensterbank, und es gab nur Head-’n’-ShouldersShampoo und keinen Conditioner.
Joes Wohnung war auf vertrauenerweckende Weise die eines Junggesellen. Aber nicht mehr lange. Katherine hatte ihre Pläne.
Kurz darauf kam sie, in ein verschlissenes beigefarbenes Handtuch gewickelt, wieder ins Schlafzimmer. »Ich bin spät dran und muß meine Bluse noch bügeln.«
Joe versuchte, ihr das Handtuch wegzuziehen. »Nein, laß das und geh jetzt in die Dusche, sonst kommst du zu spät zur Arbeit.«
»Jawohl, Madame.«
Mit hängenden Schultern ging er ins Badezimmer.
Als er ins Schlafzimmer kam, hatte sie sich schon angezogen, und er musterte sie in ihrem hellblauen Kostüm. »Möglicherweise die beste Freundin in der ganzen Welt«, sagte er zärtlich.
»Ich wette, du trinkst Carling Black Label«, sagte sie mit dem Blick auf seine Lendengegend. »Nun zieh dich an.«
»In Ordnung.« Er seufzte.
Sie fönte sich die Haare, schminkte sich und suchte in ihrem Portemonnaie nach Münzen.
»Oh, Joe, ich brauche Kleingeld für die U-Bahn.«
»Bitte, bedien dich.« Er schlug seine Anzugjacke zurück und machte einen Hüftschwung in ihre Richtung.
»Nein«, kicherte sie, »ich steck doch meine Hand nicht in deine Hosentasche.«
»Wenn du Geld für die U-Bahn brauchst, dann bleibt dir nichts anderes übrig.«
Einen kurzen Moment zögerte sie, dann ließ sie ihre Hand in die geheime Höhle seiner Tasche gleiten, über seinen harten Hüftknochen und in die Tiefen der Tasche, wo die Münzen lagen. Aber ihr Interesse an den Münzen war erloschen, weil sie darunter etwas anderes erfühlte. Eine warme, weiche Schwellung, die sich ausdehnte und bewegte, steif und lebendig wurde unter ihrer Berührung. Sie fing an zu tasten und zu streicheln und…
»Nein!« rief sie aus. »So kommen wir nie ins Büro!«
Sie griff nach einigen Münzen, nahm, was sie brauchte, und ließ den Rest wieder zurückfallen.
»Entschuldigung«, sagte sie verlegen. »Ich komme später drauf zurück.«
»Das glaube ich auch.« Er lächelte. »Wie wär’s mit einer Begegnung auf der Männertoilette im Büro?«
»Nein.«
»Schade.«
»Das wollte ich mir für deinen Geburtstag aufheben. Jetzt hast du die Überraschung kaputtgemacht.«
»Meinst du das ernst?« fragte er neugierig. Er war sich bei ihr nie sicher – sie war eine so merkwürdige Mischung aus Prüderie und Gier.
»Da mußt du wohl bis Juli warten, um es herauszufinden.« Sie nahm ihre Tasche. »Mann, ist dieses Telefon schwer!«
Katherine hatte ihr Telefon ausgestöpselt und es mit zu Joe genommen, falls Tara plötzlich auf die Idee kommen sollte, Thomas anzurufen. »Wir sehen uns im Büro.« Sie küßte ihn. »Gib mir einen Vorsprung von zehn Minuten.«
»Du mußt mir das nicht jeden Morgen sagen«, sagte Joe sanft. »Ich weiß es ja. Aber ich wünschte mir, wir mußten uns nicht vor unseren Kollegen verstecken. Genierst du dich mit mir?« Er lachte, aber sie merkte, daß er tatsächlich verletzt war.
»Nein«, sagte sie verwirrt. »Natürlich geniere ich mich nicht. Ich mag es einfach nicht, wenn die anderen wissen, was ich privat mache. Ich muß eine gewisse Autorität wahren, und wenn die anderen wissen, daß ich mit dir schlafe, denken sie, ich bin ein
Mensch,
und dann versuchen sie noch, mich mit ihren Spesen zu übertölpeln…« Sie dachte einen Moment nach. Vielleicht sah sie es zu eng. Was machte es schließlich schon? »Also gut, solange wir nicht zusammen zur Tür reinkommen.«
Sie waren inzwischen schon seit fast fünf Monaten zusammen, und für Katherine war jeder Tag wie ein Wunder. Wenn sie im November gewußt hätte, daß die Sache im
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