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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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habe ich erst verstanden, als einer Ihrer Leute mich über jene Nacht befragt hat.«
    »Sie haben Hauptwachtmeister Yu genau das gesagt, was Wu Ihnen eingeschärft hatte, und ihm damit ein Alibi verschafft.«
    »Ja, aber ich wußte nicht, daß ich ihm damit ein Alibi lieferte, und genausowenig wußte ich, daß Wu den Mord begangen hatte. Später habe ich dann im Kalender nachgesehen. Der Sonntag war in Wirklichkeit schon der Dreizehnte. Aber zu dem Zeitpunkt, als ich mit dem Kriminalbeamten Yu sprach, war mir das genaue Datum entfallen.«
    »Haben Sie ihn später darauf angesprochen?«
    »Ich hab ihn am nächsten Tag angerufen, um ihm zu sagen, daß ein Polizist mich verhört hatte. Er lud mich in die JJ Bar ein. Zwischen den Drinks sagte er, daß er zum stellvertretenden Kulturminister von Shanghai befördert werden und mich mit Zins und Zinseszins entlohnen würde.«
    »Hat er Guan erwähnt?«
    »Nein. Er fragte nur, welches Datum ich dem Genossen Hauptwachtmeister Yu genannt hatte, und schien über meine Antwort erleichtert zu sein.«
    »Und sonst nichts?«
    »Nein, an dem Tag hat er nichts weiter gesagt, und ich habe auch nicht gefragt«, sagte Guo. »Ich verschweige Ihnen nichts, Genosse Oberinspektor Chen!«
    Das Telefon läutete. »Genosse Berater Yu ist am Apparat. Er sagt, es sei dringend«, sagte Meiling. »Wollen Sie mit ihm sprechen?«
    »Ja, stellen Sie durch.«
    »Wir haben in dem Kofferraum des Wagens etwas gefunden, Oberinspektor Chen«, berichtete der Alte Jäger. »Frauenhaar. Eine lange Strähne.«
    »Lassen Sie das Beweisstück sofort zu Dr. Xia bringen«, ordnete Chen an. »Und merken Sie Guo als Hauptzeugen vor!«
    Es wurde Zeit für Oberinspektor Chens großen Auftritt im Polizeipräsidium.

 
    39
     
    AM NÄCHSTEN MORGEN stand Chen in einem überfüllten Bus und wollte sich eigentlich zurechtlegen, was er bei der Besprechung mit Parteisekretär Li und Polizeipräsident Zhao vorzubringen gedachte, fand aber seine Sinne benebelt von dem starken Parfüm und dem nicht minder stechenden Körpergeruch einer fest gegen ihn gedrängten jungen Frau. Unfähig, sich zu rühren, fügte er sich in die Situation: eingezwängt wie eine Ölsardine, hirnlos, fast lustlos.
    Der Bus schlich die Yan’an Lu entlang. An jeder Haltestelle kämpften sich die Fahrgäste mit Ellbogen und Schultern herein und hinaus. Die Konfrontation, für die er sich zu wappnen suchte, konnte die unterschiedlichsten Folgen haben, aber es war unmöglich, die Sitzung noch länger hinauszuschieben. Die Kette war vollständig: das Motiv, die Beweise, die Zeugen. Es gab kein fehlendes Glied mehr. Es gab keinen Vorwand mehr, der großen Kraftprobe aus dem Weg zu gehen.
    Kaum hatte Chen am Nachmittag zuvor Dr. Xias Gutachten in Händen, als er auch schon Parteisekretär Li angerufen hatte. Li hatte ihn ausreden lassen, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen. Das war neu.
    »Sie sind sich absolut sicher«, hatte Li schließlich gefragt, »daß Wu Xiaoming in der fraglichen Nacht den Wagen selbst gefahren hat?«
    »Ja. Absolut sicher.«
    »Sie haben Dr. Xias Bericht erhalten?«
    »Noch nicht, aber er hat mir telefonisch bestätigt, daß es Guans Haar war, das wir in dem Wagen gefunden haben.«
    »Und Guo wird gegen Wu und dessen falsches Alibi aussagen?«
    »Ja. Guo muß seine eigene Haut retten.«
    »Sie meinen also, daß es an der Zeit ist, zu einem Ergebnis zu kommen.«
    »Wir haben das Motiv, wir haben den Beweis, wir haben den Zeugen. Und Wus Alibi ist geplatzt.«
    »Es ist kein normaler Fall«, hatte Li gedankenverloren gesagt und hörbar ins Telefon geseufzt, »und er kommt zu keiner gewöhnlichen Zeit. Wir werden morgen eine Besprechung mit Polizeipräsident Zhao haben. Sagen Sie in der Zwischenzeit zu niemandem ein Sterbenswörtchen.«
    Als Chen jetzt in Lis Büro trat, fiel sein Blick auf eine kleine Notiz, die an der Bürotür klebte.
    GENOSSE OBERINSPEKTOR CHEN: Bitte warten Sie im Konferenzsaal Nr. 1 auf uns. Wichtige Sitzung. Polizeipräsident Zhao wird auch dort sein.
    Li
    In dem Konferenzsaal war kein Mensch. Chen nahm sich einen Stuhl mit Lederpolster am Ende des langen Tisches. Während er wartete, überflog er noch einmal seine Notizen. Er wollte, daß seine Darstellung Hand und Fuß hatte, daß sie schlüssig und prägnant war. Als er mit der Durchsicht fertig war, sah er wieder auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten nach der vereinbarten Zeit.
    Er sah der Sitzung ohne Optimismus entgegen. Auch bei seinen Vorgesetzten war

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