Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
den Antrag an, falls es noch nicht zu spät
ist.«
Brigham streckte seine Hand aus.
»Lieber spät als nie«, entgegnete er in schroffem und dennoch überraschend
liebevollem Ton. Unter dem Applaus der Gäste trat Lydia in den Gang und ging
auf Brigham zu. Nach einem letzten Blick auf Joe McCauley, der mit einem
traurigen Lächeln und einem Schulterzucken antwortete, ließ sie sich von
Brigham zum Altar führen.
Obwohl Lydia später von Charlotte,
Millie, Elly und anderen die verschiedensten Versionen dessen hörte, was sich
dann ereignete, nahm sie selbst nur sehr wenig von der Zeremonie wahr, die
jetzt gleich doppelt stattfand. Lydia heiratete Brigham, und Polly nahm Devon
zum Mann, diesmal ganz legal.
Polly und Devon zogen sich sogleich
nach ihrem Ehegelübde zurück, aber Lydia hatte nicht den Eindruck, daß sie
besonders glücklich waren.
Was sie selbst betraf, so war sie
wie beschwipst vor Freude und erschüttert über die dreiste Tapferkeit, mit der
sie sich durchgesetzt hatte. Der goldene Ring, den Brigham für Polly gekauft
hatte, schmückte nun ihren Finger, und das war im Moment das wichtigste. Über
die möglichen Auswirkungen ihrer Handlungsweise würde sie sich später Sorgen
machen, wenn sie ihr inneres Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
Ein unternehmungslustiger Fotograf,
der in Seattle von der bevorstehenden
Hochzeit erfahren hatte, war auf einem der Postboote nach Quade's Harbor
gekommen. Er nahm Brigham und Lydia vor dem Sommerhäuschen auf und hielt ihre
feierlichen Mienen für die Nachwelt fest.
Von unzähligen Blitzen und
Lichtstrahlen geblendet, hatte Lydia schließlich das Gefühl, allmählich zu
erblinden. Als Brigham ihre Hand nahm und sie zu dem Tisch mit Kuchen und
Punsch führte, atmete sie erleichtert auf.
Doch so richtig löste sich ihre
Benommenheit erst auf, als Charlotte und Millie auf sie zustürzten und sie
stürmisch umarmten. Die strahlende Freude und Akzeptanz in den Augen ihrer
Stieftöchter beruhigte Lydias aufgeregte Nerven.
»Ich habe nicht einmal gewagt, zu hoffen, daß du unsere Mama wirst!« vertraute Millie ihr an, während sie an Lydias
langen Röcken zupfte, um sie zu sich herabzuziehen.
Lydia küßte die Kleine auf die
Stirn. »Du und Charlotte, ihr seid das Allerbeste an diesem Handel«, flüsterte
sie Millie zu.
Erst als die Mädchen sich wieder
unter die Gäste gemischt hatten, ließ Brigham sich anmerken, daß er Lydias
Bemerkung gehört hatte. Er zog eine Augenbraue hoch, und seine grauen Augen
funkelten wie Silber, als er seine Braut belehrte: »Ich betrachte es als meine
Pflicht, Mrs. Quade, dir zu beweisen, daß es noch andere Dinge an diesem
>Handel< gibt, die du zu schätzen weißt.«
Seine Worte machten Lydia so nervös,
wie er es beabsichtigt hatte, und sie entgegnete errötend: »Ich meine damit nur
...«
Brigham legte seine Hand unter ihr
Kinn und hielt ihren Redefluß sanft, aber entschieden auf. »Hier ist, was ich meine«, sagte er, seine Stimme leise und intim wie ein Streicheln und seine
Worte nur für Lydia verständlich. »Du warst eine süße Qual für mich, vom ersten
Moment an, als ich dich erblickte. Dich auf jenem Bett in der Hütte zu
verwöhnen, ohne dich hinterher besitzen zu dürfen, war eine solch köstliche
Tortur für mich, daß meine Nerven noch tagelang von der Anstrengung vibriert
haben. Aber jetzt, meine wunderschöne kleine Yankee, bist du meine Frau, und
ich beabsichtige, mein Versprechen einzuhalten.«
Lydia schluckte und spürte eine
Hitzewelle in ihrem Körper aufsteigen, die sie ganz schwach werden ließ. Aber
es war ein himmlisches Gefühl. »W-welches Versprechen?«
Brigham beugte sich vor, küßte sie
auf die Lippen und sagte dicht an ihrem Ohr: »Ich werde dich so gründlich
lieben, Mrs. Quade, daß selbst die Berge hören werden, wie du meinen Namen
rufst.«
Ein heißes Erschauern durchzuckte
Lydia, und vor lauter Verlegenheit versuchte sie, sich Brigham zu entziehen.
Aber er ließ es nicht zu, biß sie sanft ins Ohrläppchen, was ein erneutes
Erschauern in ihr auslöste, das noch intensiver war, und so unschuldig Lydia
auch sein mochte, wußte sie doch, daß dies nur ein Vorgeschmack dessen war, was
Brigham später mit ihr zu tun gedachte. Sie spürte, wie ihre Brustspitzen sich
aufrichteten, und ihrer Kehle entrang sich ein leises, sehnsuchtsvolles
Stöhnen.
Brigham lachte und küßte sie dann so
leidenschaftlich, daß Lydia schwankte, als er sich von ihr löste, und die
Hochzeitsgäste begeistert
Weitere Kostenlose Bücher