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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich dir jetzt noch nicht verraten.«
    »Vertraust du mir nicht?«
    »Damit hat es nichts zu tun«,
beharrte die Prinzessin. »Ich weiß, daß du es niemandem verraten würdest. Aber
ich wage es nicht, seinen Namen zu flüstern — falls es jemand hören würde,
könnte es Rafael zugetragen werden. Und nur der Himmel weiß, was dann geschehen
mag.«
    Annie war entrüstet. »Du glaubst
doch nicht allen Ernstes, daß dein Bruder dem Mann etwas antun würde?«
    Phaedra tupfte mit dem Taschentuch
ihre Tränen ab. »Du würdest die Möglichkeit niemals bezweifeln, wenn du nicht
verliebt in Rafael wärst«, beschuldigte sie Annie. »Du siehst seine Fehler
einfach nicht.«
    Das veranlaßte Annie zu einem
Lächeln. Sie kannte Rafaels Fehler gut genug. »Seine unerträgliche Arroganz,
meinst du? Seinen Eigensinn? Oder beziehst du dich auf den übertriebenen Stolz
des Prinzen?«
    Phaedra zog unsicher die Schultern
hoch. »Du wirst mir helfen, nicht?« flüsterte sie bittend.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte
Annie. »Ich muß darüber nachdenken.«
    »Seit wann denkst du über Dinge
nach, bevor du sie tust?«
    Annie beobachtete die Mägde einen
Moment bei der Arbeit, bevor sie antwortete. »Es ist viel geschehen, seit ich
nach Bavia gekommen bin«, sagte sie schließlich. »Mag sein, daß ich ein bißchen
reifer geworden bin.«
    Mit diesen Worten stand sie auf und
verließ die Kapelle, ohne sich noch einmal nach der Prinzessin umzusehen. Sie
suchte die staubigen Räume hinter der Küche auf, wohin die Verwundeten gebracht
worden waren. Die drei überlebenden Rebellen, die bei dem Angriff auf die Burg
verwundet worden waren, lagen auf Pritschen an der Wand. Zwei schliefen; einer
starrte düster zur Zimmerdecke auf.
    Annie fand einen Krug mit Wasser und
einen sauberen Becher und näherte sich dem jungen Mann. »Hallo«, sagte sie.
    Er schaute sie aus großen, frechen
Augen an, aber Annie entging nicht, daß seine Lippen zuckten, als er sah, was
sie ihm brachte.
    Sie schenke ein, und er schaute mit
gierigen Blicken zu, wie das Wasser aus dem Krug in den Becher lief. »Mein Name
ist Trevarren«, teilte sie ihm mit. »Und wie heißen Sie?«
    »Warum wollen Sie ihn wissen?«
konterte er. »Um ihn auf meinem Grabstein eingravieren zu lassen?«
    Annie lächelte und hielt den Becher
an seine Lippen, worauf er durstig, ja fast verzweifelt trank. »Sie werden in
nächster Zukunft keinen benötigen«, sagte sie. »Einen Grabstein, meine ich.
Sind Sie hungrig?«
    Er sank auf die Kissen zurück. Sein
braunes Haar war strähnig und verfilzt wie eine Pferdemähne, seine Haut blaß
unter der dicken Schmutzschicht. »Nein«, sagte er, obwohl sein Magen knurrte.
    »Ihr Name?« beharrte Annie und hielt
den Becher wieder an seinen Mund, aber so, daß er ihn nicht erreichen konnte.
»Und lügen Sie mich nicht an. Es wäre sinnlos.«
    »Josiah«, sagte er grollend. »Josiah
Vaughn.«
    Jetzt erlaubte Annie ihm, soviel zu
trinken, wie er wollte. Als er den Becher geleert hatte, war er bleich vor
Schwäche, und frisches Blut sickerte durch den dünnen Verband an seiner
rechten Schulter.
    Josiah fuhr zusammen, als Annie den
Verbandstoff hob, um die Wunde zu betrachten. Es war von den Bleikugeln eines
Artilleriegeschosses getroffen worden, und die Wunde war entzündet und ging
tief. Annie dachte, daß sie womöglich zu voreilig gewesen war, als sie ihm
versicherte, daß er keinen Grabstein brauchen würde.
    »Ich muß diese Wunden reinigen«,
sagte sie. »Wir haben jedoch nichts anderes als guten Whisky, und ich fürchte,
daß es sehr schmerzen wird.«
    Josiah war noch jung, nicht älter
als siebzehn wohl, und Annie erkannte panische Angst in seinen Augen, obwohl er
sich bemühte, sie zu verbergen. »Seine Hoheit der Prinz will seine Gefangenen
wohl anständig zusammengeflickt haben, bevor er uns an den Gliedern
auseinanderreißt wie ein gebratenes Kaninchen.«
    Annie erschauderte, aber sie sagte
tapfer: »Reden sie keinen Unsinn. Diese Methoden sind schon Generationen zuvor
abgeschafft worden. Was allerdings nicht heißt, daß Sie nicht in argen
Schwierigkeiten stecken.« Sie verließ ihn einen Moment, um eine Flasche Whisky
zu holen und einen Stapel reiner Tücher. Jemand, vermutlich Kathleen, hatte
alte Bettlaken für Verbandsmaterial zerrissen.
    »Auf Verrat steht Todesstrafe«,
klärte Josiah Annie auf, als sie sich einen Stuhl herangezogen hatte. »Sie
werden mich erschießen oder aufhängen.«
    Annie entfernte den
blutdurchtränkten Verband und

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